15.01.2015 17:12:00

Franken-Aufwertung - Teurere Kredite und Hoffnung auf mehr Urlauber

Die Freigabe des Eurokurses durch die Schweizer Notenbank (SNB) und die damit verbundene drastische Aufwertung des Schweizer Franken auf eine Parität zum Euro hat in Österreich geteilte Reaktionen ausgelöst. Häuslbauer mit Frankenkrediten müssen mit steigenden Belastungen rechnen. Die Touristiker dürfen hingegen auf mehr Gäste hoffen, wenn der Urlaub in der Schweiz deutlich teurer wird.

In Österreich gibt es noch Frankenkredite im Wert von 22 Mrd. Euro, rund 220.000 Menschen könnten dadurch von der Franken-Aufwertung betroffen sein, schätzt der Chef von s-Bausparkasse und s-Wohnbaubank, Josef Schmidinger. Auch die Stadt Wien hat dadurch rechnerisch um 300 Mio. Euro mehr Schulden, geht aber davon aus, dass abgesehen von höheren Zinszahlungen, kein tatsächlicher Verlust realisiert werden muss.

Die neue Wechselkursparität bringt dem Tourismus Vorteile, birgt aber auch Risiken, sagte der Sprecher der Österreichischen Hoteliervereinigung (ÖHV), Martin Stanits: Zwar könne man mit mehr Gästen rechnen, aber "wir müssen abwarten, wie sich das auf die Finanzierung der Betriebe auswirkt". Konkret gehe es darum, in welchem Ausmaß die Unternehmen Kredite in Schweizer Franken laufen hätten. Daher sei man sehr vorsichtig in der Bewertung der neuen Situation.

Besonders intensiv dürften die Effekte in Vorarlberg ausfallen. Abgesehen davon, dass viele Menschen einen Frankenkredit haben, kann das Ländle auf mehr Schweizer Urlauber und andere Urlauber, die nun die Schweiz meiden, hoffen. Allerdings dürften die meisten Menschen ihren Winterurlaub schon geplant haben, daher sind steigende Zahlen erst im Sommertourismus zu erwarten, sagte der Vorarlberg-Tourismus-Geschäftsführer Christian Schützinger. Profitieren dürfen vor allem Beherbergungs-und Verpflegungsbetriebe der höheren Kategorien.

Für das Vorarlberger Einkaufszentrum "Messepark" in Dornbirn ist die erste Bilanz zwiespältig. Geschäftsführer Burkhard Dünser erwartet zwar mehr Einkaufstourismus, aber da Schweizer Kunden schon jetzt etwa 20 Prozent des Messepark-Umsatzes von 180,9 Mio. Euro (2013) ausmachten, werde es keinen dramatischen Anstieg mehr geben. Dünser fürchtet aber, dass die Schweizer Wirtschaft mit diesem Kurs mittelfristig Schaden nehmen werde und Arbeitsplätze verloren gingen - was auch Vorarlberg mit seinen insgesamt rund 16.000 Grenzgängern (jeweils circa 8.000 in der Schweiz und in Liechtenstein) spüren würde.

Die heutige Entscheidung der Schweizer Notenbank (SNB), den Mindestkurs von 1,20 Franken pro Euro aufzuheben, ist für Raiffeisen-Chefanalyst Peter Brezinschek "völlig unverständlich". Die SNB habe ihre Glaubwürdigkeit damit stark ramponiert. Brezinschek rechnet damit, dass sich ein neues Kurs-Gleichgewicht in zwei bis drei Wochen bei 1,10 bis 1,13 Franken pro Euro einpendeln wird.

(Schluss) tsk/jh/ivn/kre

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