15.01.2015 13:55:00
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Franken-Aufwertung: Für Brezinschek "überraschend und unverständlich"
"Kaum eine Notenbank hat so eine Glaubwürdigkeit ausgestrahlt wie die Schweizerische Notenbank mit dieser Untergrenze Schweizer Franken/Euro", sagte Brezinschek am Donnerstag zur APA. Durch den unerwarteten Schritt sei diese Glaubwürdigkeit "stark ramponiert" worden. Die SNB habe sich in den vergangenen Jahren zusehends mit Interventionen zurückgehalten, und Interventionen seien auch nicht mehr so notwendig gewesen wie es knapp nach der Einführung der Wechselkurs-Untergrenze angesichts der Eurokrise der Fall gewesen sei.
Seit 2013 sei die Zentralbank-Bilanz der SNB nicht mehr gestiegen, erklärte Brezinschek. "Um einen Wechselkurs nicht zu stark werden zu lassen, hat eine Notenbank alle Möglichkeiten. Sie kann die Geldmenge unbeschränkt ausweiten." In dem Schritt, denn die Schweizer Notenbank nun gesetzt habe, könne er keinen Vorteil sehen.
Brezinschek geht davon aus, dass es zwei bis drei Wochen dauern wird, bis sich der Franken-Euro-Wechselkurs bei einem neuen Gleichgewicht einpendeln wird, das er bei 1,10 bis 1,13 Franken pro Euro sieht. Die Kaufkraftparität liege sogar bei etwa 1,28 Franken.
Für die Schweizerische Exportindustrie sei der Schritt der SNB ein harter Schlag, "das kann jetzt schon ziemlich holprig für die werden". Für den österreichischen Tourismus sei es hingegen ein Segen, "Vorarlberg und Tirol werden sich wahrscheinlich ins Fäustchen lachen".
Kurzfristig werde durch den starken Franken die Inflation in der Schweiz, die sich im Vorjahr mit 0,1 Prozent "hart an der Nulllinie" bewegt habe, wahrscheinlich "in die Minuszone rutschen", weil sich die Importe für die Schweizer verbilligen würden. Das sei aber keine Deflation, sondern eine einmalige Preissenkung auf Grund einer Einmalentwicklung. Ursprünglich habe man für heuer in der Schweiz mit einer Teuerungsrate von 0,4 Prozent gerechnet.
Überhaupt sieht Brezinschek die Angst vor einer Deflation als übertrieben an. "Ich bin nicht überzeugt, dass wir in der Eurozone ein Deflationsproblem haben." Das sei eine "vollkommen überzogene Diskussion", weil es negative Teuerungsraten immer schon gegeben habe, vor allem wenn sie auf niedrige Öl- oder Nahrungsmittelpreise zurückzuführen gewesen seien. "Die Kerninflation in Europa - ex Nahrungsmittel und Energie - liegt bei knapp 0,8 Prozent und nicht bei -0,2 Prozent."
Mit Ausnahme Griechenlands gebe es in der Eurozone kein Land, in dem die Löhne nominell zurückgegangen seien, "weil die Kollektivverträge ja anders sind als in den 30er Jahren, das ist ein vollkommener Unfug."
(Schluss) ivn/tsk
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