US-Geldpolitik 18.11.2015 15:31:00

Fidelity: Fed-Zinswende im Dezember "sehr wahrscheinlich"

Die Frage sei vielmehr, wie sich die Fed im Jahr 2016 verhalten werde. Der Fokus verlagere sich vom Zeitpunkt der Zinserhöhung auf die Geschwindigkeit der Zinsschritte, sagte Stupnytska beim "Fidelity Media Forum" am Mittwoch in London. Die Fed hält den Leitzins seit der Weltwirtschaftskrise Ende 2008 auf dem historisch niedrigen Niveau von null bis 0,25 Prozent. Nachdem in den USA im Jahr 2016 voraussichtlich kein Inflationsdruck herrscht, rechnet die Ökonomin damit, dass die Fed nach sieben Jahren Nullzinspolitik die Zinsen "sehr langsam" anhebt, um nicht das US-Wirtschaftswachstum abzuwürgen.

2016 könnte es ihrer Meinung zwei Zinsschritte mit deutlich weniger als 100 Basispunkten (1,0 Prozent) geben. Im Gegensatz dazu werde die Europäische Zentralbank (EZB) ihre lockere Geldpolitik auch im kommenden Jahr weiterverfolgen und ihr bis September 2016 geplantes Anleihenankaufprogramm bis Ende 2016 oder sogar bis 2017 verlängern.

Der Konjunkturausblick von Fidelity International für das Jahr 2016 ist insgesamt durchmischt: Unterschiedliche Wachstumgeschwindigkeiten weltweit, wahrscheinliche Zinserhöhungen der US-Notenbank Fed und Bank of England (BoE) und das weitere Auseinanderdriften der Emerging Markets werden die Weltwirtschaft im Jahr 2016 nach Ansicht der Fidelity-International-Ökonomin maßgeblich prägen.

Das Wirtschaftswachstum in den USA und Großbritannien soll sich 2016 abschwächen, in Europa und Japan aber wieder zulegen. Stupnytska erwartet, dass im kommenden Jahr die Deflationsangst verschwindet, es aber auch keine überschießende Inflationsentwicklung geben wird. Der weltweite private Konsum sei 2015 durch die niedrigen Ölpreise gestützt worden, diese Unterstützung werde sich im kommenden Jahr abschwächen. Auch eine Besserung der Lage auf den Arbeitsmärkten sollte den Konsum im kommenden Jahr stützen.

Die Emerging Markets werden sich weiter auseinanderentwickeln, und der "strukturelle Gegenwind" könnte sich nach Ansicht der Fidelity-Ökonomin weiter verstärken. Nach 15 Jahren mit außergewöhnlich hohen Wachstumsraten werde es in den Schwellenländern zu einer Rückkehr zu "normalen" Steigerungsraten mit "Mini-Zyklen" kommen. "Es ist nicht alles schlecht in den Emerging Markets", sagte die Ökonomin vor Journalisten. Der Schwenk in China zu einem nachhaltigeren Modell mit niedrigeren Wachstumsraten treffe vor allem Rohstoffexporteure wie Brasilien und Südafrika.

Als Risiken für ihren Ausblick 2016 bezeichnete die Fidelity-Ökonomin die unsichere konjunkturelle Entwicklung in China. "Es gibt aber keine Zeichen für eine harte Landung und einen Kollaps des chinesischen Wachstums", beruhigte sie. Auch der Konjunkturausblick der USA sei mit Unsicherheiten behaftet. Die Fed-Zinserhöhungen könnten das US-Wachstum möglicherweise dämpfen und einen Abschwung einläuten.

Wie sich der Ölpreis im kommenden Jahr entwickeln wird, ist für die Ökonomin schwer vorauszusagen. Am besten für die Industrieländer, Emerging Markets und die Erdöl exportierenden Länder wäre ein Ölpreis von bis zu 60 US-Dollar (56 Euro). Ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent zur Lieferung im Dezember kostete zuletzt rund 44 US-Dollar (41 Euro). Der Preis für ein Fass der US-Sorte WTI lag bei 41 Dollar.

cri/sp

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