Nach den heftigen Kursverlusten der vergangenen Tage legten Deutsche Bank-Aktien am Vormittag fast 15 Prozent zu und waren damit bester Wert im DAX. Laut Portfoliomanager Stefan de Schutter von Alpha Wertpapierhandel trug die Meldung etwas zur Beruhigung der zuletzt verunsicherten Anleger bei, auch wenn es sich bei der Aktion um einen eher normalen Vorgang an den Kapitalmärkten handele. Seit Jahresbeginn haben die Aktien der Bank trotz des Kursanstiegs am Mittwoch immer noch rund ein Drittel an Wert verloren.
MEHR ALS 200 MILLIARDEN LIQUIDITÄT
Bei dem möglichen Schuldenrückkauf will sich die Deutsche Bank dem Vernehmen nach auf erstrangige Titel, sogenannte "Senior Bonds", konzentrieren. Diese hatte das Institut zuletzt im Umfang von 50 Milliarden Euro im Umlauf. Einen Teil davon würde die Bank nun also aus dem Markt nehmen. Bezahlen könnte sie den Rückkauf über Reserven in der Bilanz.
Das mögliche Angebot an Investoren der Anleihen wurde unter Finanzexperten als raffinierter Schachzug gewertet. So könnte die Deutsche Bank mit dem Rückkauf der Schuldscheine unter dem Nennwert einen Kapitalgewinn einstreichen und sich künftige Zinszahlungen sparen. Zum anderen schafft sie damit neue Nachfrage für die Schuldscheine und bremst damit deren Wertverfall.
BILANZ SCHRUMPFT
Nachteil freilich ist, dass sich die Bank damit zugleich Spielräume für neue Investitionen und Geschäfte nimmt. Allerdings hat sich das Institut ohnehin wegen der zunehmend strengeren Anforderungen der Aufsichtsbehörden eine Verkleinerung der eigenen Bilanzsumme vorgenommen.
Bereits zu Wochenbeginn versucht die Bank den verunsicherten Kapitalmarkt zu beruhigen. So betonte Vorstandschef John Cryan in einem Schreiben an die Mitarbeiter angesichts der jüngsten Turbulenzen die Stärke des größten deutschen Geldhauses. "Sie können Ihren Kunden mitteilen, dass die Deutsche Bank angesichts ihrer Kapitalstärke und ihrer Risikoposition absolut grundsolide ist", hieß es in der Botschaft.
VERPUFFTE BERUHIGUNGSPILLEN
Zuvor hatte das Institut bereits betont, dass trotz eines Rekordverlusts im vergangenen Jahr die finanziellen Mittel ausreichten, um 2016 und 2017 die Zinsen für die Cocos von jeweils rund 350 Millionen Euro bezahlen zu können.
Nach dem Verlust von 6,8 Milliarden Euro im vergangenen Jahr und anhaltenden Unsicherheiten wegen der zahlreichen Rechtsrisiken der Bank hatte es daran Zweifel gegeben. Denn bei diesen eigenkapitalähnlichen Papieren haben Banken größere Spielräume bei der Zahlung von Zinsen als bei normalen Anleihen. Zudem können Finanzaufseher dem einen Riegel vorschieben, falls die Ausschüttung mangels ausreichender Gewinne die Kapitalbasis zu stark angreift.
ANLEGER BLEIBEN VORSICHTIG
Zinszahlungen und Dividenden greifen die für die Banken wichtigen Kapitalquoten an, weil dieses Geld einfach an die Investoren abfließt. Dies ist bei dem geplanten Anleiherückkauf anders: Hier gibt es einen positiven Bilanzeffekt. Auf der einen Seite sinken zwar die Liquiditätsreserven von 215 Milliarden Euro, auf der anderen Seite hätte die Bank eben auch weniger Verbindlichkeiten in der Bilanz stehen.
Trotz der aktuellen Kurserholung blieben einige Beobachter skeptisch. Für einen wirklichen Stimmungsumschwung müssten sich nun auch die Kurse der Coco-Anleihen deutlich erholen. Am Mittwoch stiegen die Papiere immerhin wieder auf rund 78 Prozent, nachdem sie am Dienstag noch auf unter 68 Prozent und damit auf ihren bisher niedrigsten Stand abgerutscht waren. Normal wäre bei den aktuellen Zinsen ein Niveau von rund 95 Prozent. Bei Kreditausfallversicherungen der Bank gab es zudem kaum Entspannung. Sie hatten sich in den vergangenen Wochen massiv verteuert.
FRANKFURT (dpa-AFX)
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