06.10.2014 13:20:00

Exporteure auf der Suche nach neuen Absatzmärkten

Bereits die Ankündigung der US-Notenbank Fed, die milliardenschweren Anleihenkäufe zurückzufahren, hat für gebremste Wachstumserwartungen in aller Welt gesorgt. "90 Prozent des weltweiten Wirtschaftswachstums finden ohnehin außerhalb Europas statt - die österreichischen Firmen müssen sich strategisch ausrichten", betonte Hans-Jörg Hörtnagl, WKÖ-Außenwirtschaftsexperte, am Montag vor Journalisten.

China sei - mit einem für heuer erwarteten BIP-Anstieg von 7,4 Prozent (2015: plus 7,3 Prozent) - für die heimischen Exporteure "natürlich der bei weitem wichtigste Markt unter den BRICS-Ländern" (Brasilien, Russland, Indien, China, Südafrika, Anm.) und habe sich etwa als "verlängerte Werkbank der Welt" etabliert, so der Regionalmanager für Süd- und Südostasien in der Außenwirtschaftsorganisation der Wirtschaftskammer Österreich. Doch Unternehmer müssten sich jetzt entscheiden, ob sie dort weiter investieren oder auch in andere Länder wie etwa Vietnam gehen wollen.

Die heimischen Exporte in die BRICS-Staaten erreichten zuletzt rund 8,6 Mrd. Euro pro Jahr - das meiste davon ging nach China und Russland. Die genauen Auswirkungen der Sanktionen gegen Russland infolge des Ukraine-Konflikts bleiben noch abzuwarten. Ein ähnlich großes Exportvolumen erzielte Österreich mit den NAFTA-Ländern (8,5 Mrd. Euro) - das North American Free Trade Agreement unterzeichnet haben Kanada, USA und Mexiko. Die USA sind dort der mit Abstand wichtigste Partner.

Die größere Dynamik bei den Exportzuwächsen war allerdings bei den Lieferungen in die BRICS-Länder zu spüren. Im Zehnjahreszeitraum 2003 bis 2013 verdoppelte sich der Anteil an den österreichischen Gesamtexporten von 3,5 auf 6,8 Prozent, während jener in den NAFTA-Raum sich nur von 6,1 auf 6,8 Prozent erhöhte, also fast gleichblieb.

Entscheidend sei, wie sich die USA in den kommenden Jahren als Absatzmarkt entwickle. Jedenfalls sei dort "Fracking" der große Trend. Gegen diese Form der Gasgewinnung in tiefen Gesteinsschichten gibt es in Europa massive Umweltbedenken. "In den USA wird hier massiv investiert und die Staaten werden eventuell im nächsten Jahrzehnt energieunabhängig", sagte Hörtnagl. Heuer rechnen die USA mit einem Wirtschaftswachstum von 3,1 Prozent. "Die USA sind überzeugt, die Trendwende geschafft zu haben."

Obwohl sich so manche Investoren ob des nachlassenden Wirtschaftswachstums und ungünstiger Wechselkurs-Relationen bereits eine blutige Nase in Emerging Markets geholt haben, sollten die Wachstumsperspektiven dort laut Wirtschaftskammer nach wie vor interessant sein. Vor allem Unternehmen aus den Bereichen Energieeffizienz, Wassermanagement, Eisenbahnbau oder Umweltschutz attestieret der Außenhandelsexperte große Chancen.

2013 hat Österreich Waren und Dienstleistungen im Umfang von 10,5 Mrd. Euro in die BRICS-Länder geliefert - bis Ende 2016 sollten weitere 2,3 Milliarden hinzukommen, was einem Zuwachs von etwa 7 Prozent jährlich entspräche. Ähnlich die Perspektiven in Richtung NAFTA-Raum: Zu dem Volumen von 10,1 Mrd. Euro im vergangenen Jahr sollten sich - mit einer ähnlichen Wachstumsdynamik von rund 7 Prozent - 2 Mrd. Euro addieren.

Diese Projektionen wurden aus der Sicht 2013 erstellt - die Russland-Sanktionen sind da noch nicht berücksichtigt, räumte Hörtnagl ein. Auf der kommenden BRICS-Konferenz am 13. November in Wien stellt die Wirtschaftskammer Österreich die Chancen und Risiken in den Emerging Markets auf den Prüfstand. Dabei wird es in erster Linie um langfristige strategische Planungen für Unternehmer gehen und nicht so sehr um die aktuelle Wirtschaftspolitik gegenüber Russland.

(Schluss) kre/stf

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