01.07.2014 12:07:31
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Experten warnen vor Abschwung auf US-Automarkt
Von Joseph B. White
Der Automarkt in den USA, der in den Jahren nach der Krise 2009 deutlich Fahrt aufgenommen hat, könnte seinen Zenit schon bald überschritten haben. Branchenexperten warnen davor, dass der zweitgrößte Automarkt der Welt kurz vor seinem Höchststand steht und demnächst möglicherweise sogar wieder schrumpft.
In zwei Jahren sollte der Automarkt den Gipfel mit 16,9 Millionen verkauften Autos erreichen, erwartet die Unternehmensberatung AlixPartners. Ein Jahr darauf könnte die Nachfrage bei nur noch 15,8 Millionen Fahrzeugen liegen und dann sogar auf 15,4 Millionen im Jahr 2019 sinken.
Weltweit betrachtet sind die Aussichten für die Branche aber besser. Zahlreiche Beobachter erwarten - angetrieben von starken Zuwächsen in China - deutliche Steigerungen. AlixPartners rechnet im nächsten Jahrzehnt mit weltweiten einem Plus von 31 Prozent auf 109 Millionen Fahrzeuge.
Europa bleibt dabei ein schwieriges Terrain. Zwar dürften die Verkäufe hier die Talsohle erreicht haben. Allerdings seien die Kapazitäten immer noch zu hoch und die Nachfrage zu gering, erklärt AlixPartners. Autobauer haben deshalb seit dem Jahr 2007 in Europa nur ein Werk hinzubekommen - während in Osteuropa acht Fabriken gebaut wurden, gingen in sieben Werken in Westeuropa die Lichter aus. Dennoch lag die Kapazitätsauslastung von gut der Hälfte der Autowerke bei weniger als 75 Prozent. Das ist zu wenig, um Gewinne erwirtschaften zu können, so AlixPartners.
Im Vergleich dazu steht die US-Autobranche derzeit besser da. Seit 2007 haben die Hersteller zehn Werke in Nordamerika dicht gemacht und so die Kapazitätsauslastung auf rund 90 Prozent erhöht. Das ist ein entscheidender Grund, warum zahlreiche Autobauer dort hohe Gewinne einfahren. Angesichts des düsteren Ausblicks dürfte dies aber nicht so bleiben. Es gibt es eine ganze Reihe von Gründen, warum dunkle Wolken über dem US-Automarkt aufziehen.
Da sind zum einen wirtschaftliche Aspekte. Dazu zählt AlixPartners ein relativ schwaches Beschäftigungswachstum und die Gefahr steigender Zinsen. Wegen der Zinssätze von nahe Null sei eine Liquiditätsblase entstanden, die genauso gefährlich für die US-Wirtschaft werden könnte wie die Internet- oder die Immobilienblase, erklärt John Hoffecker, Co-Präsident von AlixPartners für das Amerikageschäft.
Zudem gebe es Veränderungen bei den Autokäufern. So gebe es den Trend, dass Verbraucher ihre Autos länger fahren und somit nicht so schnell wie bisher einen Neuwagen kaufen. Außerdem lasse die Begeisterung unter jüngeren Amerikanern am Fahrspaß nach.
Im Gegensatz zu AlixPartners sind andere Berater, Investoren oder auch Manager weniger pessimistisch für den US-Automarkt. LMC Automotive rechnet beispielsweise mit einem konstanten Wachstum. Die Verkäufe dürften demnach 2015 auf 16,5 Millionen Fahrzeuge zulegen und 2020 auf knapp 17,4 Millionen. Angetrieben werde das Wachstum von dem Interesse der Autokäufer an neuen Modellen und attraktiven Finanzierungsangeboten, glaubt LMC.
Die Experten von IHS sind kurzfristig ähnlich optimistisch, erwarten allerdings ab 2017 einen Rückgang. Im kommenden Jahr sollten die Verkäufe auf 16,4 Millionen Fahrzeuge zulegen und 2016 dann auf 16,7 Millionen. In den Jahren 2018 und 2019 dürfte der Absatz dann aber auf 16,5 Millionen Einheiten zurückgehen.
In den kommenden Jahren änderten sich die Faktoren, die hinter dem Wachstum auf dem Automarkt stehen, erklärt IHS-Ökonom George Magliano. Während derzeit noch die Erholung besonders vom Nachholbedarf bei den Autokäufen getragen werde, müssten künftig nur noch das Wirtschaftswachstum und das Bevölkerungswachstum die Branche stützen. Damit die Absätze wie von AlixPartners prognostiziert allerdings auf unter 16 Millionen Einheiten sinken, müsste es einen Konjunkturabschwung geben. Magliano geht zumindest nicht vor dem Jahr 2020 davon aus - danach könnte das Wachstum allerdings angesichts höherer Ölpreise und einem geringen Zuwachs der Bevölkerung gebremst werden.
Angesichts der wenig rosigen Aussichten ändern auch Finanzinvestoren ihre Strategien. An der Branche interessierte Beteiligungsgesellschaften erwarten künftig ein geringes Wachstum, erklärt Mark Short von Ernst and Young. Nach der Finanzkrise habe sich Private Equity auf Unternehmen fokussiert, die von einem breiten Absatzaufschwung profitieren. Nun konzentrierten sich Investoren auf Firmen mit einer einzigartigen Technologie oder auf Unternehmen, die in einer Nische aktiv seien, die reif für eine Marktbereinigung sei.
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July 01, 2014 05:37 ET (09:37 GMT)
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