"Gold-Report" 25.06.2015 18:08:00

Bei steigender Inflation dürfte Goldpreis weiter zulegen

Seither hat er in den meisten Währungen wieder zugelegt, in Euro beispielsweise 2014 um zwölf Prozent und heuer bisher um weitere acht Prozent. In US-Dollar stagniert er aber. Da Gold traditionell in Dollar bewertet wird, sei das Edelmetall bei den Anlegern ein "rotes Tuch", argumentiert der Goldexperte Ronald-Peter Stöferle. Langsam sinkende Inflationsraten seien für Gold ein schlechtes Umfeld. Steigende Preise oder auch eine Deflation würden hingegen den Goldpreis antreiben. Stöferle und sein Ko-Autor Mark Valek argumentieren in dem am Donnerstag vorgestellten neunten "Gold-Report", dass Inflation kommen muss. Das sei "systemimmanent", so Valek vor Journalisten in Wien und werde über die aktuelle Geldmengenerweiterung geschaffen. Auch jetzt gebe es Inflation, sie sei aber nicht in den Konsumentenpreisen sichtbar, sondern in den Vermögenswerten, also Immobilien, Kunstwerken und Ähnlichem. Auch könne es Inflation ohne Wachstum geben, wie in den 1970er-Jahren, als es die sogenannte "Stagflation", Stagnation plus Inflation, gab.

Seit 2011 bewege sich der Goldpreis nicht mehr parallel zur Geldmenge der größten Notenbanken. Warum genau, ist auch den beiden Experten nicht klar. Sorgen um die Bonität der USA im Jahr 2011 könnten ein Auslöser sein, es gebe auch Stimmen, dass der Goldpreis manipuliert wird, aber "das kann ich nicht belegen", so Valek. Jedenfalls sei die derzeit größte Blase in der Weltwirtschaft "das Vertrauen in die Notenbanken", meinte Stöferle. Die Inflationsdynamik durch eine Ausweitung der Geldmenge werde immer unterschätzt und komme dann mit Verzögerung ins System. "Unserer Meinung nach ist das ein sehr gefährliches Spiel." Die Geldmengenausweitung der EZB bedeute, dass pro Euroland-Bürger monatlich 300 Euro "gedruckt" werden, das Geld gehe aber an die Staaten und nicht die Bürger und sei ein "riesiger Vermögenstransfer", den Valek nicht verteidigen will - "aber das System braucht es".

Die globale Gesamtverschuldung, nicht nur die Staatsbudgets, lag 2007 noch bei 142 Billionen Dollar oder gut 275 Prozent der Weltwirtschaftsleistung. 2014 waren es 199 Billionen Dollar (177 Billionen Euro) und damit 290 Prozent der Wirtschaftsleistung. Insbesondere in China sei die Verschuldung massiv gewachsen. "Wenn es dort Probleme gibt, dann wird es die Weltkonjunktur beeinflussen", sagte Stöferle.

Die beiden Goldexperten gehen davon aus, dass man in Bezug auf Griechenland "in allerletzter Minute einen Kompromiss finden" werde. Das Ausscheiden Griechenlands aus dem Euro (Grexit) werde wohl kein Thema werden, "obwohl es langfristig das Beste wäre". Der Euro würde dadurch steigen - gerade das wollen aber die Notenbanken nicht. Auch von den Märkten werde ein Grexit nicht erwartet, "aber keiner weiß, wo eine Bombe hochgeht". Auch könne niemand absehen, ob es eine Ansteckung von Italien oder Frankreich geben wird. Letztlich hängen die Folgen, auch für den Goldpreis, davon ab, was die Notenbanken tun.

Wenig überraschend setzen die beiden Goldexperte auf eine Renaissance des Goldes. Gold sei relativ liquide, pro Jahr werden 550.000 Tonnen gehandelt, obwohl die gesamte Weltförderung im Laufe der Menschheitsgeschichte nur 180.000 Tonnen beträgt. Der Preis werde in den nächsten drei Jahren auf 2.300 Dollar je Unze steigen, von derzeit 1.170 Euro, so ihre Prognose. Die Erste Group sieht den Goldpreis in zwölf Monaten hingegen bei 1.200 bis 1.250 Dollar je Unze. Experte Hans Engel verweist auf die steigende Nachfrage in Indien und China - aus diesen beiden Ländern kamen 53 Prozent der Weltnachfrage 2014.

tsk/kre

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