01.10.2015 13:30:47

Eingedampfter Börsengang von Covestro ist für Bayer verkraftbar

   Von Heide Oberhauser-Aslan

   Frankfurt (Dow Jones)-- Die Überraschung ist perfekt: Am Donnerstag hat Bayer mit Blick auf das eingetrübte Kapitalmarktumfeld die Erwartungen an den Börsengang der Kunststofftochter Covestro deutlich eingedampft und den Gang aufs Parkett um einige Tage verschoben. Was schwerer wiegt, die Preisspanne wurde auf 21,50 bis und 24,50 Euro je Aktie reduziert. Bisher sollten die Aktien für 26,50 bis 35,50 Euro angeboten werden. Der Erlös aus der Kapitalerhöhung soll mit 1,5 Milliarden Euro um 1 Milliarde niedriger ausfallen als ursprünglich geplant.

   Experten halten die Entwicklung mit Blick auf das Marktumfeld aber für nachvollziehbar. "Das ist nicht schön, aber Bayer musste reagieren", sagte Marc Tüngler, Hauptgeschäftsführer der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) im Gespräch mit Dow Jones. Das Marktumfeld sei derzeit extrem volatil, das nutzten Anleger nun aus und setzten Emissionskandidaten unter Druck, erklärte der Kleinaktionärsvertreter. Dann passiere so etwas wie jetzt. "Das Eindampfen der Preisspanne tut natürlich weh, weil damit Eigentum von Bayer für weniger Geld als ursprünglich erwartet weggegeben wird", sagte er.

   Dramatisch sei das aber nicht für Bayer. Mit der nun avisierten Preisspanne hält Tüngler nun aber die Schmerzgrenze für fast erreicht. "Die Preisspanne noch einmal absenken sollte Bayer nicht, dann sollten sie eher den Börsengang absagen", erklärte er.

   Das dürfte allerdings nicht nötig sein. Aus dem Markt heißt es mittlerweile, dass die Nachfrage mit der gesenkten Preisspanne spürbar angezogen habe. Die Bücher seien innerhalb der Spanne von 21,50 bis 24,50 Euro je Aktie nun gefüllt. Allerdings blieben sie wie geplant bis zum Freitagmittag offen, sagte ein Markteilnehmer, der an dem Börsengang der Bayer-Tochter Covestro beteiligt ist. Covestro sollte damit der, wenn auch holprige, Weg auf das Parkett gelingen.

   Der Börsengang von Covestro sei Teil eines großen Masterplans von Bayer und ein richtiger Schritt, sagte Tüngler. "Wir erwarten von Bayer, dass sie Covestro nicht unter Wert abgeben, auf der andern Seite erwarten wir aber auch, dass diese neue Struktur, die sich Bayer selbst geben will, als Life-Science-Unternehmen mit Pharma und Agro auch wirklich umgesetzt wird", meinte er.

   Der nun erwartete niedrigere Erlös soll laut Bayer durch eine um 1 Milliarde Euro angehobene Kapitaleinlage bei Covestro ausgeglichen werden. Das dürfte wichtig für das Rating von Covestro sein, die ein Investment-Grade-Rating anstrebt. Da Covestro bei Bayer immer noch voll konsolidiert wird, sind die Auswirkungen auf Bayer begrenzt. Gleichzeitig wird nun auch der Streubesitz bei Covestro geringer ausfallen. Er wird sich nun auf rund 30,4 bis 33,3 Prozent belaufen, bislang waren 34 bis 40 Prozent geplant. Bei Bayer wird also ein höherer Wert am Unternehmen verbleiben.

   Commerzbank-Analyst Daniel Wendorff beurteilt die neuen Bedingungen für den Börsengang von Covestro für Bayer "neutral", wie er sagte. Zwar sei das nun angepeilte Emissionsvolumen deutlich geringer, im Vergleich zur Nettoverschuldung der Bayer AG sei das aber nicht so wichtig. Wichtiger ist aus seiner Sicht die gesenkte Bewertungsspanne für Covestro. Zudem habe sich der geplante Streubesitz und die geplante Anzahl der ausgegebenen Aktien verringert. Daher habe sich der Enterprise Value von Covestro ebenfalls reduziert, erklärte er. Der Investor bekomme Covestro nun billiger als geplant. Für Wendorff hat das Auswirkung auf die "Sum-of-the-Part"-Bewertung von Bayer. Er kalkuliert nun mit einem möglichen Abschlag von 3 Euro für die Bayer-Aktie, die bislang von der Commerzbank mit 132 Euro bewerte wurde.

   Sehr zufrieden mit dem Vorgehen von Covestro zeigte sich Christoph Schmidt, Marktstratege von Fegra Capital. Die drastische Senkung der Covestro-Preisspanne sei "professionell und investorenfreundlich". Sie zeige, dass Bayer bereit sei, den Börsengang durchzuziehen und nicht gleich abzusagen, nur weil finanzielle Optimierungswünsche nicht erfüllt worden seien. Für Covestro-Zeichner sieht er daher auf dem neuen Preisniveau ein ordentliches Kurspotenzial.

   Kontakt zum Autor: heide.oberhauser@wsj.com

   (Mitarbeit: Michael Denzin und Thomas Leppert)

   DJG/hoa/reg

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