Brexit im Fokus |
28.06.2016 16:29:00
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Experte Stöferle: "Gold befindet sich wieder in einem Bullenmarkt"
"Der Brexit ist natürlich das dominierende Thema nicht nur bei der Fußball-EM, sondern auch auf den Finanzmärkten", sagte Stöferle am Dienstag bei einer Pressekonferenz in Wien. "Er hat uns ein bisschen überrascht, ist für den Goldpreis aber durchaus positiv", meint Stöferle. Die dadurch verstärkte Unsicherheit in den Märkten und die zu erwartenden Reaktionen der Notenbanken - "die Zinsen werden länger niedrig bleiben, vielleicht sogar Zinssenkungen in den USA eventuell in den negativen Bereich, Quantitative-Easing-Erweiterungen etc." - werden sich positiv auf den Goldpreis auswirken, sind Stöferle und sein Kollege Mark Valek von der Investmentgesellschaft Incrementum überzeugt. "Das Vertrauen in die diversen Währungen ist geschwächt, das alles sollte dem Goldpreis auf jeden Fall guttun."
Im vergangenen Jahr habe es bei Gold "fast schon eine Verkaufspanik" gegeben, "und das ging einher mit einem extremen Optimismus, was den US-Dollar betrifft", sagte Stöferle. Die erwartete Zinswende der US-Notenbank mit mehreren Zinserhöhungen in Folge sei aber ausgeblieben, "nachdem die konjunkturelle Lage in den USA doch nicht so rosig ist wie oft dargestellt".
Gleichzeitig würden sich die steigenden Inflationsraten, die die Notenbanken "mit brachialer Gewalt erzeugen wollen", langsam in den Märkten manifestieren. "Das sieht man auch am Goldpreis. Er ist unserer Meinung nach einer der verlässlichsten Inflationsindikatoren überhaupt." Inflation, eventuell sogar Stagflation - also Inflation gekoppelt mit wirtschaftlicher Stagnation - könnten wieder ein Thema werden, glauben die Fondsmanager von Incrementum.
Die Notenbank würden derzeit elektronisch riesige Mengen an Geld erzeugen. "Allein, was die Bank of Japan und die EZB in einem Monat so an Quantitative Easing betreiben, das entspricht einer Jahresproduktion an Gold", so Stöferle. "Etwa 3.200 Tonnen werden pro Jahr gefördert, das sind ca. 130 Mrd. Dollar."
Der Brexit werde zwar wachstumshemmend wirken und die Wirtschaftsprognosen wieder deutlich nach unten revidiert werden, aber das liege nicht nur am Brexit. "Die USA werden 2016, vielleicht erst Anfang 2017, in eine Rezession reinschlittern." Das werde global gesehen massive Konsequenzen haben. "Wir wissen, wie die Notenbanker und Politiker reagieren werden, wenn das böse R-Wort sich ankündigt - sie werden natürlich nicht tatenlos zusehen, sondern die Zinsen weiter senken, vielleicht stärker ins negative Terrain."
"Die Zinswende ist vor dem Scheitern", meinte Valek. "Wir könnten in den nächsten Wochen hören, dass der Zinserhöhungszyklus pausiert wird - die Märkte nehmen es schon vorweg." Die Zinsen seien in den letzten 5.000 Jahren nicht so niedrig gewesen wie sie es derzeit sind.
Neben Gold setzten die Incrementum-Fondsmanager auch auf Aktien von Goldminen. "Die Minenaktien haben das erlebt, was die Ölaktien gerade durchmachen", erklärte Stöferle. "Sie haben sich in einer vierjährigen Rosskur ziemlich gut aufgestellt und sind deutlich gestärkt durch die Krise gekommen."
(Schluss) ivn/cri
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