29.09.2014 14:42:31
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Euroraum-Inflationserwartungen sinken weiter
Von Hans Bentzien
Die umfragebasierten Inflationserwartungen im Euroraum befinden sich weiter auf Talfahrt. Dass auch die gemessene Inflation im September gesunken sein dürfte, vergrößert die Sorgen der Europäischen Zentralbank (EZB) noch - auch wenn erneut sinkende Energiepreise und willkommene Anpassungsprozesse in südeuropäischen Ländern hinter der niedrigen Teuerung standen.
Die Inflationserwartungen der Wirtschaftsakteure schienen weiter auf dem Rückzug zu sein. Die von der EU-Kommission erfragten Verkaufspreiserwartungen im verarbeitenden Gewerbe und im Dienstleistungssektor gingen im September ebenso deutlich zurück wie die Inflationserwartungen der Verbraucher. Letztere fielen auf den niedrigsten Stand seit März 2010.
Für die EZB sind die Inflationserwartungen wichtig, weil sich an ihnen die Glaubwürdigkeit der Zentralbank erweist. Zwar schenkt die EZB vor allem den von Finanzmarktgrößen abgeleiteten Inflationserwartungen Beachtung, doch sinken auch die. Weisen sowohl Umfrage- als auch Marktindikatoren nach unten, erhöht das die Aussagekraft dieser Indikatoren.
Bedenklich ist aus Sicht der EZB, dass diese Entwicklung von einer ohnehin niedrigen Inflationsbasis aus geschieht. Der seit 2012 anhaltende Abwärtstrend bei der Inflation dürfte sich nämlich im September fortgesetzt haben. Darauf deuten Verbraucherpreisdaten aus Deutschland und Spanien hin.
In Deutschland verharrte die Inflationsrate auf dem Vormonatsniveau von 0,8 Prozent. Erneut lagen die Energiepreise deutlich unter Vorjahresniveau.
In Spanien sanken die Verbraucherpreise zwar nur noch mit einer Jahresrate von 0,3 Prozent, nachdem es im August noch 0,5 Prozent gewesen waren. Erwartet worden war aber eine Rate von minus 0,1 Prozent. Gizem Kara, Volkswirtin bei BNP Paribas, führt diese Entwicklung zudem vor allem auf einen Basiseffekt zurück: "Im September 2013 sind die Nahrungsmittelpreise um 1,3 Prozent gesunken, im September diesen Jahres dürfte der Rückgang weniger stark gewesen sein", sagte sie.
Die Kernteuerung sieht sie auf dem Vormonatsniveau von 0,0 Prozent. "Hier dürfte es in den nächsten Monaten anhaltenden Abwärtsdruck geben, weil die Arbeitsmarktreformen der vergangenen Jahre zu einem Rückgang von Lohnstückkosten und Verbraucherpreisen führen", erläuterte sie. Dieser Prozess laufe verzögert ab und sei wahrscheinlich noch nicht beendet.
Hinzu kommt, dass auch Belgien erstmals seit November 2009 eine negative Jahresinflation verzeichnete. Eurostat wird September-Daten für den Euroraum am Dienstag um 11.00 Uhr veröffentlichen. Erwartet wird ein Rückgang der Teuerung von 0,4 auf 0,3 Prozent.
Die EZB ist dazu verpflichtet, die Inflationsrate mittelfristig bei knapp 2 Prozent zu halten. Am Donnerstag wird ihr Präsident Mario Draghi Details zu einem neuen Wertpapierkaufprogramm veröffentlichen, mit dem die EZB die Kreditvergabe ankurbeln und damit Wachstum und Inflation stützen will.
Kontakt zum Autor: hans.bentzien@wsj.com
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September 29, 2014 08:12 ET (12:12 GMT)
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