30.04.2014 11:04:31
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Euroraum-Banken bei Kreditstandards nicht so locker wie erwartet
Von Hans Bentzien
Die Normalisierung der Kreditkonditionen im Euroraum hat sich im ersten Quartal 2014 fortgesetzt. Sie verlief allerdings erneut nicht so kräftig wie von den Banken selbst erwartet. Gleichwohl enthält der aktuelle Quartalsbericht der Europäischen Zentralbank (EZB) einige Anzeichen dafür, dass sich die Kreditfinanzierung der Wirtschaft auf eine Besserung zubewegt.
Nach Mitteilung der EZB verschärften die Banken ihre Kreditkonditionen entgegen den im Januar geäußerten Erwartungen erneut, wenn auch nur noch marginal. Auch im Januar hatten sie etwas härtere Konditionen gemeldet, nachdem sie zuvor eine Lockerung in Aussicht gestellt hatten. Für das zweite Quartal 2014 wird nun eine deutliche Lockerung prognostiziert. In Deutschland und den Niederlanden blieben die Kreditstandards unverändert, während sie in Italien erneut verschärft wurden.
Zugleich registrierten die Banken erstmals seit 2011 wieder eine höhere Nachfrage nach Unternehmenskrediten. In den kommenden drei Monaten soll die Nachfrage weiter anziehen.
Strengere Kreditstandards beinhalten unter anderen höhere Zinsen, strengere Anforderungen an Sicherheiten, kürzere Kreditlaufzeiten oder höhere Tilgungsraten.
Zu den Hoffnungszeichen des aktuellen Berichts gehört, dass die Risikowahrnehmung der Banken in Bezug auf den Geschäftsausblick der Unternehmen und die Konjunkturaussichten nicht zu härteren Konditionen bei der Kreditvergabe führten - erstmals seit 2007.
Die Kreditstandards für Hausbaukredite wurden erneut gelockert, obwohl hier eine gestiegene Risikowahrnehmung der Banken leicht bremsend wirkte. Zugleich nahm die Nachfrage nach solchen Krediten deutlich zu. In Deutschland wurden die Standards für Hypothekenkredite verschärft.
Eine konjunkturell bedingt schwache Nachfrage und unattraktive Kreditbedingungen belasten die Kreditvergabe im Euroraum seit einiger Zeit. Im März 2014 lag das Volumen der ausstehenden Buchkredite wie im Vormonat um 2,2 Prozent unter dem Niveau des Vorjahresmonats. Eine über längere Zeit schwache Kreditvergabe beinhaltet das Risiko sinkender Preise, weshalb die Europäische Zentralbank (EZB) den Kreditmarkt genau beobachtet.
Wirklich alarmiert scheint die EZB bisher aber nicht, denn in der Regel läuft die Kreditvergabe an Unternehmen der Konjunktur nach. Da die Euroraum-Wirtschaft aber seit dem zweiten Quartal 2013 wächst, müsste sich über kurz oder lang auch die Kreditvergabe erholen.
Die Inflation im Euroraum liegt schon seit einiger Zeit deutlich unter dem mittelfristigen EZB-Zielwert von knapp 2 Prozent. Gefährlich ist eine so niedrige Teuerung, weil sie die Inflationserwartungen drücken könnte. Daraus könnte im Rahmen einer sich selbst erfüllenden Prophezeiung Deflation werden. Die EZB bezeichnet die Inflationserwartungen aber als "fest verankert".
Nach Angaben der EZB war der Prozentsatz der Banken mit etwas schärferen Konditionen bei Unternehmenskrediten im ersten Quartal 2014 erneut etwas höher als der Prozentsatz der Banken mit lockeren Standards. Der "Verschärfungssaldo" von 1 Prozentpunkt war aber niedriger als im Vorquartal mit 2 Prozentpunkten. Für das erste Quartal wird eine Nettolockerung von 5 Prozentpunkten erwartet.
Kontakt zum Autor: hans.bentzien@wsj.com
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April 30, 2014 04:41 ET (08:41 GMT)
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