26.05.2014 12:30:47

Europawahl stützt Anleihemärkte der Krisenländer

FRANKFURT (dpa-AFX) - Der deutliche Wahlerfolg der italienischen Sozialdemokraten (PD) bei den Europawahlen hat die Anleger am Montag in Anleihen der Krisenländer getrieben. In der drittgrößten Volkswirtschaft der Eurozone hat die Partei des als reformfreudig und proeuropäisch geltenden Premierministers Matteo Renzi mehr als 40 Prozent der Stimmen erhalten. Auch der Wahlausgang in Griechenland dürfte es laut Beobachtern der dortigen Regierung erlauben, ihre Politik fortzuführen.

Es profitierten neben den Anleihemärkten die Aktienmärkte und der Euro (Dollarkurs). Im Vorfeld der Wahlen war die Verunsicherung noch groß gewesen. Die Risikoaufschläge der Eurokrisenländer waren wieder angezogen, nachdem sie sich zuvor auf einem klaren Abwärtstrend befunden hatten.

RENZI ÜBERTRIFFT ERWARTUNGEN

Die Rendite von zehnjährigen italienischen Staatsanleihen fiel am Montag wieder unter drei Prozent. Sie gab um 15 Basispunkte auf 2,99 Prozent nach. Der italienische Aktienmarkt legte mit 2,5 Prozent stärker zu als die europäischen Märkte im Trend. Renzi übertraf mit seinem Ergebnis deutlich die Erwartungen der Wahlforscher. Nach Einschätzung von Commerzbank-Volkswirt Christoph Weil hat er damit die Möglichkeit, Italien zu reformieren. Man zweifle jedoch weiter daran.

Eindeutig positiv reagierte auch der griechische Anleihemarkt. Hier ging die Rendite von zehnjährigen Anleihen mit 26,6 Basispunkten auf 6,09 Prozent noch deutlicher zurück als in Italien. Die Koalitionsregierung hat zwar bei den Wahlen keine Mehrheit bekommen und die linksradikale Syriza wurde stärkste Partei. Das Ergebnis für die Regierung war jedoch nicht so schlecht, als dass Neuwahlen zwingend würden. "Vielmehr wird Ministerpräsident Antonis Samaras versuchen, weiter auf Zeit zu spielen", schreibt Weil. "Er setzt darauf, dass sich mit der Besserung der Konjunktur auch die Popularität seiner Regierung wieder steigt."

Nach Einschätzung der Berenberg Bank haben insgesamt die Regierungen in den Randländern der Eurozone gut genug abgeschnitten, um ihre Reformen fortzuführen. So gingen auch die Renditen in Spanien, Portugal und Irland zurück.

REFORMEN IN FRANKREICH SCHWIERIGER

Schwieriger dürfte sich künftig die Lage in Frankreich gestalten. Die regierenden Sozialisten erlitten mit 14,5 Prozent der Stimmen eine herbe Niederlage. Der rechtsextreme Front National wurde stärkste Partei. Die Umsetzung von Reformen dürfte komplizierter werden. Bisher hat die Einsetzung des neuen Regierungschefs Manuel Valls keinen Stimmungsumschwung gebracht. In Frankreich bewegte sich die Rendite zehnjähriger Anleihen kaum und lag bei 1,82 Prozent.

Insgesamt dürfte die Arbeit des Europaparlaments durch die Gewinne von europakritischen Parteien wenig beeinträchtigt werden. Die europaskeptischen Parteien haben insgesamt rund 18 Prozent der Sitze erreicht und blieben etwas unter den Erwartungen. Allerdings dürfte das Gesamtergebnis es laut Commerzbank für die Regierungen schwerer machen, die politische Integration voranzutreiben./jsl/bgf

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