20.09.2013 20:35:31
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Europas Bankenwelt ist zweigeteilt
Von Hans Bentzien
Europas Bankenwelt ist zweigeteilt. Während auf der einen Seite deutsche Banken in Liquidität ertrinken und verzweifelt nach Anlagemöglichkeiten suchen, sehen viele kleinere südeuropäische Banken mit Bangen jene Tage näher rücken, an denen sie ihre langfristig bei der Europäischen Zentralbank (EZB) aufgenommenen Kredite zurückzahlen müssen. Denn es gibt niemanden außer der EZB, der ihnen Geld leiht.
So kommt es, dass einerseits in der Geldmarktkontaktgruppe der EZB schon jetzt Forderungen nach einem weiteren Langfristtender laut werden, während zugleich andere Banken ihre EZB-Kredite vorfristig zurückzahlen. Das sind beileibe nicht nur deutsche Institute - auch französische und spanische Banken haben ihre Ende 2011 und Anfang 2012 aufgenommenen Kredite bereits getilgt.
Vor allem kleinere Banken aus Krisenländern haben Schwierigkeiten, sich ohne Sicherheit Geld von anderen Instituten zu borgen. Von dieser Art des innereuropäischen Liquiditätsausgleichs, bis zur Finanzkrise völlig normal, sind sie weiterhin ausgeschlossen. "Früher versuchten es diese Länder über Makler. Aber die Makler wissen schon, dass sie uns mit solchen Anfragen gar nicht mehr kommen müssen", sagt der Händler einer deutschen Bank.
Ein Makler bestätigt das: "Es gibt eine größere Bank aus einem südeuropäischen Land, die würde im ganz kurzen Bereich oder für eine Woche etwas im Euribor-plus-Bereich bekommen. Aber es gibt viele kleinere Banken, die Geld brauchen und dafür auch mehr zahlen würden, aber die nichts bekommen", sagt er. Die meisten deutschen Banken, die heute noch als Abgeber aufträten, hätten für diese Institute "keine Kreditlinien".
Zumindest tendenziell verschlechtert sich das Umfeld für diese Institute auch dadurch, dass größere, besser ausgestattete Banken nach und nach ihre EZB-Notkredite zurückzahlen. Seit Monaten klagen sie darüber, dass dieser Liquiditätsentzug zu einer "ungewollten Straffung" der Refinanzierungsbedingungen führe. Nach Mitteilung der EZB, wollen die Geldhäuser in der kommenden Woche wieder knapp 8 Milliarden Euro vorfristig tilgen. 342 von rund 500 Milliarden, die sich die Banken Ende 2011 und Anfang 2012 zusätzlich geborgt hatten, sind bereits zurückgezahlt.
Während diese Rückzahlungen freiwillig erfolgen wird es im Januar und Februar 2015 ernst, denn dann werden die beiden Dreijahrestender ultimativ fällig. Und dann müssen auch jene zahlen, denen es nicht so gut geht. Ihnen wäre es am liebsten, die EZB würde noch vor Ablauf der alten Geschäfte ein neues auflegen. Das geht aus dem jüngsten Sitzungsprotokoll der EZB-Geldmarktkontaktgruppe hervor.
Commerzbank-Volkswirt Michael Schubert kommt es allerdings "ein bisschen komisch vor", dass sich die Banken schon jetzt beschweren, denn nach seiner Einschätzung ist die Lage im Finanzsektor heute viel besser als Ende 2011 und Anfang 2012. "Damals waren die Anspannungen so hoch wie zuvor nur nach der Lehman-Pleite. Heute weisen die entsprechenden Indikatoren sogar unterdurchschnittliche Stände auf", sagt er. Einen weiteren Tender mit sehr langer Laufzeit fände er unter den gegenwärtigen Umständen "unverhältnismäßig".
Kontakt zum Autor: hans.bentzien@dowjones.com
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September 20, 2013 12:44 ET (16:44 GMT)
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