02.04.2014 13:32:00
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Erste-Chefanalyst: Krim-Krise verdirbt Wirtschaftsbossen die Laune
Die Krise würde bei längerer Dauer auch dann wirtschaftlich spürbar werden, wenn die Sanktionen nicht verschärft werden. "Das Stimmungsbild der Finanzmarktteilnehmer und vor allem der Unternehmensführer hat sich seit Jahresbeginn eingetrübt", erklärte Mostböck, und solche Sentiment-Indikatoren würden eine volkswirtschaftliche Entwicklung meist vorwegnehmen. Außerdem hätten sich Konsensus-Schätzungen von Analysten zu börsenotierten Firmen weltweit zurückgebildet. "Das heißt im Wesentlichen: Man erwartet weniger als noch vor einem Quartal."
Was gegenseitige Wirtschaftssanktionen der EU und Russlands betrifft, so sei Russland eindeutig verletzlicher, erklärte der Ökonom. Zwar exportiere die EU jährlich Waren im Wert von 213 Mrd. Euro nach Russland, während Russlands Ausfuhren in die EU nur 123 Mrd. Euro betragen würden - doch an der Wirtschaftsleistung der EU gemessen würden die EU-Exporte nach Russland nur 1,7 Prozent des BIP ausmachen, Russlands Lieferungen nach Westen aber 8,1 Prozent des russischen BIP. Dazu komme, dass Russland vor allem Öl und Gas nach Europa liefere, während die EU-Exportwirtschaft viel stärker diversifiziert sei.
Laut Konsensus-Prognose wurde Russlands BIP-Wachstum heuer auf 2 Prozent geschätzt, doch wurden die Erwartungen in den letzten Monaten zurückgenommen.
Für die Eurozone erwarten die Erste-Analysten heuer ein Wirtschaftswachstum von 1,1 Prozent und für 2015 eine Beschleunigung auf 1,5 Prozent. Die Arbeitslosenrate soll sich im Jahresverlauf stabilisieren und im kommenden Jahr sogar leicht sinken.
Deutlich stärker dürfte die US-Wirtschaft wachsen: Wegen der starken Inlandsnachfrage seien die USA gegen eine mögliche Verlangsamung des Wachstums besser geschützt. "Wir rechnen insgesamt weiterhin mit einem BIP-Wachstum nahe 2,5 Prozent für 2014 und 2015 sowie einer Fortsetzung der Erholung am Arbeitsmarkt."
Auch Mittel- und Osteuropa zeigt sich von der Ukraine-Krise vorerst unbeeindruckt. In den ersten Monaten des Jahres 2014 hätten sich die meisten Wirtschaftsindikatoren in der CEE-Region verbessert. "Wir glauben, dass sich die Erholung 2014 fortsetzen wird." Am besten wird nach Ansicht der Erste-Volkswirte Polen mit einem Wachstum von 3,1 Prozent abschneiden, gefolgt von Rumänien mit 2,3 Prozent. Tschechien (+2 Prozent) und Ungarn (+1,9 Prozent) sollten heuer stärker wachsen als im Vorjahr. Die Inflation sollte sich in der CEE-Region "weiterhin relativ mild" entwickeln. "Wir erwarten in der CEE-Region im Schnitt Inflationsraten zwischen 1 Prozent (Ungarn) und 2,1 Prozent (Rumänien)." Zinserhöhungen seien in Zentral- und Osteuropa erst in fernerer Zukunft zu erwarten.
Ähnliches gilt auch für Westeuropa und die USA. "Wir glauben, dass es sowohl für die Eurozone als auch für die USA auf Grund der eher verhaltenen Konjunktur noch längerfristig niedriger Zinsen bedarf. In den USA könnte die Rücknahme der Anleihenkäufe schon bis Jahresende abgeschlossen sein, glaubt Mostböck. Mit einer Erhöhung der Zinsen sei dort "sicher nicht vor 2015" zu rechnen, in der Eurozone wegen des schwächeren Wachstums vielleicht sogar erst 2016.
Die Inflation in der Eurozone sehen die Erste-Analysten heuer rückläufig, von 1,3 Prozent auf 1 Prozent. Ein Deflationsszenario gebe es insgesamt aber nicht, obwohl es in einigen Ländern wie z.B. in Spanien anfängliche Deflation gebe.
Auffallend an den Aktienmärkten war heuer laut Mostböck, dass sich im ersten Quartal die entwickelten Märkte (Dow Jones, S&P 500, DAX, FTSE 100) negativ entwickelt haben, während die Börsen der PIIGS-Länder, sowie Belgiens und Frankreichs deutlich zulegen konnten. Das habe sich im Vergleich zum Vorjahr gedreht.
Für den ATX hält Mostböck an seiner im Dezember formulierten "verhalten positiven, moderaten" Erwartung fest. Die Performance werde etwa +10 Prozent betragen, "vielleicht ganz leicht zweistellig" sein. Generell sehen wir die Aktienmärkte positiv, mit Ausnahme von Russland und China."
(Schluss) ivn/ggr
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