12.02.2014 16:36:00

Erst wenige Privatanleger investieren "nachhaltig"

"Trotz hoher Zustimmungsraten zum Grundprinzip nachhaltiger Kapitalanlagen verharrt der Anteil der nachhaltigen Privatanleger auf vergleichsweise niedrigem Niveau", so Robert Haßler, Vorstandsvorsitzender und Mitbegründer der Nachhaltigkeits-Ratingagentur oekom research, am Mittwoch bei einem Pressegespräch in Wien.

Auf 3 bis 7 Prozent schätzt laut Haßler eine AXA-Studie den Anteil der nachhaltig investierenden Privatanleger. Einem größeren Markterfolg stünden vor allem die geringe Bekanntheit konkreter Produkte und Renditeerwartungen entgegen. Dabei sei Nachhaltigkeit ein "sinnhafter Ansatz, auch aus ökonomische Sicht", so der Nachhaltigkeits-Experte.

Denn laut einer Metastudie der Steinbeis-Hochschule Berlin gibt es keinen systematischen Performancenachteil für nachhaltige Investments. Nur bei 14 von 195 untersuchten Studien gab es demnach einen negativen Zusammenhang zwischen Nachhaltigkeit und Performance, bei 61,3 Prozent war er positiv oder neutral.

Die am weitesten verbreitetste Strategie zur Umsetzung nachhaltiger Kapitalanlagen ist die Anwendung von Ausschlusskriterien. So werden etwa Investitionen in Unternehmen oder Ländern ausgeschlossen, die in Zusammenhang mit Glücksspiel, Rüstung, bedenklichen Umweltpraktiken, Pornografie, Menschenrechtsverletzungen, Atomkraft, Kinderarbeit etc. stehen. An zweier Stelle stehen "Best-in-Class"-Strategien. Dabei werde meistens auf Nachhaltigkeitsratings zurückgegriffen, so Haßler.

Vermögende Europäer investieren zunehmend nachhaltig. Ende 2011 legten sogenannte "High Net Worth Individuals" (HNWI) laut Eurosif (European Sustainable Investment Forum) rund 1,2 Billionen Euro unter Berücksichtigung von Nachhaltigkeitskriterien an. Das waren doppelt so viel wie 2009. Bereits 25 Prozent der Vermögenden Europäer legen demnach über 50 Prozent ihres Vermögens nachhaltig an.

Das Gesamtvolumen nachhaltiger Veranlagungen lag laut dem "Forum Nachhaltige Geldanlagen" (FNG) Ende 2012 im deutschsprachigen Raum bei 120,3 Mrd. Euro, ein Plus von 16 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Davon entfielen 5,13 Mrd. Euro auf Österreich, ein Plus von 20 Prozent. Den größten Anteil daran haben mit 46 Prozent betriebliche Pensionskassen, 34 Prozent entfallen auf öffentliche Pensions- und Vorsorgekassen, 12 Prozent auf kirchliche Institutionen, jeweils 3 Prozent auf Versicherungsunternehmen und die Öffentliche Hand. Mit nur 1 Prozent spielen Stiftungen im Gegensatz zu Deutschland nur eine sehr geringe Rolle.

Privatanleger halten laut FNG in Österreich 19 Prozent, in Deutschland 23 Prozent und in der Schweiz 46 Prozent der nachhaltigen Geldanlagen. Der Rest entfällt auf institutionelle Investoren. Während in Österreich mit 81 Prozent der größte Teil auf Anleihen entfällt, sind es in Deutschland 51 Prozent und in der Schweiz 37 Prozent.

Das Volumen nachhaltiger Publikumsfonds ist im deutschsprachigen Raum laut dem "Sustainable Business Institute" 2013 auf ein neues Rekordniveau von 38 Mrd. Euro gestiegen. Die Zahl der Fonds stagnierte bei 375.

Inzwischen hat Europa laut einer Studie der "Global Sustainable Investment Alliance" den USA den Rang als größter Einzelmarkt für nachhaltige Investments abgelaufen. Demnach wurde 2013 mit 6,76 Billionen Euro ein historischer Höchstwert erreicht. In den USA waren es 2,79 Billionen Euro. Das weltweite Gesamtvolumen wird auf 10,3 Billionen Euro geschätzt.

(Schluss) ggr/ivn

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