27.08.2014 15:11:31

Ermittlungen bei Volkswagen in China nicht wegen Kartellverdachts

Die aktuelle Untersuchung gegen einen amtierenden und einen ehemaligen Manager eines Volkswagen-Gemeinschaftsunternehmens in China hat nichts mit den kartellrechtlichen Ermittlungen der Behörden des Landes gegen viele ausländische Autohersteller zu tun.

   Diese stehen in China derzeit im Rampenlicht. Denn die Behörden beschuldigen sie, den Kunden unter Ausnutzung ihrer Marktdominanz für Ersatzteile und Dienstleistungen zu viel Geld abzuknöpfen. Laut der Volkswagen AG und ihrem chinesischem Partner jedoch, der staatlich kontrollierten FAW Group, gehe es bei den Ermittlungen gegen die Manager nicht um Kartellfragen. Vielmehr wurde die Untersuchung nach jüngsten Routinekontrollen in den Verwaltungen der staatlichen Unternehmen eingeleitet.

   "Es ist nicht nötig, über die Verbindung zu spekulieren", sagte eine FAW-Sprecherin. Das Unternehmen kooperiere mit den Behörden. Vertreter von Volkswagen und dem Joint Venture FAW-Volkswagen Automobile, sagten, dass beide Fälle nicht verbunden seien. Weitere Details gaben sie nicht preis.

   Die Zentrale Kommission für Untersuchungen der Disziplin der Kommunistischen Partei hatte am Dienstag mitgeteilt, Ermittlungen gegen Li Wu, einen ehemaligen Topmanager bei FAW-Volkswagen Automobile, und Zhou Chun, stellvertretender General Manager der Audi-Vertriebssparte des Joint Ventures, eingeleitet zu haben. Sie sollen "Disziplin und Gesetz ernsthaft verletzt" haben. Diese Phrase wird in China üblicherweise benutzt, wenn es um Korruption geht. Die beiden waren für einen Kommentar nicht zu erreichen.

   "Li Wu hat das Unternehmen 2006 verlassen, die Kartelluntersuchungen haben ihren Höhepunkt aber erst in den letzten Monaten erreicht", sagte FAW-Volkswagen-Sprecher Li Pengcheng. Das Unternehmen könne die Vorgänge nicht weiter kommentieren.

   Volkswagens Premium-Tochter Audi ist einer von mehreren ausländischen Autobauern, die wegen ihrer Ersatzteil-Praxis im Visier der Behörden in China stehen, dem weltgrößten Automarkt. Behördenvertreter hatten mitgeteilt, Beweise für Preismanipulationen bei Audi, Mercedes-Benz und Chrysler gefunden zu haben. Die Unternehmen hatten allesamt versichert, mit den Behörden zu kooperieren.

   FAW-Volkswagen, gegründet 1991, stellt Fahrzeuge der Marken VW und Audi in China her, wo ausländische Autobauer gezwungen sind, mit lokalen Herstellern zusammenzuarbeiten, wenn sie Autos im Land produzieren wollen.

   Die chinesischen Offiziellen sind sehr wachsam, was mögliche Korruption bei Staatsunternehmen angeht. Den Kampf gegen Bestechung hatte der chinesische Präsident Xi Jinping vor zwei Jahren intensiviert.

   FAW und das Joint Venture mit Volkswagen stand zuvor schon unter Beobachtung. Im Juni 2012 hatte das National Audit Office Unregelmäßigkeiten in den Büchern von FAW und FAW-Volkswagen festgestellt. Unter anderem wurde der Verkauf von rund 170 Neuwagen nicht erfasst. Ein paar Tage nach dem Bericht der Behörde leiteten Anti-Korruptions-Ermittler eine Untersuchung gegen Jing Guosong, den stellvertretenden General Manager der Vertriebssparte von FAW-Volkswagen, ein, wie das Gemeinschaftsunternehmen damals mitteilte. Heute wollte es sich nicht zu Jing äußern.

   FAW, ehemals bekannt unter dem Namen First Automotive Works, wurde 1953 als erster Autohersteller des postrevolutionären Chinas gegründet. Der ehemalige Präsident Jiang Zemin arbeitete dort von 1956 bis 1962. Er besuchte das Unternehmen mindestens drei Mal, nachdem er 1989 zum Chef der Kommunistischen Partei aufgestiegen war.

   DJG/DJN/mgo/kla

   Dow Jones Newswires

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