Nach Koch-Abgang 11.08.2014 13:15:00

Ergebnis von Bilfinger geht zurück und Aktie steigt

Zeitweise kletterte die Bilfinger-Aktie im Montagshandel mehr als 5,3 Prozent auf ein Tageshoch von 55,90 Euro. Nach der zweiten Gewinnwarnung, mit der Bilfinger vor einer Woche den Markt erneut schockierte, war der Aktienkurs bereits deutlich gefallen. Seit Anfang Juli - dem Zeitpunkt der ersten Gewinnwarnung - hatte die Aktie fast 40 Prozent an Wert verloren. Die Anleger sind nun nicht mehr überrascht über die aktuell schwachen Zahlen.

Allerdings geht das Unternehmen nicht von einer Erholung der derzeit kritischen Verhältnisse im europäischen Energiemarkt aus. Auch der Öl- und Gassektor werde sich in Teilen eher noch weiter verschlechtern, erklärte Bilfinger.

Vor allem Einsparungen sollen daher das Ergebnis verbessern. Dabei hat das Unternehmen weitere Maßnahmen zur Kostensenkung eingeleitet - was zu einem zusätzlichen Restrukturierungsaufwand führen wird. Auf rund 30 Millionen Euro schätzt Bilfinger diese Kosten.

Betroffen ist vor allen das Geschäftsfeld Power. Im schwächelnden Rohrleitungsbau sollen bis zu 300 der 1.100 Stellen abgebaut werden. Hier sollen die Kapazitäten erheblich zurückgefahren werden. Darüber hinaus sollen weitere Kostensenkungsprogramme initiiert werden.

Dazu will der Konzern das laufende Effizienzprogramm beschleunigen. Derzeit werden Verwaltungsfunktionen gestrafft und zusammengeführt, was mit dem Abbau von 1.250 Arbeitsplätzen einhergeht. Neben den um 80 bis 90 Millionen Euro geringeren Personalkosten jährlich erwartet Bilfinger ab 2016 auch Einsparungen bei den Sachkosten im niedrigen bis mittleren zweistelligen Millionenbereich.

Noch im Spätsommer 2014 soll das neue Dienstleistungszentrum, in dem standardisierte Verwaltungsaufgaben gebündelt werden, seine Arbeit aufnehmen. Außerdem sollen interne IT-Dienstleistungen weitgehend zentralisiert werden.

Der größte der Teil der für das Effizienzsteigerungsprogramm angefallenen 115 Millionen Euro ist bereits in der Bilanz verbucht. Die Einsparungen sollen in diesem Jahr bereits rund 50 Millionen Euro erreichen und zur Ergebnissteigerung beitragen.

Die Ergebnisse der ersten sechs Monate waren deutlich hinter den Erwartungen zurückgeblieben. Zwei kurz aufeinander folgende überraschende Gewinnwarnungen kosteten zudem Vorstandschef Roland Koch den Job, nachdem er das Vertrauen im Aufsichtsrat verloren hatte. Aufsichtsratschef Bernhard Walter übte etwa Kritik an den "zu ehrgeizigen Prognosen" Kochs. Mit dem Finanzinvestor Cevian hat das Unternehmen allerdings auch einen unbequemen Aktionär im Boot. Aber auch die Gewerkschaften hatten Kochs Umbau- und Sparkurs zuletzt heftig kritisiert.

Der frühere langjährige Vorstandsvorsitzende und jetzige Aufsichtsrat Herbert Bodner hat in dieser Krise befristet bis Ende Mai 2015 die Führung übernommen, bis sich ein Nachfolger für Koch findet.

Zuvor hatte der frühere hessische Ministerpräsident eingestehen müssen, die erst Anfang Juli gesenkten Ziele für 2014 ebenfalls nicht erreichen zu können. So erwartet der Konzern nur noch eine Leistung von 7,8 Milliarden Euro, einen Rückgang des bereinigten EBITA von 419 auf 340 bis 360 Millionen Euro sowie ein auf 205 bis 220 Millionen Euro sinkendes bereinigtes Konzernergebnis. Dieses lag 2013 bei 255 Millionen Euro.

Das Problem: Im Zuge der Energiewende in Deutschland und der anhaltenden Unsicherheit über die europäische Energiepolitik sind Investitionen in neue Kraftwerke nahezu zum Erliegen gekommen. Der Sparte Power bricht damit das Geschäft weg. Außerdem hat das Unternehmen Probleme bei einem Projekt in Südafrika.

Auch das sonst so stabile Geschäftsfeld Industrial ist betroffen. Hier macht Bilfinger der Fracking-Boom in den USA zu schaffen. Durch die dadurch drastisch gesunkenen Gaspreise sparen die europäischen Kunden des Öl- und Gassektors in der Wartung und Instandhaltung. Auch hier sollen die Kapazitäten gesenkt werden.

Beide Sparten hatten im ersten Halbjahr mit zweistelligen Ergebnisrückgängen zu kämpfen. Die frühere Ertragsperle Power musste einen 60-prozentigen Rückgang des operativen Ergebnisses hinnehmen, bei den Industriedienstleistungen waren es 13 Prozent. Lediglich das Geschäft mit Gebäudedienstleistungen läuft trotz leicht sinkender Auftragseingänge gut - dank der wachsenden Nachfrage nach energieeffizienten Immobilien. Ein zweistelliges Plus bei Leistung und operativen Ergebnis ist die Folge.

Die Probleme der anderen Bereiche konnten damit jedoch nicht ausgeglichen werden. Das operative Ergebnis EBITA sank im ersten Halbjahr im Konzern um 47 Prozent auf 80 Millionen Euro, bereinigt lag das Minus bei 26 Prozent auf 111 Millionen Euro. Netto verdiente Bilfinger mit 55 Millionen Euro 19 Prozent weniger als im Vorjahr.

DJG/nas/mgo

   Dow Jones Newswires

Von Natali Schwab

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