Wertberichtigungen 09.11.2016 12:30:00

E.ON wegen gigantischer Uniper-Abschreibungen mit Milliarden-Verlust

"Eine Ausschüttung ist ohne Weiteres machbar", sagte Finanzvorstand Michael Sen am Mittwoch. Der Konzern sei auf Kurs zu einem um Sondereffekte bereinigten Überschuss in der Mitte der Prognosespanne von 600 Millionen bis einer Milliarde Euro. Die Pläne sehen vor, von diesem Betrag 40 bis 60 Prozent an die Aktionäre auszuschütten. Nach neun Monaten weist der Konzern einen bereinigten Überschuss von 641 Millionen Euro aus, acht Prozent weniger als ein Jahr zuvor.

Allerdings sind in diesem Wert gigantische Sonderlasten ausgeklammert. So hinterließ die historische Aufspaltung des Konzerns wieder heftige Spuren in der Bilanz. Unter dem Strich kam seit Jahresbeginn ein Verlust von 9,3 Milliarden Euro zusammen, das sind noch einmal 3,6 Milliarden Euro mehr als vor einem Jahr. Die Börse hatte heftige Belastungen bereits erwartet. E.ON-Aktien verloren bis zum Mittag zwei Prozent an Wert, parallel stand der Leitindex DAX angesichts der US-Wahl ein Prozent im Minus.

HOHER TRIBUT FÜR AUFSPALTUNG

E.ON musste nach dem Börsengang der einstigen Kraftwerkstochter Uniper im September nun weitere 6,1 Milliarden Euro abschreiben, seit Jahresbeginn sind es schon zehn Milliarden Euro. Insgesamt belaufen sich die Wertberichtigungen infolge der 2014 angekündigten Konzernaufspaltung nun auf gut 23 Milliarden Euro. Und das ist noch nicht alles. Auch im Schlussquartal rechnet Sen mit weiteren Belastungen von mehr als einer Milliarde Euro.

Die Aufspaltung hat auch viel Eigenkapital vernichtet. Ende September hatte E.ON noch eigene Mittel von 433 Millionen Euro in der Bilanz stehen. Ende 2015 waren es noch 16,4 Milliarden Euro. Davon entfielen allein 15,5 Milliarden auf Uniper, von denen sich E.ON mit der Abspaltung der Mehrheit an der Tochter verabschieden musste.

EIGENKAPITAL IST WEG

Im Schlussquartal rechnet E.ON nun sogar damit, sein Eigenkapital ganz aufzubrauchen und in den roten Bereich zu rutschen. Grund dafür sind die anstehenden Zahlungen an den geplanten staatlichen Atomfonds. Zudem machen sich die Niedrigzinsen bemerkbar, die E.ON zu einer Neubewertung der Rückstellungen für den Rückbau der Kernkraftwerke und seiner Pensionsverpflichtungen zwingen. Die Schulden lagen Ende September bei 23,6 Milliarden Euro.

E.ON betonte, dass das erwartete negative Eigenkapital nur nach internationalem Bilanzierungsstandard IFRS zustande komme. Nach deutschem Handelsrecht weise der Konzern weiter ein "deutlich" positives Eigenkapital auf. Dies ist auch die entscheidende Größe für die Fähigkeit, Dividenden zu zahlen.

KEINE GROSSE KAPITALERHÖHUNG

Trotz der bedrohlichen Eigenkapitallage will E.ON die erwarteten Lasten für den staatlichen Fonds, der sich um die Entsorgung des Atommülls kümmern soll, möglichst ohne große Kapitalerhöhung stemmen. "E.ON hat genügend Finanzierungsspielraum, um die benötigten Mittel zur Verfügung zu stellen", sagte Sen. "Wir streben an, eine Kapitalerhöhung mit Bezugsrechten zu vermeiden." Es gebe keinen schnellen Handlungsbedarf.

E.ON rechnet mit einer Zahlung von rund 10 Milliarden Euro für den Atomfonds. Darin enthalten ist eine Risikoprämie von rund zwei Milliarden Euro, für die der Konzern noch keine Rücklagen gebildet hat. Die Entscheidung über den Finanzierungsmix soll aber erst fallen, wenn es endgültige Klarheit über die tatsächlichen Kosten gibt.

SPARPROGRAMM GEPLANT

Die Bundesregierung hatte Mitte Oktober den Gesetzentwurf für die Entsorgung des Atommülls auf den Weg gebracht. Geplant ist, dass der Staat den Unternehmen die Verantwortung für die Atommüll-Endlagerung abnimmt. Dafür müssen sie mehr als 23 Milliarden Euro an einen Staatsfonds überweisen. Für Stilllegung und Abriss bleiben die Unternehmen verantwortlich.

Um wieder in sicheres Fahrwasser zu kommen, plant E.ON nun auch ein Sparprogramm. "Wir brauchen noch mehr Kundennähe, müssen schlanker und schneller werden", schrieb Vorstandschef Johannes Teyssen im am Mittwoch veröffentlichten Zwischenbericht. Das "Projekt Phoenix" soll die Kosten um 400 Millionen Euro senken. Was das für die derzeit rund 40 000 Arbeitsplätze bei E.ON heißt, ließ der Konzern offen.

ES GEHT UM ZUKUNFTSSICHERUNG

"Unser Ziel ist es, trotz weiterer grundlegender Veränderungen die Zukunft des Unternehmens dauerhaft zu sichern", erklärte Teyssen. Derzeit habe E.ON noch die gleichen "komplexen zentralen" Unternehmensstrukturen wie vor der Aufspaltung. "Das Zukunftsgeschäft aber ist kundennah und dezentral orientiert."

In den Kerngeschäftsfeldern Ökostrom, Netze und Vertrieb lief es dabei zuletzt sogar recht gut. In den ersten neun Monaten steigerte E.ON den operativen Gewinn dieser Bereiche um rund 13 Prozent auf knapp 1,9 Milliarden Euro. Im Gesamtkonzern ging das Ebit dennoch um vier Prozent zurück. Das lag vor allem am Verkauf von Randgeschäften, deren Ergebnisbeiträge nun fehlen.

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ESSEN (dpa-AFX)

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