27.01.2015 12:38:00

Einzelhandel macht 2014 weniger Umsatz, schuf aber neue Jobs

Der österreichische Einzelhandel hat 2014 erneut Umsatzeinbußen hinnehmen müssen. Inflationsbereinigt (real) sanken die Umsätze der Branche um 0,5 Prozent, selbst unter Berücksichtigung des dynamischen Onlinegeschäfts waren die Erlöse rückläufig. Handelsobfrau Bettina Lorentschitsch sieht dennoch das Positive: "Der Handel ist der Jobmotor in Österreich", sagte sie am Dienstag vor Journalisten.

Die Zahl der Einzelhandels-Beschäftigten stieg um 1,3 Prozent oder 4.200 Personen auf rund 326.100. Das Wachstum liege über dem Gesamtbeschäftigungswachstum, so Lorentschitsch beim Jahrespressegespräch in Wien. Fast die Hälfte der Beschäftigen im Einzelhandel arbeitet jedoch Teilzeit.

Branchensieger waren erneut Drogerie- und Parfümeriegeschäfte mit realen Umsatzzuwächsen von 4,5 Prozent. "Den kleinen Luxus gönnen sich die Menschen nach wie vor", meinte die Handelsobfrau. Auch Elektrohändler (+2,7 Prozent) sowie Uhren- und Schmuckgeschäfte (+2,9 Prozent) zählten im vergangenen Jahr zu den Gewinnern. Ein leichtes reales Plus ging sich auch in der Bekleidungsbranche (+1,0 Prozent) aus.

Alle anderen Branchen erzielten reale Umsatzrückgänge, am höchsten waren sie im Sportartikelhandel (-2,5 Prozent). Das Wetter spielte den Sporthändlern im Vorjahr übel mit - sowohl im 1. als auch im 4. Quartal lag zu wenig Schnee. Reale Umsatzeinbußen gab es auch im Möbelhandel (-1,9 Prozent), Bau- und Heimwerkerhandel (-1,7 Prozent) sowie im Lebensmittehandel (-1,3 Prozent).

Abgesehen von Salzburg, Vorarlberg und Kärnten, die von Grenztouristen profitierten bzw. auf ein niedriges Niveau aufsetzten, waren die Umsatzentwicklungen in den restlichen Bundesländern rückläufig. Vor allem die Wiener Händler litten - unter anderem an einem starken Rückgang der kaufkräftigen russischen Touristen.

Das Geschäft im Internet entwickelte sich einmal mehr dynamisch. Die Brutto-Umsätze erhöhten sich um rund 200 Mio. Euro auf 3,1 Mrd. Euro. Das entspricht knapp 5 Prozent des gesamten Einzelhandelsvolumens. Die KMU Forschung Austria ermittelt allerdings keine Umsätze, die Österreicher auf ausländischen Webseiten wie Amazon oder Zalando ausgeben. Hier kämen noch einmal rund 3 Mrd. Euro Umsatz dazu.

Das Christkind lieferte 2014 keine wahnsinnig großen Packerln: Der Umsatz im Weihnachtsgeschäft stieg leicht um 0,5 Prozent auf 1,617 Mrd. Euro.

Für 2015 ist Lorentschitsch "eine Spur optimistischer als die Wirtschaftsforscher", wenngleich sie einräumte, dass sich der Handel negativer Einflüsse von außen nicht verwehren könne. Bei den realen Umsätzen werde man sich hoffentlich der Nulllinie nähern oder vielleicht ein leichtes Plus erzielen. In Richtung Regierung plädierte die Handelsobfrau: "Es darf keine neuen Steuern geben." Sinnlos seien auch Vorschriften, die viel Geld kosten und Unternehmer unter Generalverdacht stellten - wie die von der SPÖ zur Bekämpfung von Steuerbetrug vorgeschlagene "Registrierkassenpflicht". "Wie soll das auf Märkten funktionieren"?, fragte Lorentschitsch.

Im EU-Vergleich schneidet Österreich schlecht ab: Während die Umsätze im EU-Schnitt im dritten Quartal 2014 bei +1,2 Prozent lagen, kam Österreich nur auf +0,3 Prozent. Aktuellere Zahlen sind hier noch nicht verfügbar. Ernst Gittenberger von der KMU Forschung Austria kalmierte: Im Gegensatz zu den meisten anderen Ländern durchtauchten die österreichischen Einzelhändler die Krise nahezu unbeschadet. "Die anderen erholen sich jetzt erst von den Rückgängen, sind aber immer noch nicht auf österreichischem Niveau", so Gittenberger.

(GRAFIK 0124-15, Format 88 x 110 mm) (Schluss) kan/ggr

WEB http://wko.at

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