19.11.2013 11:20:30

EZB sieht Deflationsrisiken

   Von Hans Bentzien

   FRANKFURT--Die Europäische Zentralbank (EZB) sieht offenbar das Risiko, dass der Preisdruck im Euroraum von seinem bereits sehr niedrigen Niveau weiter abnimmt. Nach Aussage ihres Chefvolkswirts Peter Praet rechnet sie damit, dass die gesamtwirtschaftlichen Kapazitäten noch drei bis vier Jahre nicht ausgelastet werden. Zuletzt waren die Verbraucherpreise nur noch mit einer Jahresrate von 0,7 Prozent gestiegen. Mit Andeutungen über weitere geldpolitische Maßnahmen der EZB war Praet bei der 16. Euro Finance Week in Frankfurt aber vorsichtig.

   Die Lücke zwischen möglicher und tatsächlicher Produktion zu schließen, werde Jahre brauchen, sagte Praet und fügte hinzu: "Bevor wir es schließen, wird es zunächst bis Ende 2016 oder bis 2017 weiter steigen." Nach Angaben ihres Präsidenten Mario Draghi rechnet die EZB für mehrere Jahre mit einer niedrigen Inflation. Praets Äußerungen deuten darauf hin, dass die Lage noch etwas ernster ist.

   Ebenso alarmierend ist aus Sicht der EZB, dass nicht nur die realwirtschaftliche, sondern auch die monetäre Säule der geldpolitischen Analyse für einen sinkenden Preisdruck spricht: Das Geldmengen- und Kreditwachstum sei schwach und die Geldmenge sei entscheidend für die künftige Inflation sagte Praet. Das Geldmengenwachstum ist derzeit nicht einmal halb so hoch wie der EZB-Referenzwert von 4,5 Prozent.

   Dass die Inflationserwartungen der Wirtschaftsakteure trotzdem noch bei knapp 2 Prozent, dem Inflationsziel der EZB verankert sind, kann für die EZB aber keine Beruhigung sein. Derzeit gebe es keine Deflationsängste, weil die Finanzmärkte wüssten, dass die EZB entschlossen sei, ihr Mandat zu erfüllen, sagte Praet.

   Ein sicherer Abstand der Inflation von der Nulllinie ist laut Praet wichtig, weil man sonst schnell bei unkonventionellen Maßnahmen sei, die aber schwer umzusetzen seien. In einem Interview mit dem Wall Street Journal hatte der EZB-Chefvolkswirt betont, dass die EZB im Notfall auch zu Wertpapierkäufen greifen würde, um die Deflationsrisiken zu mindern.

   Kontakt zum Autor: hans.bentzien@wsj.com

   DJG/hab/kla

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   November 19, 2013 04:52 ET (09:52 GMT)

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