02.06.2016 15:15:46

EZB rechnet nicht mit höherer Inflation

   Von Hans Bentzien

   FRANKFURT/WIEN (Dow Jones)--Die Europäische Zentralbank (EZB) stellt sich trotz des jüngsten Ölpreisanstiegs nicht auf höhere Inflationsraten ein. Die volkswirtschaftlichen Abteilungen von EZB und nationalen Zentralbanken rechnen weiterhin damit, dass die Verbraucherpreise im Euroraum 2017 und 2018 im Jahresschnitt um 1,3 und 1,6 Prozent steigen werden. Das geht aus den aktuellen Stabsprojektionen hervor, die EZB-Präsident Mario Draghi am Donnerstag bekannt machte. Auch im März hatte der EZB-Stab 1,6 Prozent für 2018 prognostiziert. Seitdem ist der Ölpreis jedoch um rund 20 Prozent gestiegen.

   Zuvor hatte der EZB-Rat beschlossen, Leitzinsen und andere geldpolitische Elemente unverändert zu lassen. Die EZB ist auf die Gewährleistung mittelfristiger Preisstabilität verpflichtet, die sie bei knapp 2 Prozent gegeben sieht.

   Die EZB legt jedoch Wert auf die Feststellung, dass der Prognosehorizont der Stabsprojektionen nicht mit der "mittleren Frist" übereinstimmt. Mittelfristig sei kein fest definierter Begriff, so dass sich aus Inflationsprognosen mit zweijährigem Horizont von deutlich unter 2 Prozent kein Verstoß gegen das Mandat ableiten lasse. Gleichwohl wurde das Inflationsziel zuletzt vor rund drei Jahren erreicht. Im Mai lag die Teuerung nach vorläufigen Berechnungen bei minus 0,1 Prozent. Für 2016 erwarten die Zentralbankvolkswirte nun 0,2 (bisher: 0,1) Prozent Inflation.

   Darüber hinaus hoben die Ökonomen ihre Wachstumsprognose für 2016 an. Sie erwarten nun einen Anstieg des Bruttoinlandsprodukts (BIP) um 1,6 (1,4) Prozent. Die Prognosen für 2017 und 2018 lauten auf jeweils 1,7 Prozent. Die Risiken für diese Prognosen sind laut EZB weiterhin abwärts gerichtet.

   Draghi bekräftigte in seinem Statement die zuletzt gemachten geldpolitischen Schlüsselaussagen. Demnach wird die EZB ihre Zinsen für längere Zeit auf dem gegenwärtigen oder einem noch niedrigen Niveau halten. Dieses niedrige Zinsniveau soll länger anhalten als die Wertpapierankäufe der EZB.

   Das Wertpapierkaufprogramm wiederum soll nach jetzigem Stand bis Ende März 2017 laufen - mindestens aber so lange, bis die Inflation nach Einschätzung des EZB-Rats eine überzeugende Wende in Richtung des Zielbereichs vollzogen hat.

   Ab 8. Juni wird die EZB neben Staatsanleihen, Covered Bonds und Kreditverbriefungen auch Unternehmensanliehen kaufen. Zudem startet im Juni eine zweite Serie langfristiger, gezielter Refinanzierungsgeschäfte für Banken mit vierjähriger Laufzeit, deren Zins höchstens bei null Prozent liegen wird.

   Kontakt zum Autor: hans.bentzien@dowjones.com

   DJG/hab/apo

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   June 02, 2016 08:45 ET (12:45 GMT)

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