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Wegen Anleihekaufprogramms 20.04.2015 15:03:56

Europäische Zentralbank lässt Bilanzziel fallen

Im EZB-Jahresbericht für 2014 wird eine anzustrebende Bilanzsumme mit der Größe von Anfang 2012 nicht mehr erwähnt. Stattdessen ist dort von einem "aktiven Bilanzmanagement" die Rede. Präsident Mario Draghi hatte im vergangenen Jahr im EZB-Rat für reichlich Ärger gesorgt, als er ein quantitatives Ziel für die Größe der EZB-Bilanz ausgab. Einige Ratsmitglieder, wie Bundesbank-Präsident Jens Weidmann, bestritten schlichtweg, dass es ein solches Ziel gebe. Aber Draghi legte nach und erkläre öffentlich, der EZB-Rat strebe eine Bilanzsumme von der Größe an, wie sie zuletzt Anfang 2012 zu beobachten gewesen sei.

   Aus Sicht der Finanzmärkte bedeutete das, dass die EZB ihre Bilanz um rund eine Billion Euro vergrößern müsste, was mit den bis dahin kommunizierten Maßnahmen nach übereinstimmender Meinung nicht zu schaffen war. Folglich preisten sie nach und nach ein, dass die EZB früher oder später Staatsanleihen ankaufen würde.

   Im EZB-Jahresbericht heißt es dazu: "In der Kommunikation zur Bilanzgröße spiegelte sich die Absicht des EZB-Rats, einen geldpolitischen Stimulus zu erzeugen, der für ein Erreichen den Ziels von knapp zwei Prozent Inflation ausreichend sein würde."

   Allerdings unterschlägt der Jahresbericht das entscheidende Detail aus Draghis Kommunikation - von Anfang 2012 ist keine Rede mehr. Stattdessen heißt es lediglich, die Kommunikation habe den Willen des EZB-Rats zum Ausdruck bringen sollen, mit seinen Refinanzierungsgeschäften und Wertpapierankäufen die Bilanz "spürbar zu beeinflussen".

   Seit Ende Dezember 2014 wächst die Bilanzsumme der EZB tatsächlich wieder, nachdem sie zuvor seit 2012 stetig gesunken war. Im Januar beschloss der EZB-Rat - unter anderem gegen das Votum von Bundesbank-Präsident Jens Weidmann - ein um öffentliche Anleihen erweitertes Ankaufprogramm mit einem Gesamtvolumen von rund einer Billion Euro.

   Manche Beobachter rechnen damit, dass es den Zentralbanken des Eurosystems aus Knappheitsgründen nicht gelingen wird, genügend Anleihen jedes Landes entsprechend seinem EZB-Kapitalschlüssel anzukaufen. Sie verweisen auch darauf, dass das Programm bereits einen Monat nach seinem Start extrem starke Auswirkungen auf die Finanzmärkte habe.

   Präsident Draghi hat Forderungen nach einem vorzeitigen Ende des Programms aber in der vergangenen Woche abgewehrt und erklärt, das Programm müsse zu Ende geführt werden. Im Jahresbericht heißt es dazu: "Die Größe der EZB-Bilanz ist kein Ziel der Geldpolitik. Jedoch bleibt ein aktives Bilanzmanagement ein Instrument, das zur Verfolgung des Preisstabilitätsziels eingesetzt wird, wenn die sehr kurzfristigen Nominalzinsen ihre effektive Untergrenze erreicht haben."

  DJG/hab/apo

   Dow Jones Newswires

   Von Hans Bentzien

FRANKFURT (Dow Jones)

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