Bilanzrisiko der EZB steigt |
17.09.2014 17:44:00
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EZB plant wohl Kauf schlecht bewerteter ABS
Die EZB will ab Oktober Kreditverbriefungen (ABS) und Pfandbriefe in einem noch unbekannten Volumen ankaufen, um die Kreditvergabe an die Realwirtschaft in Gang zu bringen. Dem gleichen Zweck sollen sehr langfristige und zweckgebundene Refinanzierungsgeschäfte für Banken dienen, von denen das erste am morgigen Donnerstag begeben wird.
In solchen Refinanzierungsgeschäften akzeptiert die EZB allerdings als Sicherheiten nur ABS, deren Qualität die Ratingagenturen mit der Note A- bewerten. Für den Kauf von Wertpapieren sollen aber laut dem Zeitungsbericht andere Grenzen gelten. Demnach wird "in Notenbankkreisen" diskutiert, auch solche ABS zu erwerben, die dieses Rating nicht erreichen.
Befürworter eines solchen Vorgehens hielten den Kauf relativ riskanter Papiere für notwendig, damit das Aufkaufprogramm auch wirklich gegen Deflationsgefahren helfe, zitiert die Zeitung besagte Notenbankkreise. Es sei deshalb wahrscheinlich, dass die Ratingschwelle für Ankäufe niedriger angesetzt werde.
Kritiker wenden ein, dass dadurch aber auch die Ausfallrisiken für die Zentralbank steigen würden. Abschreibungen würden ihre Gewinne schmälern und damit indirekt auch die Staatshaushalte der Euro-Länder treffen. "Die EZB hat bislang kein geeignetes eigenes Risiko-Controlling, um die Risiken von ABS-Papieren angemessen abschätzen zu können", sagte Jörg Rocholl, Präsident der Wirtschaftshochschule ESMT, der Welt. "Sie müsste sich im Zweifel auf externe Bewertungen wie diejenigen von Rating-Agenturen verlassen, die in der Vergangenheit hier nicht besonders verlässlich waren."
Die EZB plant derzeit, nur den hochwertigsten Teil von Kreditverbriefungen, die so genannte Senior Tranche, zu kaufen. EZB-Präsident Mario Draghi hat mehrfach vorgeschlagen, auch riskantere Tranchen zu erwerben, um so die Wirksamkeit des Programms zu steigern. Draghi forderte allerdings auch, dass Staaten oder staatliche Förderbanken diese Tranchen garantieren sollte, was vor allem Deutschland und Frankreich ablehnen.
Marcel Fratzscher, Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), hält die Risiken dagegen für vertretbar. "Die geplanten ABS-Ankäufe werden die EZB-Bilanz vergrößern, aber nicht unbedingt das Risiko für die Notenbank erhöhen", sagte Fratzscher. "Wir sollten nicht vergessen, dass es auch die Aufgabe einer jeden Zentralbank ist, Liquiditätsrisiken auf sich zu nehmen, um das Gesamtrisiko in den Märkten und somit für sich selbst zu senken."
Auch EZB-Direktor Yves Mersch hatte kürzlich darauf hingewiesen, dass ABS-Käufe der EZB Portfolio-Effekte hervorrufen würden, die das Bilanzrisiko mindern würden.
Ein EZB-Sprecher wollte sich zu den Informationen nicht äußern und verwies darauf, dass die Details des Kaufprogramms noch nicht beschlossen seien. Sie sollen erst Anfang Oktober festgelegt werden.
DJG/hab/sha
Dow Jones Newswires
Von Hans Bentzien
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