08.10.2013 20:15:30

EZB: Zinsunterschiede im Euroraum zwingen zu Reformen

   Von Christopher Emsden

   LJUBLJANA--Der Notenbankgouverneur von Slowenien sieht die Krisenländer im Euroraum und auch die Europäische Zentralbank (EZB) in einer schwierigen Lage. In einem Interview mit dem Wall Street Journal sagte Bostjan Jazbec, die klaffenden Unterschiede bei den Kosten der Geldaufnahme in der Eurozone zwängen die schwachen Ländern dazu, ihre Volkswirtschaften umzurüsten. Zugleich machten die zersplitterten Finanzmärkte im Euroraum es der EZB schwer, über ihre Zinspolitik für Wachstum zu sorgen.

   "Ich denke, das ist eine realistische Ansicht", sagte das neueste Ratsmitglied der EZB. Der 43-jährige Währungshüter hatte im Sommer sein Amt übernommen. Slowenien war das erste Land des ehemaligen Ostblocks, das den Euro eingeführt hatte.

   Die Länder der Eurozone teilen sich eine gemeinsame Währung, verlassen sich aber auf die nationalen Finanzmärkte, um sich Geld zu leihen. In wirtschaftlich starken Ländern wie Deutschland sind die Zinsen derzeit nahe dem Rekordtief, während die Zinsen in schwächeren Ländern wie Spanien, Italien und besonders Slowenien beträchtlich höher sind.

   Kleine Unternehmen in verwundbaren Ländern des Euroraums müssen viel höhere Zinsen zahlen wie ihre Gegenüber in den nördlichen Staaten. Kreditaufnahmen, Investitionen und Personalaufstockungen sind deshalb für diese Firmen viel schwieriger.

   Doch der slowenische Währungshüter sieht einen Silberstreifen am Horizont: Die Länder mit hohen Zinskosten müssten ihre Volkswirtschaften effizienter machen. "Keines der Probleme in irgendeinem Euroland hat die Solidität des Euro und den Daseinszweck der Währung, nämlich die Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit der gesamten Eurozone, gefährdet", sagte Jazbec.

   Wegen fauler Kredite in den Bankbilanzen ist Slowenien in eine Krise geschlittert. Das Volumen der faulen Kredite entspricht gut einem Fünftel der jährlichen Wirtschaftsleistung von rund 35 Milliarden Euro. Experten schätzen, dass die Banken rund 2,8 Milliarden Euro an frischem Kapital benötigen.

   Die größten Banken des Landes bereiten sich derzeit auf die Bilanzprüfung durch die EZB vor, die darauf zielt, die Zweifel über die europäischen Banken auszuräumen und den exakten Kapitalbedarf festzustellen.

   Jazbec sagte jedoch, die Annahme, Slowenien werde ein Rettungsprogramm wie bereits fünf andere Euroländern benötigen, sei "unverantwortlich". Er schloss die Möglichkeit aber nicht aus. Was zähle, sei wirtschaftliches Wachstum, nicht die Größe des Kapitalbedarfs der slowenischen Banken.

   "Die Frage ist, warum sind die Kreditkosten für Slowenien so hoch?", sagte Jazbec. "Die Antwort ist, dass es keine Anzeichen für Wachstum gibt - anders als in Spanien, wo wachstumsfördernde Maßnahmen einige Sympathie und Interesse von Investoren erzeugt haben."

   Am Dienstag hat die Notenbank ihre Schätzungen für Slowenien drastisch gesenkt. Sie rechnet nun damit, dass das Bruttoinlandsprodukt in diesem Jahr um 2,6 Prozent schrumpfen wird. Im Frühjahr war ein Rückgang um 1,9 Prozent in Aussicht gestellt worden. Im nächsten Jahr dürfte die Wirtschaftsleistung um 0,7 Prozent sinken. Vorher hatte die Bank ein Wachstum von 0,5 Prozent unterstellt.

   Kontakt zum Autor: konjunktur.de@dowjones.com

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   October 08, 2013 13:30 ET (17:30 GMT)

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