25.03.2014 12:17:31

EZB-Ratsmitglied Weidmann: Euro-Kurs ändert Inflationsausblick nicht - Agentur

   Von Hans Bentzien

   Die jüngste Aufwertung des Euro macht nach Aussage von EZB-Ratsmitglied Jens Weidmann noch keine Änderung der Geldpolitik notwendig. In einem Interview mit der Nachrichtenagentur Market News sagte Weidmann, die Europäische Zentralbank (EZB) müsse ihren mittelfristigen Inflationsausblick wegen des höheren Euro-Wechselkurses noch nicht ändern. Sollte der Euro aber so stark steigen, dass er die Preisstabilität gefährde, dann wäre eine weitere Zinssenkung das passende Instrument, um damit umzugehen.

   EZB-Präsident Mario Draghi hatte kürzlich gesagt, dass der starke Euro angesichts der ohnehin schon niedrigen Inflation für die Beurteilung der Preisstabilitätsrisiken immer relevanter werde. Weidmann verwies in dem Interview darauf, dass der Wechselkurs einer von mehreren Faktoren sei, die die Preisstabilität beeinflussten, und sagte: "Bisher sehe ich keinen Grund zur Revision unserer mittelfristigen Inflationsprognose."

   Die EZB rechnet damit, dass die Inflation im Euroraum erst im vierten Quartal 2016 auf 1,7 Prozent steigen wird. Sie ist der mittelfristigen Bewahrung von Preisstabilität verpflichtet, die sie derzeit mit knapp 2 Prozent Teuerung definiert. Ein starker Euro macht Einfuhren billiger, was einen preisdämpfenden Einfluss im Inland hat. Da die Inflationsrate zuletzt nur noch bei 0,7 Prozent lag, befürchten manche Ökonomen, dass die Eurozone in eine Spirale aus sinkenden Preisen, rückläufiger Nachfrage und sinkender Produktion geraten könnte.

   Gegen eine solche Deflation kann eine Zentralbank sehr viel schlechter vorgehen als gegen eine zu hohe Inflation. Weidmann räumte ein, dass der Euro so stark steigen könnte, dass er das Inflationsprofil spürbar zu beeinflussen beginne. In diesem Fall würde er einer weiteren Zinssenkung den Vorzug vor anderen unkonventionellen Maßnahmen geben: "Um den Folgen einer starken Euro-Aufwertung für den Inflationsausblick entgegenzuwirken, wären negative Zinsen angemessener als andere Maßnahmen", sagte er.

   Der Hauptrefinanzierungssatz der EZB liegt seit November 2013 bei 0,25 Prozent, der Satz für Bankeinlagen bei der EZB aber bei Null. Ein negativer Einlagensatz würde Euro-Anlagen unattraktiv machen und den Euro-Kurs vermutlich senken. Zwar fürchtet die EZB durchaus die möglichen Nebenwirkungen so einer Maßnahme, doch scheinen sie zumindest Weidmann akzeptabler als der von manchen Ökonomen geforderte Wertpapierkäufe in großem Stil.

   In dem Interview mit Market News sagte Weidmann dazu: "Das bedeutet nicht, dass QE überhaupt nicht in Frage kommt. Wir müssen aber darauf achten, dass das Verbot der Staatsfinanzierung mit der Notenpresse respektiert wird." Die Umverteilungsrisiken, die beim Kauf von Staatsanleihen durch die Zentralbank für die Steuerzahler entstünden, seien identisch mit denen gemeinsamer Staatsanleiheemissionen.

   Kontakt zum Autor: hans.bentzien@wsj.com

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   March 25, 2014 06:45 ET (10:45 GMT)

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