Die EZB hat nach den Worten ihres Vizepräsidenten Vitor Constancio weitere Instrumente zur Hand, sollte die Wirtschaft im Euroraum einen Schwächeanfall erleiden.
Die Notenbank könnte noch etwas an der Zinsschraube "drehen", wenn sich der wirtschaftliche Ausblick eintrübe, sagte der Währungshüter in einem Interview mit dem Sender CNBC. Auch Wertpapierkäufe seien eine Option.
Ein Programm zum Ankauf von Wertpapieren liege "immer noch auf dem Tisch", sagte Constancio. Sowohl die Federal Reserve als auch die Bank of England haben über diesen Weg viele Milliarden in die Finanzsektoren ihrer Länder geschleust.
Die aktuellen Leitzinsen verschiedener Regionen
Euroland
Im Euroraum liegt der Leitzins seit 4. September 2014 bei 0,05 Prozent. Dies ist ein historischer Tiefstwert - nie zuvor war der Leitzins in den Euro-Ländern so niedrig.
USA
In den USA liegt der Leitzinssatz seit 16. Dezember 2008 in der Zinsspanne von 0 bis 0,25 Prozent.
Japan
Die japanische Zentralbank hat die Leitzinsen am 5. Oktober 2010 auf 0 bis 0,1 Prozent gesenkt und seitdem dort belassen.
Großbritannien
In Großbritannien liegt der Leitzins bei 0,5 Prozent und das sei dem 5. März 2009. Die Bank of England denkt momentan aber als eine der wenigen Zentralbanken darüber nach, den Leitzins bald wieder anzuheben.
China
China kämpft weiterhin mit einem schwächelnden Wachstum und einer hohen Inflation. Der Leitzins wurde daher am 5. Juli 2012 zum letzten Mal gesenkt und liegt seitdem unverändert bei 6,0 Prozent.
Schweiz
Aufgrund der massiven Überbewertung des Schweizer Frankens senkte die Schweizer Nationalbank am 3. August 2011 das Zins-Zielband auf 0 bis 0,25 Prozent. Die SNB fährt seitdem quasi einen Nullzinspolitik.
Russland
Der russische Leitzins liegt seit dem 31. Oktober 2014 bei 9,5 Prozent. Dies war bereits die vierte Anhebung des Leitzins seit März. Die russischen Währungshüter wollen sich damit gegen Kapitalflucht, Rubelverfall und Inflationsgefahr stemmen.
Am Donnerstag hatte die EZB ihre Zinsen auf neue Rekordtiefstände gesenkt und außerdem neue Milliardenspritzen angekündigt, um der Kreditvergabe im Euroraum auf die Sprünge zu verhelfen. Zudem unternahm sie einen historischen Schritt und belegte als erste große Zentralbank bei ihr geparkte Gelder mit einem Minuszins.
Präsident Mario Draghi sagte bei der folgenden Pressekonferenz, die EZB sei mit ihren Zinssenkungen nun so weit gegangen "wie es praktisch möglich ist". Doch in einer Interpretation dieser Aussage sagte Constancio, es wäre ein Fehler anzunehmen, die EZB hätte keine Munition mehr. "Wir können immer noch an einigen dieser Leitzinsen drehen", meinte Constancio.
Der EZB-Rat würde weitere Konjunkturhilfen erwägen, sollte eine neue Gefahr für die Eurozone-Wirtschaft auftauchen, die das Wachstum ernsthaft schädigen könnte, ergänzte Constancio. Dazu zähle etwa ein Schock aus dem Ausland oder ein scharfer Rückgang der Inflationserwartungen.
DJG/DJN/apo/mgo
(LONDON) Dow Jones Newswires