16.01.2014 16:09:33
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EZB-Ratsmitglied skeptisch über Geldspritze mit Zweckbindung
Von Liis Kängsepp
TALLINN--Ein Ratsmitglied der Europäischen Zentralbank (EZB) hat sich skeptisch über eine neue Geldspritze geäußert, bei der die Banken verpflichtet würden, die Mittel als Kredite an Unternehmen weiterzureichen. Für die EZB wäre dies ein kompliziertes Unterfangen. "Besonders in der Eurozone, in der die Dinge dezentral umgesetzt werden, sehe ich das als kompliziert an", sagte Ardo Hansson, Gouverneur der estnischen Notenbank in einem Interview mit dem Wall Street Journal. Es würde zu viel an "Mikromanagement" erfordern.
"Im Moment bin ich skeptisch", sagte Hansson, gestand aber zu, dass er zusätzlichen Argumenten sein Gehör schenken würde, bevor er sich eine abschließende Meinung bildet. Seit über einem Jahr leidet die Eurozone unter einer rückläufigen Kreditvergabe, was die Wirtschaft zu ersticken droht. Die Kreditvergabe an private Unternehmen sank im November um 2,3 Prozent gegenüber dem Vorjahr, der schärfste Rückgang seit Beginn der Datenreihe vor mehr als 20 Jahren. Die europäischen Firmen greifen für ihre Investitionen stark auf Bankkredite zurück.
Ökonomen spekulieren seit Monaten, dass die EZB in diesem Jahr ein weiteres langfristiges Kreditpaket für die Banken auflegen könnte, da die zwei vorherigen Geschäfte vom Dezember 2011 und Februar 2012 sich dem Enddatum nähern.
EZB-Präsident Mario Draghi hat eingeräumt, dass die Banken die Geldspritzen bisher dazu verwendet haben, um Staatsanleihen zu kaufen. "Wenn wir ein ähnliches Geschäft machen, dann wollen wir sicherstellen, dass das Geld in der Wirtschaft ankommt", sagte Draghi bei der Pressekonferenz im Dezember.
Da das Zinsniveau bereits extrem niedrig ist, bleiben der EZB eigentlich nur noch Käufe von Staatsanleihen, um die Marktzinsen nachhaltig zu beeinflussen. Im Januar verschärfte Draghi seine geldpolitische Rhetorik, erweckt aber nicht den Eindruck, dass die EZB kurz vor weiteren Schritten steht. Bislang ist die EZB dem Beispiel ihrer Pendants in den USA, Großbritannien und Japan nicht gefolgt, die massiv Wertpapiere aufkaufen, um die Geldpolitik weiter zu lockern.
In dem Interview bremste Hansson die Erwartung, dass die EZB den anderen Notenbanken bald nacheifern könnte. "Wir müssen beachten, dass wir andere Wirtschaftsblöcke nicht kopieren können, da deren Strukturen in Wirtschaft und Finanzen anders sind", sagte er.
Kontakt zum Autor: konjunktur.de@dowjones.com
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January 16, 2014 10:06 ET (15:06 GMT)
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