07.04.2014 12:23:48
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EZB-Rat Nowotny bevorzugt ABS-Käufe im Kampf gegen Deflation
WIEN (dpa-AFX) - Österreichs EZB-Rat Ewald Nowotny hat sich im Fall breitangelegter Wertpapierkäufe im Kampf gegen eine drohende Deflation für den Erwerb von Kreditverbriefungen ausgesprochen. Sollte die Europäische Zentralbank (EZB) wirklich zum Großeinsatz am Anleihemarkt ("Quantitative Easing") ausrücken, so würde er den Ankauf von Papieren bevorzugen, die mit Forderungen wie Unternehmenskrediten besichert sind ("Asset Backed Securities", ABS). Das sagte der österreichische Notenbankchef am Montag vor Journalisten in Wien.
Am vergangenen Donnerstag hatte der geldpolitische Rat der EZB erstmals offiziell den möglichen umfassenden Kauf von Anleihen im Kampf gegen eine dauerhaft zu niedrige Inflation diskutiert. Nowotny sieht die Deflationsgefahr in der Eurozone aber nach wie vor als begrenzt an. Bei der Deflation handelt es sich um eine Spirale sinkender Preise quer durch die Warengruppen, die zum Käufer- und Investitionsstreik führen und so die Konjunktur einfrieren könnte.
Ein großes Problem für die Wirtschaft der Eurozone ist nach wie vor die schleppende Kreditvergabe. Viele Banken scheuen wegen der weiterhin ungewissen Konjunkturaussichten davor zurück, Unternehmen Geld zu leihen. Erschwerend kommt dazu, dass die Institute ihre Bilanzen nach Jahren der lockeren Kreditvergabe reparieren müssen, zumal die Bücher bald Belastungstests von Finanzaufsehern standhalten müssen.
Um die Kreditklemme zu lösen, würde die EZB gerne den ABS-Markt wiederbeleben. Wenn die Banken Kredite zu Paketen schnüren und weiterverkaufen könnten, würden sie bilanziellen Spielraum für die Vergabe neuer Kredite gewinnen. Allerdings hat der Ruf der verbrieften Kredite in den letzten Jahren heftig gelitten. Denn eben diese Papiere gelten als Mitauslöser der schweren Krise am US-Häusermarkt, die 2007 ausbrach und die gesamte Weltwirtschaft in eine tiefe Rezession stürzte.
EZB-Rat Nowotny räumte ein, dass der Markt für Kreditverbriefungen im Euroraum derzeit noch zu schwach sei und vor einem Kaufprogramm der EZB weiter entwickelt werden müsse. Generell gelte aber, dass es bei den möglichen außerordentlichen Maßnahmen der EZB im Kampf gegen eine zu schwache Inflation keine festgelegt Rangfolge gebe. Die Notenbank verfüge über ein großes Instrumentarium. Die Wahl der geldpolitischen Mittel erfolge nach dem Kriterium der besseren Effizienz./jkr/hbr
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