EZB-Rat Nowotny: Euro-Wirtschaft könnte Erwartungen übertreffen

    Nowotnys Aussagen stehen im Kontrast zu denen von EZB-Chef Mario Draghi. Der Präsident der Europäischen Zentralbank (EZB) hatte nach dem Zinsentscheid am vergangenen Donnerstag gesagt, die Abwärtsrisiken beim Wirtschaftsausblick würden weiterhin überwiegen. Im dritten Quartal hatte das Bruttoinlandsprodukt (BIP) im Währungsraum um 0,1 Prozent zum Vorquartal zugelegt. Für 2014 erwartet die EZB ein Wachstum von 1,1 Prozent.

    Der niedrige Preisauftrieb in der Eurozone ist für Nowotny keine akute Bedrohung. "Wir sehen die Inflationserwartungen fest verankert, ich sehe deshalb keine Notwendigkeit, unmittelbar zu handeln." Der Euro reagierte auf diese Aussagen mit deutlichen Kursgewinnen und erreichte ein Tageshoch knapp unter der Marke von 1,37 US-Dollar. Im November hatte sich die EZB mit einer überraschenden Senkung der Leitzinsen auf das Rekordtief von 0,25 Prozent gegen die geringe Teuerung gestemmt.

    Notenbankchef Draghi hatte zuletzt deutlich gemacht, dass man reagieren werde, falls die Jahresrate der Inflation sich weiter vom EZB-Zielwert von knapp zwei Prozent entfernt. Im Dezember hatten die Verbraucherpreise zum Vorjahr um lediglich 0,8 Prozent zugelegt. Die von den Notenbanker stark beachtete Kernrate, die volatile Komponenten wie Energiepreise ausklammert, fiel auf magere 0,7 Prozent und damit auf den tiefsten Stand seit der Euro-Einführung.

    EZB-Ratsmitglied Nowotny zeigte sich jedoch gelassen: "Wir sehen kurz- und mittelfristig weder Inflations- noch Deflationsgefahren im Euroraum." Ökonomen sprechen von Deflation, wenn die Verbraucherpreise über einen längeren Zeitraum auf breiter Front sinken. Da Verbraucher und Unternehmen dann Ausgaben scheuen, weil sie auf weitere Preissenkungen setzen, kann es zu einer Abwärtsspirale aus wirtschaftlicher Schwäche und anhaltendem Preisverfall kommen. Japan gilt als abschreckendes Beispiel für eine große Volkswirtschaft in der Deflationsfalle./hbr/bgf