23.09.2013 20:40:31
|
EZB-Präsident öffnet Tür für weitere Geldspritzen
Von Brian Blackstone
Die Europäische Zentralbank (EZB) hat die Tür für weitere Geldspritzen an Geschäftsbanken geöffnet und sich damit empfänglich gezeigt für das Drängen von klammen Instituten in Südeuropa. "Wir sind bereit, im Bedarfsfall alle Instrumente einzusetzen, auch langfristige Refinanzierungen, um die Geldmärkte stabil zu halten", sagte EZB-Präsident Mario Draghi bei seiner viertelährlichen Anhörung vor dem Wirtschafts- und Währungsausschuss des EU-Parlaments.
Die EZB achte besonders auf die steigenden Zinsen auf den Geldmärkten, sagte Draghi. Der oberste Währungshüter der Eurozone bekräftigte außerdem seinen Kurs: Angesichts des schwachen Wirtschaftsaufschwungs in der Eurozone werde die EZB noch länger an ihrer lockeren Geldpolitik festhalten.
Derzeit ist die Bankenwelt im Euroraum zweigeteilt. Während auf der einen Seite deutsche Banken in Liquidität fast ertrinken und verzweifelt nach Anlagemöglichkeiten suchen, sehen viele kleinere südeuropäische Banken mit Bangen jene Tage näher rücken, an denen sie ihre langfristig bei der EZB aufgenommenen Kredite zurückzahlen müssen. Denn außer der EZB gibt es fast niemanden, der ihnen Geld leiht.
Von diesen Banken waren deshalb Forderungen nach einer weiteren langfristigen Refinanzierung durch die EZB laut geworden. Vor rund zwei Jahren hatte die EZB dreijährige Kredite an Geschäftsbanken vergeben und damit vorerst für eine üppige Liquiditätsausstattung der Geldmärkte gesorgt. Inzwischen haben jedoch nordeuropäische Geldhäuser mit vorfristigen Rückzahlungen begonnen.
Für die südeuropäischen Institute verschlechtert sich tendenziell das Umfeld dadurch, dass größere, besser ausgestattete Banken nach und nach ihre EZB-Notkredite zurückzahlen. Seit Monaten klagen sie darüber, dass dieser Liquiditätsentzug zu einer "ungewollten Straffung" der Refinanzierungsbedingungen führe. Die Äußerungen von Draghi deuten nun darauf, dass die EZB diesen klammen Banken im Notfall helfend zur Seite springen wird.
Insgesamt hat die EZB den Banken rund eine Billion Euro über einen Zeitraum von drei Jahren zur Verfügung gestellt. Davon wurden mittlerweile über 330 Milliarden Euro getilgt. Viele Analysten fürchten, dass mit weiteren Rückzahlungen die Zinsen an den Geldmärkten steigen werden, was die aufkeimende Wirtschaftserholung im Euroraum frühzeitig abwürgen könnte.
Kontakt zum Autor: konjunktur.de@dowjones.com
(Mitarbeit: David Enrich und Todd Buell)
DJG/apo/jhe
(END) Dow Jones Newswires
September 23, 2013 11:31 ET (15:31 GMT)
Copyright (c) 2013 Dow Jones & Company, Inc.- - 11 31 AM EDT 09-23-13
Wenn Sie mehr über das Thema Aktien erfahren wollen, finden Sie in unserem Ratgeber viele interessante Artikel dazu!
Jetzt informieren!