"Wir haben keineswegs unser ganzes Pulver verschossen", sagte Mersch dem Magazin International Bankers Forum. Es sei noch immer vieles möglich. "Wir können jederzeit nachlegen, sollte dies notwendig sein. Wir haben noch Munition und Feuer." So könnten die bestehenden Instrumente auf eine optimale Effektivität hin kalibriert werden. Zur Laufzeit des Anleihe-Ankaufprogramms QE sagte Mersch laut der Vorabmeldung: "Das Programm läuft, solange es notwendig ist, um unser Ziel nachhaltig zu erreichen."

   In der letzten Sitzung des Jahres 2015 hatte der EZB-Rat den Leitzins auf -0,3 Prozent gesetzt. Auf die Frage, ob dies die Unterkante sei, sagte Mersch: "Jedes Mal, wenn der Rat zusammentritt, überprüfen wir, ob die Kosten-Nutzen-Analyse noch immer stimmt. Theoretisch müssen die jetzt erreichten -0,3 Prozent nicht die Untergrenze sein."

   Der ehemalige Luxemburger Notenbankpräsident nahm auch die nationalen Entscheidungsträger in die Pflicht. "Budgetpolitik muss jetzt ganz oben auf der Agenda stehen." Sie müsse im nächsten zyklischen Abschwung eingesetzt werden können.

   Mersch räumte ein, dass es schwieriger geworden sei, Inflation zu messen. Es sei nicht ganz einfach, Qualitätssteigerungen von Preissteigerungen zu unterscheiden. Die Frage, ob damit der erklärte Zielwert der Inflation von "unter, aber nahe 2 Prozent" noch zeitgemäß sei, kommentierte Mersch: "Die Definition von Preisstabilität darf nicht als 'moving target' angesehen werden. Es ist wichtig eine Institution zu haben, die Ziele ausgibt, die von einer breiten Öffentlichkeit verstanden und nachvollzogen werden können." Es sei nicht sinnvoll, sich in Zeiten der Krisenbewältigung neu aufzustellen.

  DJG/bam/cln

  Dow Jones Newswires

   FRANKFURT (Dow Jones)

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