Nach Constancio 10.06.2014 15:05:35

EZB-Rat Makuch sieht Raum für weitere Zinssenkung

Eine Möglichkeit sei, den Zinskorridor noch einmal anzupassen, bis der Hauptrefinanzierungssatz "technisch" bei Null liege. Aus seiner Sicht ist es wahrscheinlich, dass die derzeit niedrigen Zinsen in der Eurozone noch für längere Zeit gelten.

   Sollte eine weitere Lockerung notwendig sein, könnte die EZB zu einem späteren Zeitpunkt ein Anleihekaufprogramm (Quantitative Easing - QE) auflegen. Allerdings habe es keinen Sinn, schon jetzt über das Volumen eines solchen Programms zu diskutieren. Sollte es aber dazu kommen, würde dies auf Grundlage des EZB-Mandats zur Erhaltung der Preisstabilität geschehen, so Makuch.

   "Wenn man die Zinsen weiter senken will, auf einen technischen Nullwert wie in der Tschechischen Republik, dann gibt es diesen Spielraum für die EZB", sagte Makuch. Ein solcher Schritt würde aber technische Änderungen zu Anpassung des Zinskorridors mit sich bringen.

   Tschechien hatte Ende 2012 den Leitzins auf 0,05 Prozent gesenkt. Die dortige Zentralbank hatte dies als technische und rechtliche Untergrenze für ihre Zinssätze bezeichnet. Damit wollte sie deflationäre Tendenzen bekämpfen. Aus Sicht von Makuch heißt dies, dass die EZB-Zinsen bis auf eine derartige "technische Null" zurückgenommen werden könnten. Praktisch würden sie damit aber bei null liegen.

   Am Donnerstag der Vorwoche hatte die EZB ihre Zinsen auf neue Rekordtiefstände gesenkt und außerdem neue Milliardenspritzen angekündigt, um der Kreditvergabe im Euroraum auf die Sprünge zu verhelfen. Zudem unternahm sie einen historischen Schritt und belegte als erste große Zentralbank bei ihr geparkte Gelder mit einem Minuszins.

   EZB-Vizepräsident Vitor Constancio hatte am Freitag betont, die EZB habe weitere Instrumente zur Hand, sollte die Wirtschaft im Euroraum einen Schwächeanfall erleiden. Die Notenbank könnte noch etwas an der Zinsschraube "drehen", wenn sich der wirtschaftliche Ausblick eintrübe, hatte er in einem Interview gesagt. Auch Wertpapierkäufe seien eine Option.

   Präsident Mario Draghi hatte nach Bekanntgabe der Zinssenkung gesagt, die EZB sei mit ihren Zinssenkungen nun so weit gegangen "wie es praktisch möglich ist". Doch in einer Interpretation dieser Aussage hatte Constancio darauf hingewiesen, dass es ein Fehler wäre anzunehmen, die EZB hätte keine Munition mehr. "Wir können immer noch an einigen dieser Leitzinsen drehen", hatte er wörtlich gesagt.

   DJG/DJN/smh/hab

   Dow Jones Newswires

Von Sean Carney

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