28.09.2015 12:40:48
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EZB-Direktorin Lautenschläger findet konkrete Diskussion über QE-Ausweitung zu früh
Von Giovanni Legorano und Hans Bentzien
MAILAND (Dow Jones)-- EZB-Direktorin Sabine Lautenschläger sieht keine Notwendigkeit für eine Ausweitung des Anleihekaufprogramms der Europäischen Zentralbank. Bei einer Konferenz in Mailand sagte sie: "Meiner Meinung nach ist es zu früh, um über konkrete Schritt zu einer Ausweitung von QE zu sprechen." Mit QE ist eine Politik der quantitativen Lockerung gemeint. Gegenwärtig kaufen die Zentralbanken des Eurosystems monatlich Anleihen für 60 Milliarden Euro. Das Programm soll zunächst bis Ende September 2016 laufen, mindestens aber so lange, bis sich die Inflation nach Einschätzung der EZB nachhaltig in Richtung ihres mittelfristigen Ziels von knapp 2 Prozent bewegt.
Zuletzt betrug die Teuerung aber nur 0,1 Prozent, und im September könnte sie auf Null gesunken sein. Vor diesem Hintergrund hat EZB-Präsident Mario Draghi die Bereitschaft der Zentralbank betont, das Programm falls nötig auszuweiten. Dagegen hat sich bereits Bundesbank-Präsident Jens Weidmann ausgesprochen.
Nun äußert sich das deutsche Direktoriumsmitglied Lautenschläger ebenfalls skeptisch. "Das Basisszenario ist noch intakt", sagte sie unter Bezugnahme auf die Erwartung der EZB, dass sich die Wirtschaft langsam erholen und die Inflation innerhalb von zwei Jahren auf knapp 2 Prozent steigen wird. Das sehen die sogenannten EZB-Stabsprojektionen vor.
In diesen Projektionen sind allerdings noch nicht die Auswirkungen der jüngsten Finanzmarktturbulenzen berücksichtigt. Zudem ist seit Mitte August der Ölpreis weiter gesunken. Beide Faktoren wirken für sich genommen inflationsdämpfend. Lautenschläger sagte dazu: "Wir sollten den jüngsten Schwankungen nicht zu viel Beachtung schenken, sondern lieber darauf achten, ob sich die grundlegenden ökonomischen Faktoren geändert haben, und das kann ich nicht erkennen."
DJG/hab/apo
Dow Jones Newswires