05.09.2014 16:04:30
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EZB-Chefvolkswirt betont Bedeutung der Bilanzausweitung
Von Giovanni Legorano und Hans Bentzien
CERNOBBIO--Die Europäische Zentralbank (EZB) misst der Ausweitung ihrer Bilanz nach den Worten von Chefvolkswirt Peter Praet eine hohe Bedeutung bei. Bei einer Konferenz im italienischen Cernobbio sagte Peter Praet, die EZB wolle bei ihren Maßnahmen nicht mehr so stark vom Ausleihverhalten der Banken abhängig sein. "Die Aussage in den Einleitenden Bemerkungen (des EZB-Präsidenten), dass die zusammen mit den konditionierten, langfristigen Repogeschäften ergriffenen Maßnahmen einen beträchtlichen Einfluss haben werden, ist wichtig", sagte Praet.
EZB-Präsident Mario Draghi hatte nach der EZB-Ratssitzung am Donnerstag gesagt, diese Maßnahmen würden "einen beträchtlichen Einfluss auf unsere Bilanz haben". Später hatte er deutlich gemacht, dass die beschlossenen Ankäufe privater Wertpapiere per Definition bereits "Quantitative Easing" (QE) sind, auch wenn sie derzeit vor allem auf eine Lockerung der Kreditbedingungen (Credit Easing) zielten.
Praet wies in seiner Rede auf die Vorteile der puren Bilanzausweitung hin: "Die EZB will eine sichere Lockerungswirkung erreichen, die nicht so stark vom Ausleihverhalten der Banken abhängig ist", sagte er. Diese Wirkung erzielt die EZB durch den direkten Ankauf von Wertpapieren, während die anstehenden langfristigen Repo-Geschäfte für Banken letztlich vor allem zu einer höheren Kreditvergabe an Unternehmen führen sollen.
Dazu müssten die Banken aber bereit sein, das bei der EZB geborgte Geld tatsächlich in Form von Krediten weiterzureichen. Tun sie es nicht, müssten sie die Kredite nach zwei Jahren an die EZB zurückzahlen.
Viele Ökonomen erwarten, dass die EZB früher oder später nicht umhin kommen wird, auch Staatsanleihen aufzukaufen. Diese Maßnahme würde exklusiv auf Bilanzausweitung zielen, da der EZB die Finanzierung von Staatshaushalten verboten ist.
Nach Praets Aussage ist die EZB-Ratssitzung trotz des nicht einstimmigen Beschlusses nicht konfliktreich gewesen. Der EZB-Chefvolkswirt bezeichnete die Diskussion als "respektvoll". Zwar hätten einige Teilnehmer dafür plädiert, noch etwas abzuwarten, doch sei das Statement dann mit breiter Zustimmung verabschiedet worden.
Laut Praet sieht die EZB derzeit eine Abschwächung schon am Beginn der konjunkturellen Erholungsphase. Die Abwärtsrisiken für die Inflation hätten sich verschärft, und die verfügbaren Haushaltseinkommen seien im ersten Quartal schwächer als erwartet gewesen, so dass der Konsum zu Lasten der Sparquote gegangen sei. "Sollten geopolitische Risiken oder andere Dinge die Sparer dazu bringen, wieder mehr auf die hohe Kante zu legen, dann würde sich das auf den ohnehin nur schwachen Konsum auswirken", sagte er.
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September 05, 2014 09:54 ET (13:54 GMT)
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