27.08.2014 11:00:30
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EZB-Direktor für staatlich geförderten ABS-Markt - Magazin
Von Andreas Plecko
EZB-Direktor Benoît Coeuré bricht eine Lanze für den ABS-Markt. Den Asset Backed Securities (ABS) haftet seit der Finanzkrise der Ruf von "Giftpapieren" an. Doch ein aufpolierter Markt für diese Kreditverbriefungen könnte die traditionelle Abhängigkeit der europäischen Kreditnehmer von Bankkrediten brechen, sagte Coeuré in einem Interview mit dem Risk Magazine. Aber dazu müssten Politiker und Steuerzahler bereit sein, für diese Papiere in irgendeiner Form eine Garantie abzugeben.
"Europa steht vor der grundlegenden Entscheidung, ob es einen ABS-Markt haben möchte, der ebenso tief und liquide ist wie jener der USA", sagte der Franzose. Sollten die Politiker sich gegen eine öffentliche Stützung sträuben, dann seien hochwertige ABS-Papiere zwar immer noch nützlich, aber die kritische Masse würde nicht erreicht, um einen grundsätzlichen Wandel einzuleiten.
Die EZB arbeitet hinter den Kulissen intensiv an einer Wiederbelebung des ABS-Markts. Ein besser funktionierender ABS-Markt könnte die Kreditvergabe an den privaten Sektor und insbesondere an kleine Unternehmen wieder in Gang bringen. Die schwache Kreditvergabe insbesondere in Südeuropa zählt derzeit zu den größten Wirtschaftsproblemen in der Eurozone.
Bisher hat sich die Debatte vor allem um einen neuen Charakter der Papiere gedreht. Coeuré argumentiert jedoch für einen kühneren Schritt, um das gesamte Potenzial des Markts zu öffnen. Die Entscheidung über eine öffentliche Garantie "fällt natürlich nicht in den Aufgabenbereich der EZB, weil es nicht unser Geld ist", sagte Coeuré. "Weil am Ende Risiken auf die öffentlichen Haushalte zukommen, ist es eine politische Entscheidung."
Außerdem steht die EZB vor der großen Frage, ob sie ABS-Papiere direkt kauft, um den Kreditfluss im Euroraum zu beleben. Dieses Thema wird seit zwölf Monaten heiß debattiert. Coeuré sagte, eine Entscheidung des EZB-Rats stehe noch aus, er habe aber eine Beratungsfirma engagiert, um daran zu arbeiten. Der Name der Beratungsfirma werde in Kürze öffentlich gemacht.
In den USA werden vor allem Hypothekenpapiere zu ABS gebündelt und von den beiden staatlichen Finanzierern Fannie Mae und Freddie Mac aufgekauft. Nach Angaben von Coeuré betrug die Emission rund 2,2 Billionen US-Dollar in den vergangenen zwei Jahren. In Europa sei dieser Markt dagegen marginal.
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