Nach Leitzinsentscheid 06.02.2014 16:02:37

EZB-Chef Draghi: Schwellenländerkrise Risiko für Euro-Wirtschaft

Die Krise der aufstrebenden Volkswirtschaften sei jedoch außerhalb des Einflussbereichs der Europäischen Zentralbank (EZB), erklärte Draghi am Donnerstag in Frankfurt im Anschluss an den Zinsentscheid. Schwächere Exporte könnten die Euro-Wirtschaft ebenso gefährden wie mangelnde Binnennachfrage und verschleppte Strukturreformen in einigen Mitgliedsländern der Währungsunion.

Zudem lässt sich die Europäische Zentralbank (EZB) von der sehr niedrigen Inflation im Euroraum vorerst nicht aus der Ruhe bringen, sie hält sich die Tür für eine weitere geldpolitische Lockerung im März aber offen. EZB-Präsident Mario Draghi sagte in den Einleitenden Bemerkungen bei der Pressekonferenz zur Erläuterung des jüngsten Zinsbeschlusses, es gebe derzeit wenig Auf- oder Abwärtsrisiken für den Preisausblick, und diese seien "weitgehend ausgewogen". "Im Bezug auf den mittelfristigen Ausblick für Preise und Wachstum wird es im März weitere Informationen und Analysen geben", sagte er. Wegen der Komplexität der Lage müsse die EZB abwarten.

Die Inflation im Euroraum war zuletzt mit 0,7 Prozent allerdings so niedrig, dass die EZB-Prognose für 2014 von 1,1 Prozent nur noch schwer erreichbar sein dürfte. Deshalb hatten manche Beobachter spekuliert, dass Draghi "Abwärtsrisiken" einräumen würde. Aber dazu kam es nicht. Statt dessen verwies der EZB-Präsident auf die kommende Sitzung, bei der neue, noch niedrigere Inflationsprognosen veröffentlicht werden könnten.

Draghi wies darauf hin, dass dann auch erstmals Prognosen für 2016 zu erwarten sind. Derzeit prognostiziert der EZB-Stab für 2014 und 2015 Inflationsraten von 1,1 und 1,3 Prozent. Beides liegt deutlich niedriger als jene knapp 2 Prozent, auf deren mittelfristige Gewährleistung die EZB verpflichtet ist. Es ist zu erwarten, dass die Prognose für 2016 dichter an 2 Prozent liegen wird.

Der EZB-Präsident machte erneut klar, was die EZB zu einer Lockerung bringen würde: Ein unerwünschter Anstieg der Geldmarktzinsen und eine Verschlechterung des mittelfristigen Inflationsausblicks. Die jüngsten Geldmarktschwankungen spielte Draghi allerdings herunter, weil sie sich nicht entlang der gesamten Renditekurve ausgewirkt haben. "Das ist ein Erfolg unserer Foreward Guidance", sagte er. Draghi bekräftigte, dass die EZB ihre Zinsen für längere Zeit auf dem aktuellen oder einem noch niedrigen Niveau halten werde.

Auch niedrige Inflation wollte der EZB-Präsident nicht dramatisieren. Zwar nannte er eine anhaltend niedrige Inflation "riskant", doch verwies er andererseits darauf, dass der Rückgang der Gesamtteuerung maßgeblich von den Energiepreisen ausgelöst wurde und der Rückgang der Kernteuerung vor allem in Programmländern wie Griechenland und Portugal stattfindet. Zudem gebe es weltweite Faktoren, die in Richtung einer niedrigen Inflation wirkten.

Der EZB-Präsident erwähnte die jüngsten Entwicklungen in einigen Schwellenländern ausdrücklich als Wachstumsrisiko, wollte die Geschehnisse dort aber nicht überbewertet wissen. "Wir dürfen uns von den jüngsten Marktschwankungen nicht irritieren lassen, sondern müssen abwarten, ob sie ein vorübergehendes Phänomen sind, oder und uns für eine Weile begleiten werden", sagte er.

Die Wirtschaft des Euroraums schrumpft seit dem Frühjahr 2013 nicht mehr und ist im dritten Quartal 2013 um 0,1 Prozent gewachsen. Angesichts der seitdem gestiegenen Frühindikatoren rechnen Beobachter auch für das vierte Quartal mit einem leichten Wirtschaftswachstum. Draghi bestätigte, dass die EZB das genau so sieht. Die Daten werden am kommenden Freitag veröffentlicht.

Mit Material von dpa-AFX und Dow Jones Newswires

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