22.01.2015 15:54:00
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EZB-Bondkäufe von Brezinschek kritisch gesehen: Keine Deflation droht
Für 2015 sei eine weitere Talfahrt des Euro bereits vorprogrammiert. Denn die US-Notenbank Fed werde spätestens zu Ende des zweiten Quartals mit Zinserhöhungen starten und diese rasch in 0,25er-Schritten vornehmen, "sodass wir Ende des Jahres bei 1,25 bis 1,5 Prozent in den USA stehen werden", meinte der Chefanalyst der Raiffeisen Bank International (RBI).
Zum Thema Anleihekauf habe die EZB mit der Betonung eines "Investment Grade" das Griechenland-Problem umschifft. Offenbar wolle die EZB bestimmten Regierungen "entgegenkommen, damit sie mehr Zeit für Reformen haben". Das gelte vor allem für Frankreich, aber auch Italien und zum Teil auch für Griechenland, wo die Renten- und Arbeitsmarktreform sowie die Privatisierungen aufgeschoben worden seien. Fraglich für ihn, Brezinschek, sei jetzt jedoch, wer denn monatlich diese 60 Mrd. Euro an Staatsanleihen verkaufen solle - in Summe könnten es 1.140 Mrd. Euro bis September 2016 sein.
Daniel Gros vom Centre for European Policy Studies hatte schon im Vorfeld der EZB-Entscheidung gemeint, das Anleiheprogramm könnte die Märkte womöglich nicht so richtig überzeugen, keine großen Auswirkungen auf die Volkswirtschaft haben und auch die Deflationsgefahr nicht bannen.
Das Wichtigste sei, dass die Nachfrage in Europa weiter steige und in den Schuldnerländern endlich die Strukturanpassung stattfinde, so Gros im Ö1-"Mittagsjournal" des ORF-Radio. Doch da gebe es auf beiden Seiten ein Problem. Im Norden, primär Deutschland, sei noch immer die Nachfrage schwach und im Süden das Angebot. Wie das Bankensystem in Europa aufgestellt sei, könne man sich von dem Bondkaufprogramm der Zentralbank nicht viel erwarten, "dieses berühmte QE ist kein Allheilmittel".
(Grafik 0100-15, Format 88 x 100 mm) (Schluss Auftakt/Ausführlicher Bericht folgt) sp/ggr
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