23.11.2016 12:13:45
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EZB: Banken sollen bei Risikokrediten einheitliche Standards anwenden
Von Hans Bentzien
FRANKFURT (Dow Jones)-- Die Banken des Euroraums sollen nach dem Willen der Europäischen Zentralbank (EZB) bei der Vergabe von Krediten an bereits hoch verschuldete Unternehmen künftig einheitliche Standards anwenden. Eine entsprechende Richtlinie, die die EZB jetzt zur Konsultation stellt, sieht striktere Regularien für die Vergabe solcher Kredite vor. Sie soll aber, wie die EZB versichert, den Kreditzugang hoch verschuldeter Unternehmen nicht beeinträchtigen.
Mit ihrer Richtlinie über "Leveraged Transactions" nimmt die EZB ein Geschäftsfeld in den Blick, das den Banken in einem Umfeld sehr niedriger Zinsen relativ hohe Renditen verspricht. Allerdings gehen die auch mit höheren Risiken einher und sind damit ein Fall für die Aufsicht.
EZB-Richtlinie soll Vergabe von Risikokrediten nicht einschränken
"Diese Richtlinie ist nicht darauf gerichtet, den Kreditzugang für hoch verschuldete Kreditnehmer einzuschränken, denn solche Transaktionen sind ein wichtiger Bestandteil der Finanzierung der Wirtschaft", sagte Patrick Amis von der mikroprudenziellen EZB-Bankenaufsicht bei der Vorstellung der Konsultation. Allerdings sollten die Banken gerade die Kreditvergabe an sehr hoch verschuldete Unternehmen genau beobachten.
Europäische Banken befürchten, dass ihre Fähigkeit zur Kreditvergabe durch neue Regeln zur Berechnung der Eigenkapitalanforderungen eingeschränkt werden könnte, die derzeit im Baseler Ausschuss für Bankenaufsicht diskutiert werden. Zusätzliche Regularien könnten diese Fähigkeit weiter beeinträchtigen.
Bei einer 2015 angestellten Umfrage war der EZB aufgefallen, dass Banken sehr unterschiedliche Vorstellungen davon haben, ab wann ein Unternehmen als hoch verschuldet zu betrachten ist. Mit ihrer Richtlinie übernimmt sie nun nach eigenen Angaben die bereits in den USA und in Großbritannien geübte Praxis. Die Konsultation läuft bis Ende Januar 2017.
Verschuldung gilt ab Vierfachem des Gewinns als hoch
Als "leveraged" stuft die EZB Kredite ein, deren Empfänger mit mehr als dem Vierfachen ihres Vorsteuergewinns (EBITDA) verschuldet sind. Als sehr verschuldet ("very leveraged") gelten Unternehmen, deren Schulden sechs Mal so hoch wie ihr Jahresgewinn sind. Besonders letztere sollen Banken besonders sorgfältig prüfen. Kredite an solche Unternehmen soll künftig nur noch das höchste Entscheidungsgremium einer Bank genehmigen dürfen.
Banken sollen bestimmte Standards im Umgang mit hoch verschuldeten Unternehmen zudem nicht nur dann einhalten, wenn sie den Kredit direkt vergeben. Auch die spätere Übernahme von Kreditanteilen im Rahmen einer Syndizierung beziehungsweise der Umgang mit aus Sicht des primären Kreditgebers fehlgeschlagenen Syndizierungen wird in der Richtlinie geregelt.
Laut EZB ist das Regelwerk rechtlich nicht bindend. Banken, die es nicht anwenden, müssen ihre Gründe jedoch auf Anfrage erklären können und sich auf die Anwendung "aufsichtlicher Instrumente" gefasst machen.
Risikokredite stehen nach Amis' Angaben für lediglich 1 Prozent der gesamten Banken-Assets. Ihr absolutes Volumen bezifferte er auf 250 Milliarden Euro. Allerdings habe ihr Volumen seit 2014 stark zugenommen, wobei der Anteil von Anschlussfinanzierungen hoch gewesen sei.
Kontakt zum Autor: hans.bentzien@dowjones.com
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November 23, 2016 06:00 ET (11:00 GMT)
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