Dividende erhöht 24.03.2016 15:54:40

Drillisch-Vorstandschef tritt im Großumbau ab

"Das Unternehmen ist so gut positioniert, dass jetzt der richtige Zeitpunkt gekommen ist", sagte Choulidis am Donnerstag in Frankfurt vor Analysten und Investoren. Ab dem 1. Juli wolle er sich mehr um die Familie kümmern. Ab Jahresmitte soll sein Bruder Vlasios die Geschäfte des Mobilfunkanbieters führen, der bisher den Vertrieb leitet. Beide sind seit 1998 im Konzern.

Den Finanzmarkt erwischte die überraschende Ankündigung auf dem falschen Fuß. Die Aktie des TecDAX-Konzerns rutschte zu Handelsbeginn am Donnerstag trotz weitgehend wie erwartet ausgefallener Zahlen zum vergangenen Jahr um fast neun Prozent ins Minus. Bis zum frühen Nachmittag dämmte sie ihre Verluste aber auf 3,45 Prozent ein.

Der Wechsel im Management könnte die Stimmung rund um die Aktie trüben, hatte ein Händler am Morgen gewarnt. Analysten zeigten sich überrascht. Laut DZ-Bank-Experte Karsten Oblinger stand Vorstandssprecher Paschalis Choulidis für die Drillisch-Story.

Die Drillisch-Story - das ist vor allem die vom kleinen, aggressiven Discounter am deutschen Markt. Nicht umsonst bekamen die Hessen bei der milliardenschweren Übernahme von E-Plus durch Telefonica Deutschland 2014 von den Wettbewerbshütern den Zuschlag für ein Netzabkommen mit Telefonica, das die Preise auch nach der Fusion niedrig halten soll. Dabei sind die Maintaler kleiner als die Rivalen Freenet und United Internet, die ebenfalls ohne eigenes Netz Telefonminuten und Daten von Netzbetreibern kaufen, um daraus eigene Tarife für Kunden zu stricken.

In den kommenden Jahren will Drillisch schrittweise bis zu 20 Prozent des gesamten Netzes von Telefonica Deutschland für sich nutzen - mit Option auf mehr. Dafür braucht das Unternehmen pro Jahr rund 500 000 neue Kunden, rechnete Paschalis Choulidis vor. Drillisch gibt derzeit viel Geld für Werbung aus, um die Online-Hauptmarke Smartmobil zu stärken und das neue Offline-Angebot mit der zugekauften Marke Yourfone zu etablieren. Außerdem übernahm Drillisch im vergangenen Jahr den Händler The Phone House.

Zuvor war Drillisch überwiegend nur online mit Billigtarifen vertreten. Nun verkauft das Unternehmen seine Tarife auch in über 200 Shops in den Fußgängerzonen. Die ursprünglich angedachten 300 Läden werden laut Noch-Chef aber nicht mehr angepeilt. Der künftige Vorstandschef Vlasios Choulidis ließ schon einmal durchblicken, dass es die Online-Marke Smartmobil künftig auch in den Läden geben werde.

Vor allem dank der Zukäufe machte der Mobilfunkanbieter im abgelaufenen Jahr bei den Geschäftszahlen einen großen Sprung. Der Umsatz legte mit 629,5 Millionen Euro im Jahresvergleich auf mehr als das Doppelte zu. Die Erlöse mit Mobilfunkdienstleistungen kletterten um gut die Hälfte auf 433,7 Millionen Euro. Der Löwenanteil davon kommt zu über 80 Prozent aus dem angestammten Online-Bereich, der um fast ein Viertel wuchs. Die Zahl der Mobilfunk-Teilnehmer stieg auf Jahressicht um ein knappes Drittel auf 2,68 Millionen. Hier konzentriert sich Drillisch zunehmend auf lukrativere Verträge mit Inklusiv-Paketen.

Der Wachstumskurs erfordert allerdings mehr Werbung. Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen stieg deutlich weniger stark als der Umsatz - und zwar um ein knappes Viertel auf 105,6 Millionen Euro. Der Gewinn unter dem Strich ging um knapp 8 Prozent auf 46,1 Millionen Euro zurück. Die Dividende soll allerdings von 1,70 Euro je Aktie auf 1,75 Euro steigen - womit Drillisch erneut mehr ausschütten würde, als unterm Strich verdient wurde. Für dieses Jahr soll die Dividende mindestens ebenso hoch ausfallen.

Für das laufende Jahr bestätigte Drillisch die Prognose, ein Ebitda zwischen 115 und 120 Millionen Euro einzufahren. Das wäre ein Plus von bis zu knapp 14 Prozent. Die Investitionsausgaben, um neue Kunden anzulocken, blieben weiterhin auf hohem Niveau, hieß es./men/stw/fbr

MAINTAL (dpa-AFX)

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