09.06.2016 11:08:00
|
Draghi: Rückkehr zu Inflationsziel dauert ohne Staatshilfe länger
Von Hans Bentzien
BRÜSSEL/FRANKFURT (Dow Jones)--Eine Rückkehr der Inflation zu ihrem Zielwert von knapp 2 Prozent wird nach Aussage von EZB-Präsident Mario Draghi durch den mangelnden Reformeifer vieler Regierungen verzögert. Bei einer Rede in Brüssel sagte der Präsident der Europäischen Zentralbank (EZB), zwar könne eine entschlossen handelnde Zentralbank ihr Mandat immer erfüllen, weil Inflation letzten Endes eine Frage der Geldmenge sei, doch hänge das Tempo, mit dem sie dieses Mandat erfülle, auch von den Rahmenbedingungen ab.
"Das Ziel der EZB ist es, mittelfristig für eine Inflationsrate von unter, aber nahe 2 Prozent zu sorgen, aber die mittlere Frist ist keine fest definierte Zeitspanne", sagte Draghi laut vorab verbreitetem Redetext. Bei Schocks hänge das Tempo, mit dem die Geldpolitik die Inflation zum Ziel zurückbringen könne, von zwei Faktoren ab: der Natur des Schocks selbst und den Rahmenbedingungen, unter denen die Geldpolitik operiere.
Nach dem aktuellen Schock, dem Rückgang der Ölpreise, müsse die EZB dafür sorgen, dass die Auswirkungen auf die Inflation nicht länger als nötig anhielten. "Das meinen wir, wenn wir von einer Rückkehr zum Inflationsziel ohne unnötige Verzögerung sprechen. Die Rückkehr zu Preisstabilität sollte nicht länger dauern, als das angesichts der Natur des Schocks unvermeidlich ist", sagte Draghi.
Der EZB-Präsident machte in seiner Rede jedoch deutlich, dass das gegenwärtig nicht der Fall ist. Er forderte, die zuständigen Behörden müssten für einen rascheren Abbau notleidender Kredite bei Banken sorgen. Zudem könnten die Staaten ihre finanziellen Ressourcen besser zur Förderung des Wirtschaftswachstums einsetzen und müssten Strukturreformen angehen, die zu mehr Produktivität und Beschäftigung führten.
Schließlich sollten die Staaten umgehend die überfällige Reform der institutionellen Struktur des Euroraums angehen, da die Unsicherheit über deren Zukunft viele Unternehmen von Investitionen abhielten. "Es gibt viele Wechselwirkungen zwischen der Geldpolitik und anderen Politikbereichen, die prinzipiell unterschiedliche Ziele haben könnten. Solche Wechselwirkungen halten eine entschlossene Zentralbank nicht davon ab, ihr Ziel zu erreichen, aber sie beeinflussen den Zeitrahmen, innerhalb dessen wir das schaffen", sagte der EZB-Präsident.
Kontakt zum Autor: hans.bentzien@dowjones.com
DJG/hab/sha
(END) Dow Jones Newswires
June 09, 2016 05:06 ET (09:06 GMT)
Copyright (c) 2016 Dow Jones & Company, Inc.- - 05 06 AM EDT 06-09-16
Wenn Sie mehr über das Thema Aktien erfahren wollen, finden Sie in unserem Ratgeber viele interessante Artikel dazu!
Jetzt informieren!