24.09.2014 12:31:00

Diskussion um Zukunft des IHS - Institut fehlen 500.000 Euro

Im Institut für Höhere Studien (IHS) ist eine Diskussion um die weitere Zukunft des auf Wirtschaft, Politik und Soziologie spezialisierten Forschungsinstituts ausgebrochen. Dem 1963 gegründete IHS fehlen rund 500.000 Euro. Auch eine Verkleinerung des Forschungsinstituts steht im Raum. IHS-Chef Christian Keuschnigg schließt auch seinen Rücktritt nicht aus, sollte es bei der Finanzierung fehlen.

"Ich kann zu dem Zeitpunkt nichts weiter sagen, die Diskussion mit dem Kuratorium ist im Gange", bestätigte Keuschnigg gegenüber der APA einen Bericht des "Kurier" (Mittwochausgabe). Demnach ist die Atmosphäre zwischen Teilen der Belegschaft und dem IHS-Chef angespannt. Bei einer Betriebsversammlung vor wenigen Tagen sei Keuschnigg sogar zum Rücktritt aufgefordert worden. Keuschnigg habe zuvor angekündigt, das Institut möglicherweise zu verkleinern und sich von Soziologie und Politikwissenschaft zu verabschieden. Keuschnigg wird auch vorgeworfen, sich im Gegensatz zu seinem Vorgänger Bernhard Felderer zu wenig darum zu kümmern, Forschungsaufträge an Land zu ziehen. Wer seine Lohnkosten nicht hereinspiele, müsse gehen, laute die Devise Keuschniggs, so die Zeitung.

Ausgangspunkt der Dissonanzen ist die Notwendigkeit für ein neues Büro. Der Mietvertrag des Gebäudes im 6. Wiener Gemeindebezirk lief 2012 aus, eine Nachfolgelösung war offen. Keuschnigg konnte zwar eine einmalige Verlängerung bis Mitte 2015 erreichen, nunmehr werden aber mehr als 500.000 Euro für ein neues Büro bzw. den Umbau des alten Standortes benötigt. Zusätzliche Mittel dafür gebe es aber nicht, also müsse gespart werden.

"Es geht um einen Betrag, der schwierige Entscheidungen erfordert", sagte Keuschnigg im Gespräch mit der APA. Für das Institut sei das keine leichte Aufgabe. Ob es in diesem Zusammenhang auch zu einer Verkleinerung des IHS kommen werde, könne er "so" nicht bestätigen. "Das ist eine Variante, es gibt mehrere Varianten, das muss ausdiskutiert werden", sagte Keuschnigg. Laut "Kurier" muss das Kuratorium noch im Herbst eine Entscheidung über die Standortfrage und die finanziellen Konsequenzen treffen.

"Wie immer wir das lösen, danach muss es ein konkurrenzfähiges und leistungsfähiges IHS geben, das seine Aufgaben erfüllen kann", so Keuschnigg. Dafür gebe es unterschiedliche Szenarien, die hausintern diskutiert werden. Dass dies auch zu Problemen mit der Belegschaft führe, "ist so", so Keuschnigg.

"Ich habe klare Vorstellungen und möchte diese realisieren. Ich möchte alle Beteiligten mitnehmen", betont Keuschnigg. Wie bei jedem Unternehmen gebe es verschiedene denkmögliche Szenarien.

Auch einen Rücktritt als Leiter des IHS schließt Keuschnigg in diesem Zusammenhang gegenüber der APA nicht aus: "Wenn das Finanzministerium und andere Träger unsere Basisfinanzierung nicht mehr bereitstellen, dann ist das ein Szenario". Das stehe derzeit aber nicht im Raum, meinte Keuschnigg. Er sei angetreten und engagiere sich, um persönlich alles zu tun, das IHS zu einem wettbewerbsfähigen Forschungsinstitut auszubauen. "Es ist aber das Problem da, dass uns Ressourcen fehlen. Wir müssen das ausdiskutieren", so Keuschnigg.

In der aktuellen IHS-Publikation "Standpunkte" beschäftigt sich Keuschnigg explizit mit dem "IHS und die Rolle der Forschungsinstitute" und unter anderem auch mit deren Finanzierung. In Österreich sei der Wettkampf um die extrem knappen Mittel des Wissenschaftsfonds FWF und der anderen Quellen der Forschungsfinanzierung "schon beinahe ruinös", schreibt Keuschnigg. Ähnliches gelte für die Auftragsstudien der angewandten Forschung.

Damit sich das IHS für den Wettbewerb rüsten könne, brauche es "Daten, Zeit und finanzielle Ressourcen". Die Aufgaben eines Forschungsinstituts könnten nur erbracht werden, wenn eine ausreichende Basisfinanzierung bereitstehe. Zwar verfüge auch das IHS über eine Basisfinanzierung von etwa der Hälfte der Gesamtkosten, müsse daraus aber auch akademische Aufgaben wie die Lehre finanzieren und sei somit "einem wesentlich größeren Druck in der Einwerbung von Drittmitteln ausgesetzt wie vergleichbare angewandte Forschungsinstitute". Keuschnigg warnt vor einer Benachteiligung des IHS, das führe zu Wettbewerbsverzerrungen und damit zu einer Vergeudung von Talent und Wissen.

"Es kann keinen Wettbewerb geben, wenn es nur einen Anbieter gibt", schreibt Keuschnigg weiter. Das würde eine Gleichschaltung in der wirtschafts- und gesellschaftspolitischen Diskussion fördern. Das IHS sei einzigartig, weil es unter einem Dach Grundlagenforschung und forschungsnahe Lehre mit angewandter Forschung für die wissenschaftliche Politikberatung verbinde. Die Kernbotschaft des IHS lautet laut Keuschnigg: "Forschung und Ausbildung auf Spitzenniveau für Politik, Wissenschaft und Gesellschaft".

(Schluss) ggr/tsk

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