Diskurs flammt wieder auf |
28.05.2015 15:07:00
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Ist Österreich wirklich wettbewerbsfähig?
Österreich hat sich im IMD-Standortranking seit 2007, bis auf eine Ausnahme 2014, kontinuierlich verschlechtert. Damals lag die Alpenrepublik noch auf Platz elf, 2015 landete sie nur mehr auf Rang 26. Das aktuelle IMD-Ranking umfasst 61 Länder und bewertet diese danach, wie attraktiv es für Firmen ist, sich anzusiedeln. Die Liste beruht zu zwei Dritteln auf statistischen Daten - im Falle Österreichs werden diese von der Industriellenvereinigung (IV) zur Verfügung gestellt. Weiters fließen die Ergebnisse einer Befragung von 6.230 internationalen Managern ein. Letztendlich berücksichtigt das IMD 342 Einzelfaktoren.
Österreich ist zwar heuer um weitere vier Plätze auf Rang 26 abgestürzt, bei genauer Betrachtung der Standortanalyse ergibt sich aber ein differenziertes Bild. Besonders schlecht schnitt Österreich etwa beim realen Wirtschaftswachstum (Platz 54), bei der Notwendigkeit für wirtschaftliche und soziale Reformen (60), bei der Höhe der Einkommensteuer (60), bei der Anpassungsfähigkeit der Regierungspolitik (59), den öffentlichen Finanzen (56) und der Regulierung des Bankensektors (55) ab. Spitzenplätze erreichte Österreich hingegen bei der breiten Exportorientierung (1), seinen Lehrlingen (3) und KMU (4), der Lebensqualität (3) sowie bei der Rechtssicherheit (7) und der Produktivität der Arbeitskräfte (8).
Für Arbeiterkammerdirektor Muhm ist das Ranking "unwissenschaftlich und wertlos", denn "aus den Befindlichkeiten von Managern ist wenig Erkenntnisgewinn zu erwarten", wie er in einer Aussendung meinte. Österreich zähle seit 20 Jahren zu den wohlhabendsten Ländern Europas, "darauf können wir stolz sein".
Ganz anders sieht das die Industriellenvereinigung, die das IMD-Ranking als "gelbe Karte" für die heimische Standortpolitik interpretiert. Im Ranking spiegelten sich die Reformversäumnisse der vergangenen Jahre wider. Außerdem zeige die Auswertung, dass die Diskussionen über Arbeitszeitverkürzungen in die völlig falsche Richtung gingen. "Bei der durchschnittlichen Anzahl der Arbeitsstunden liegt Österreich deutlich unter dem Durchschnitt der untersuchten Länder", so IV-Generalsekretär Christoph Neumayer.
"Wie viele Weckrufe braucht es noch, um zu erkennen, dass es so nicht weitergehen kann?", fragt sich auch Wirtschaftskammerpräsident Christoph Leitl. Die heimischen Betriebe bräuchten Motivation, Reformmaßnahmen gehörten umgesetzt.
Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner (ÖVP) findet das Absacken Österreichs "unerfreulich" und hat dafür zwei Erklärungen: Einerseits sei der Standort Österreich "in den vergangenen zwei Jahren nicht gerade positiv dargestellt" worden, andererseits sei darauf zu verweisen, dass das IMD ein differenziertes Urteil über Österreich abgegeben habe. Auf letzteres verwies auch Mitterlehners Parteifreund, Wirtschaftsbund-Generalsekretär Peter Haubner.
Harsche Kritik an der Regierung kam hingegen von der FPÖ. Kanzler Werner Faymann (SPÖ), Mitterlehner und Co. "sehen tatenlos zu, wie der Wirtschaftsstandort Österreich langsam, aber sicher im wirtschaftspolitischen Nirwana verschwindet", befand der blaue Wirtschaftssprecher Axel Kassegger. Dem blauen WKÖ-Vize und RfW-Präsidenten Matthias Krenn "reicht" es ebenfalls. "Unsere Betriebe und deren Arbeitnehmer strampeln sich jeden Tag ab und die rot-schwarze Politbühne wirtschaftet das Land seit acht Jahren kontinuierlich nur ab."
snu/rf
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