Weniger Kürzungen in USA 25.11.2013 15:40:32

Erleichterungs-Rally: FMC-Aktie legt deutlich zu

Die ab dem kommenden Jahr in den USA drohenden drastischen Kürzungen bei der Kostenerstattung von Dialysebehandlungen von staatlich versicherten Patienten wird zumindest bis Ende 2015 ausbleiben. Sorge bereitet dem stark vom US-Geschäft abhängigen Konzern aber die noch ungewisse Abrechnungspraxis ab 2016. Stärkere Einschnitte sind weiterhin geplant, sollen aber zeitlich gestreckt werden. In jedem Fall will FMC mit Kosteneinsparungen gegensteuern.

Am Freitagabend hatte die zuständige US-Verwaltungsbehörde CMS entschieden, dass die Erstattungen für Nierenwäsche in Dialysezentren im kommenden Jahr um 0,55 Prozent sinken und 2015 dann stabil bleiben werden. Im Juli hatte die US-Regierung noch von einer Kürzung um 9,4 Prozent ab 2014 gesprochen.

Die Entscheidung kann als Erfolg der zahlreichen Initiativen und Appelle in den USA gewertet werden, die Patientenorganisationen, Ärzte und Dialyseanbieter und einige Politiker gestartet hatten. Sie hatten befürchtet, dass es mit der schnellen Kürzung der Vergütungen zu einer ernsten Gefährdung der flächendeckenden Versorgung in den USA kommen könnte. Das ist jetzt vom Tisch.

Für FMC ist das eine gute Nachricht. Entsprechend positiv reagiert die Aktie, die seit Juli wegen der Sorge um die Ertragsentwicklung um 12 Prozent zurückgefallen war.

Die USA sind für FMC der mit Abstand größte Markt. Dort und weltweit ist das Unternehmen der führende Betreiber von Dialysezentren gefolgt vom US-Konkurrenten Davita. In Nordamerika erzielt der Konzern drei Viertel seines operativen Gewinns. Etwa drei Viertel der Patienten in den USA sind staatlich versichert, womit Änderungen bei der Kostenerstattungen für diese Patienten großen Einfluss auf die Gewinnentwicklung bei FMC haben.

Seit 2011 rechnet die Krankenversicherung Medicare Blutwäschebehandlungen pauschal ab und vergütet erbrachte Leistungen nicht mehr pro einzelner Dialyse. Ab 2014 will Medicare eine Basisrate von 239,02 US-Dollar pro Patient zahlen. Das sind 0,55 Prozent weniger als 2013 mit 240,36 Dollar, wie die Krankenversicherung am Freitagabend mitteilte. 2015 ist keine weitere Kürzung geplant.

Allerdings sind Einschnitte damit nur aufgeschoben, innerhalb von drei bis vier Jahren sollen die Zahlungen immer noch um 29 Dollar sinken. Doch zumindest in den kommenden zwei Jahren dürften die Kürzungen durch den Inflationsausgleich egalisiert werden, den Medicare jedes Jahr vornimmt.

Fresenius sieht dennoch keinen Anlass zum Jubeln. Das Unternehmen müsse genau wie Wettbewerber steigende Kosten verkraften und sich daher weiter Gedanken machen, wie das gelingen könne, sagte ein Sprecher. Die Kürzung werde jetzt um ein paar Jahre gestreckt. Wie sich das letztendlich am Markt auswirken werde, bleibe abzuwarten.

Kleinere Dialyseanbieter, die schon jetzt Probleme hätten, in den USA noch kostendeckend zu arbeiten, so die Vermutung des Sprechers, müssten nun sicherlich ums Überleben kämpfen. Auch FMC müsse - selbst als der größte und zudem einzige vertikale Komplettanbieter - weiterhin alle Möglichkeiten zu Einsparungen nutzen. Auch Analysten gehen davon aus, dass FMC um Kostensenkungen nicht herum kommen wird.

Nach Einschätzung von Credit Suisse (CS) werden die Margen von FMC in Nordamerika unter Druck bleiben, sollte das Unternehmen nicht gegensteuern. Die Analysten der Commerzbank erwarten, dass die Kosteneinsparungen, die FMC bislang noch nicht beziffert hat, zu einem konstanten jährlichen Gewinnwachstum im hohen einstelligen Prozentbereich führen können.

Wegen der Unsicherheit über die Höhe der Kürzungen hatte FMC seinen für November geplanten Kapitalmarkttag auf April 2014 verschoben.

Der Aktienkurs von FMC hatte Anfang Juli, als die hohen Kürzungen ab 2014 im Raum standen, direkt mehr als 10 Prozent an Wert verloren. Allerdings war seinerzeit schon damit gerechnet worden, dass der drastische Vorschlag der Kostenträger in den Verhandlungen mit den Dialyseanbietern noch abgemildert werden könnte. Viele Analysten hatten daraufhin ihre Gewinnschätzungen für 2014 und die Folgejahre gesenkt.

Jetzt werden die Gewinnschätzungen wieder nach oben angepasst. equinet-Analyst Konrad Lieder etwa geht jetzt von einem bereinigten Gewinn je Aktie 2014 von 3,80 Dollar aus. Bislang und unter Einrechnung der ursprünglich geplanten Kürzung hatte er lediglich 3,46 Dollar geschätzt. Die Analysten von Credit Suisse haben ihre Prognose auf 3,91 von 3,86 Dollar erhöht.

Lieder spricht mit Blick auf die US-Entscheidung von einer positiven Überraschung. 2016 sei sogar ein Nettowachstum der Zuschüsse denkbar, sagte er. Für die FMC-Aktie sieht der Analyst deutliches Aufholpotenzial. Was die Aktie zuletzt so stark belastet habe, sagte er, sei einzig die drohende drastische Senkung der Kostenerstattung in den USA gewesen.

   DJG/kla/cln

   Dow Jones Newswires

  

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