13.02.2015 16:52:48
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Deutschland wieder Europas Konjunkturmotor
"Dazu trug wesentlich das Schwergewicht Deutschland bei", betonte Allianz-Ökonomin Claudia Broyer. Denn das deutsche Bruttoinlandsprodukt (BIP) zog im Schlussvierteljahr im Vergleich zum Vorquartal überraschend kräftig um 0,7 Prozent an, wie das Statistische Bundesamt am Freitag in Wiesbaden mitteilte.
VERBRAUCHER TREIBEN WACHSTUM
Wichtigste Wachstumstreiber in Deutschland waren nach den Angaben der Statistiker erneut die Verbraucher, die ihre Konsumlust nochmals merklich steigerten. "Das ist ein klares Signal dafür, dass die niedrigeren Ölpreise in den Taschen der Verbraucher angekommen sind", sagte ING-Diba-Chefökonom Carsten Brzeski.
Zudem investierten aber auch die Unternehmen wieder mehr in Ausrüstungen und Bauten. "Das Vertrauen kehrt zurück", betonte Ökonom Christian Schulz von der Privatbank Berenberg. Vom Außenhandel gingen hingegen wenig Wachstumsimpulse aus: Zwar stiegen die Exporte von Waren und Dienstleistungen zum Vorquartal nochmals kräftig, wie die Statistiker erklärten: "Allerdings erhöhten sich die Importe in ähnlicher Größenordnung."
GROSSE UNTERSCHIEDE IN EUROPA
Das hilft auch den Euro-Partnerländern, die fast die Hälfte der deutschen Importe liefern. So wuchs die Wirtschaft in den ehemaligen Krisenländern Spanien und Portugal im Schlussquartal 2014 mit plus 0,7 Prozent beziehungsweise plus 0,5 Prozent ebenfalls kräftig.
Noch ist das Wachstum im Euroraum aber sehr ungleichmäßig. Die Wirtschaftsleistung in der zweitgrößten Euro-Volkswirtschaft Frankreich stieg nur minimal um 0,1 Prozent. Die Nummer drei im Euroraum, Italien, stagnierte. In Zypern (minus 0,7 Prozent) und Griechenland (minus 0,2 Prozent) schrumpfte die Wirtschaft sogar.
SPALTUNG DÜRFTE BLEIBEN
Während Zypern seit Jahren in der Rezession steckt, war die Wirtschaft in Griechenland zuletzt drei Quartale in Folge gewachsen. Volkswirt Johannes Mayr von der BayernLB glaubt: "Die politische Unsicherheit könnte bereits Ende 2014 für ein abruptes Ende des begonnen Erholungsbewegung gesorgt haben."
Commerzbank-Ökonom Christoph Weil erwartet, dass sich an der wirtschaftlichen Spaltung im Euroraum auch 2015 wenig ändern wird: "Denn in vielen Ländern wird die Wirtschaft dadurch gebremst, dass die in den vergangenen Jahren deutlich gestiegene Verschuldung des privaten Sektors verringert werden muss." Hinzu kämen strukturelle Probleme wie ein inflexibler Arbeitsmarkt.
BESSERE AUSSICHTEN FÜR 2015
Aus Sicht von Berenberg-Bank-Ökonom Schulz zeigen die Länderergebnisse, dass die Aufteilung des Euroraums in starke Nord- und schwache Südländer überholt ist: "Entscheidend ist, ob die Regierungen genug getan haben, ihre Volkswirtschaften wettbewerbsfähig zu machen und ihren Haushalt in Ordnung zu bringen."
Dank des überraschend starken Schlussquartals korrigierten die Wiesbadener Statistiker den deutschen BIP-Anstieg im Gesamtjahr leicht von 1,5 Prozent auf 1,6 Prozent nach oben. Auch die Aussichten für 2015 haben sich spürbar verbessert. Denn der sogenannte statistische Überhang des Jahres 2014 beträgt plus 0,5 Prozent. Das heißt: Selbst wenn das saison- und kalenderbereinigte BIP im gesamten Jahr 2015 auf dem Niveau des vierten Quartals 2014 verbleiben würde, stiege das BIP 2015 um diese 0,5 Prozent.
NIEDRIGE ÖLPREISE STÜTZEN ENTWICKLUNG
Experten rechnen daher auch für 2015 mit einem robusten Wachstum der deutschen Wirtschaft. DZ-Bank-Chefvolkswirt Stefan Bielmeier schreibt in seinem Blog: "Das niedrige Ölpreisniveau und der schwache Euro werden die deutsche Wirtschaft weiter unterstützen. Die Unternehmen sind zudem wieder in besserer Stimmung, so dass sich die Konjunktur 2015 ähnlich dynamisch entwickeln dürfte wie 2014."
Auch der Eurozone dürften Wechselkurs, Ölpreis und geringe Inflation Auftrieb geben. Sie sei bereits mit etwas mehr Konjunkturschwung ins Jahr 2015 gestartet, sagte BayernLB-Ökonom Mayr: "Wir rechnen grundsätzlich mit einer Fortsetzung dieser Entwicklung, vor allem da die fundamentalen Treiber - niedriges Zinsniveau und schwächerer Euro - intakt sind." Allerdings könne die Dynamik zum Jahresanfang etwas
schwächer ausfallen - falls die gestiegene Unsicherheit infolge der Griechenlandkrise zu einer abwartenden Haltung der Unternehmen bei Investitionsentscheidungen führen sollte./hqs/DP/stw
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