08.04.2014 19:38:32

Deutschland teilt Deflationswarnungen des IWF nicht - Kreise

   Von Andreas Kißler

   BERLIN--Die Bundesregierung hat den Warnungen des Internationalen Währungsfonds (IWF) vor Deflationstendenzen in Euroraum widersprochen und betont, die Gründe für die aktuelle Preisentwicklung seien nicht überraschend.

   "Meine tiefste Überzeugung ist, dass wir mit dem IWF konstruktiv reden müssen, warum wir keine Deflationstendenz und keine Deflationsängste, die einige andere sehen, teilen", sagte ein hochrangiger Regierungsbeamter in Berlin. Deutschland sei der Überzeugung, dass die niedrigeren Energie- und Rohstoffpreise sowie eine Lohnzurückhaltung wegen der Krise in Südeuropa die derzeitige Inflationsrate drückten. "Insofern verblüfft dieser Effekt keinen."

   Der Währungsfonds warnt in seinem aktuellen Weltwirtschaftsausblick vor den Risiken der sehr niedrigen Inflation im Euroraum und bekräftigt seine Forderung an die Europäische Zentralbank (EZB), weitere Maßnahmen zu ergreifen. In einigen Ländern des gemeinsamen Währungsraums, die mit besonders hoher Arbeitslosigkeit zu kämpfen haben, herrscht nach Ansicht des IWF bereits Deflation. Da der Preisdruck im Euroraum verhalten bleiben dürfte, könne es zu einem Rückgang der langfristigen Inflationserwartungen kommen, was die Erholung gefährden würde, warnt der IWF.

   Auch die Bundesbank hat auf die Forderung nach EZB-Lockerung umgehend reagiert. "Die Bundesbank nimmt die wiederholten geldpolitischen Empfehlungen des IWF zur Kenntnis und weist darauf hin, dass der EZB-Rat die Inflationsentwicklung sorgfältig beobachtet", sagte Bundesbank-Vorstandsmitglied Andreas Dombret. Die Geldpolitik im Euroraum sei bereits sehr wachstumsfreundlich.

   Die Finanzminister der 20 führenden Industrie- und Schwellenländer der Welt (G-20) treffen sich ab Donnerstag in Washington im Zuge der Frühjahrstagung von IWF und Weltbank. Ein bestimmendes Thema wird dabei auch die Krise in der Ukraine sein. "Es macht allen Sinn, dass wir mit dem IWF, aber auch mit unseren anderen Partnern darüber reden, welche möglichen Auswirkungen die Ukraine auf die Weltwirtschaft haben kann", sagte der Beamte.

   Der Währungsfonds habe in seinem jüngsten Weltwirtschaftsausblick vor diesem Hintergrund bereits eine Korrektur der Aussichten für Russland vorgenommen. Doch die Aussichten seien unsicher, betonte der Beamte. "Wir wissen alle nicht, ob die Situation deeskaliert oder eskaliert", sagte er. "Das werden die nächsten Stunden, Tage oder jedenfalls Wochen zeigen."

   Die jüngsten Wachstumsprognosen des IWF für die Eurozone sehe die Bundesregierung als Bestätigung dafür, "dass wir mit diesen Zahlen den Turnaround jedenfalls aus unserer Sicht geschafft haben". Zwar könne man die Zahlen nicht mit denen für andere Weltregionen vergleichen. "Man darf auch nicht vergessen, aus welcher schweren Krise wir als Eurozone kommen", betonte er.

   Der Währungsfonds zeigte sich in seiner Prognose für den Euroraum deutlich optimistischer als im Oktober und auch noch etwas positiver als im Zwischen-Update vom Januar. Für das laufende Jahr geht der IWF nun von einem Zuwachs des Bruttoinlandsproduktes von 1,2 Prozent und für 2015 von 1,5 Prozent aus.

   Der Weltwirtschaft sagt der IWF ein Wachstum von 3,6 Prozent nach einem Plus von 3,0 Prozent im vergangenen Jahr voraus. Für 2015 erwartet er eine Beschleunigung des weltweiten Wachstums auf 3,9 Prozent. Besonders in Russland dürfte das Wachstum jedoch deutlich geringer ausfallen als bislang erwartet, da der Westen wegen der Auseinandersetzungen um die Ukraine seine Mittel aus Russland abziehen werde.

   Kontakt zum Autor: andreas.kissler@wsj.com

   (Mitarbeit: Ian Talley und Gisela Simon)

   DJG/DJN/ank/jhe

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   April 08, 2014 12:06 ET (16:06 GMT)

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