Trotz robustem Plus 14.08.2015 11:30:45

Deutsches Wachstum verfehlt die Erwartungen

Das Bruttoinlandsprodukt legte von April bis Juni um 0,4 Prozent im Vergleich zum Vorquartal zu, wie das Statistische Bundesamt am Freitag mitteilte. Im ersten Quartal waren 0,3 Prozent verzeichnet worden. Von Dow Jones befragte Volkswirte hatten allerdings mit 0,5 Prozent im zweiten Quartal gerechnet.

Vor allem eine gute Exportentwicklung sorgte für positive Impulse. Begünstigt vom schwachen Euro stiegen die Exporte nach vorläufigen Berechnungen sehr viel stärker als die Importe. Vor allem die Warenexporte legten nach Angaben der Statistiker gegenüber dem Vorquartal deutlich zu. Im ersten Quartal hatte sich der Außenhandel noch als Dämpfer erwiesen: Zwar wurden zu Jahresbeginn etwas mehr Waren und Dienstleistungen exportiert, die Importe stiegen aber sehr viel kräftiger.

China bremst

Ob der positive Trend beim Export anhält, scheint aus Sicht der Experten eher fraglich zu sein. Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer lenkte den Blick auf China. Die deutschen Unternehmen hätten den schon länger nachlassenden Schub aus China durch mehr Geschäft in den Industrieländern ausgleichen können. "Aber auf Dauer wird ihnen das bei einem weiteren Nachlassen des chinesischen Wachstums nicht gelingen", mahnte er.

Auch die Analysten der Landesbank Baden-Württemberg verwiesen auf die Probleme im Reich der Mitte. Angesichts der sich wieder aufhellenden Frühindikatoren und des günstigen Umfelds für die Binnennachfrage - genannt wurde die niedrige Inflation und ein hoher Beschäftigungsstand - gehe man zwar davon aus, dass die Konjunktur in der zweiten Hälfte nochmals etwas zulegen werde. "Allerdings lässt sich kaum verhehlen, dass die Risiken mit den jüngsten Turbulenzen in China und angesichts der generell zunehmenden Unsicherheit in den Emerging Markets zuletzt gestiegen sind", mahnten die Experten.

Der Chefvolkswirt des Bankhauses Lampe, Alexander Krüger, reagierte insgesamt eher zurückhaltend auf die neuen Zahlen. Der BIP-Anstieg im zweiten Quartal entspreche zwar den eigenen Erwartungen. "Alles in allem hält unsere eher defensive Prognosehaltung dennoch an", erklärte Krüger und nannte als Hauptgrund die Entwicklung der Weltwirtschaft. Diese werde aufgrund unzureichender Strukturreformen und der auf hohem Niveau weiter steigenden Gesamtverschuldung nur verhalten wachsen. Auch angesichts der schwelenden geopolitischen Krisen werde sich der Export daher künftig eher schwer tun, meinte Krüger. Dies wiederum werde wohl eine dämpfende Wirkung auf die Investitionstätigkeit haben.

DIHK-Hauptgeschäftsführer Martin Wansleben sprach von einem "gedopten Wachstum" durch geringe Zinsen und Ölpreise sowie dem niedrigen Wechselkurs. "Doch darauf können wir nicht dauerhaft setzen", blickte auch er unter anderem auf China. Zwar schiebe der schwache Euro die Geschäfte mit Amerika und Asien zusätzlich an. "Doch etliche Volkswirtschaften in Schwellenländern sind derzeit vor allem mit sich selbst beschäftigt. Für eine höhere Wachstumsdynamik müssen sie zunächst ihre Probleme vor Ort lösen", sagte Wansleben.

"Trotz Bremseffekten positiv"

BayernLB-Analyst Stefan Kipar zeigte sich hingegen eher optimistisch. Die Konjunktur stehe auf einem breiten Fundament. Angesichts des niedrigen Ölpreises und der sich belebenden Konjunktur in wichtigen Absatzmärkten wie den USA und dem Euro-Raum bleibe die Perspektive für die nächsten Quartale "trotz Bremseffekten aus den Schwellenländern positiv".

BNP Paribas-Volkswirt Dominic Bryant sah ebenfalls positive Zeichen, unter anderem beim Industriesektor. Dieser werde angesichts der Bestellungen im dritten Quartal wohl wieder mehr Wachstum verzeichnen, meinte Bryant.

Konsumausgaben steigen

Zweite, wenn auch kleinere Stütze für die BIP-Daten im zweiten Quartal waren die privaten und staatlichen Konsumausgaben, die sich den Angaben zufolge weiter positiv entwickelten. Gebremst wurde das Wachstum durch schwache Bruttoinvestitionen. Insbesondere in Bauten wurde weniger investiert, im ersten Quartal hatte sich hier noch ein robusterer Trend gezeigt. Zudem gab es einen merklichen Vorratsabbau.

Im Vorjahresvergleich erhöhte sich das BIP im zweiten Quartal um 1,6 Prozent. Die von Dow Jones befragten Experten waren hier etwas vorsichtiger und hatten 1,5 Prozent vorhergesagt.

Die Wirtschaftsleistung im zweiten Quartal wurde von 42,8 Millionen Erwerbstätigen im Inland erbracht, das waren 175.000 Personen oder 0,4 Prozent mehr als ein Jahr zuvor.

BERLIN (Dow Jones)

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