11.05.2014 17:17:47

Deutscher Wirtschaftsweiser fordert Maßnahmen gegen Euro-Stärke

BERLIN (dpa-AFX) - Der deutsche Wirtschaftsweise Peter Bofinger fordert von der Europäischen Zentralbank (EZB) Maßnahmen gegen den seiner Ansicht überbewerteten Euro. "Die EZB müsste eben in großem Stil amerikanische Staatsanleihen kaufen - die dafür nötigen Euro-Beträge kosten sie nichts, und auf die US-Anleihen gäbe es sogar noch Zinsen", sagte das Mitglied des Sachverständigenrats der "Welt am Sonntag". Deutsche Unternehmen müssen sich allerdings aus Sicht des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln (IW) wegen eines hohen Euro-Kurses weniger Sorgen machen. Die Aufwertung sei besonders für die exportorientierte Wirtschaft der kriselnden Euro-Staaten ein Problem, sagte IW-Chef Michael Hüther der Wirtschaftszeitung "Euro am Sonntag".

In den vergangenen Monaten hat der Euro gegenüber anderen Währungen an Wert gewonnen und liegt inzwischen bei knapp 1,38 Dollar. "Der aktuelle Euro-Kurs ist hoch, aber historisch keinesfalls außergewöhnlich", sagt Stefan Bielmeier, Chefökonom der DZ Bank der "Welt am Sonntag".

"Der Euro ist leicht überbewertet, aber nicht in einem Besorgnis erregenden Ausmaß", lautet auch das Urteil von Berenberg-Chefvolkswirt Holger Schmieding dem Blatt gegenüber.

Europas Exporteuren macht der hohe Kurs dennoch das Leben schwer, weil ihre Waren im außereuropäischen Ausland teurer werden. Bereits in der vergangenen Woche hatte Frankreichs Premierminister Manuel Valls kritisiert, dass der Euro zu stark sei.

"Die deutschen Exporteure sind dagegen durch ihre Position als Weltmarktführer, verdeckte Champions oder allein durch ihren kundenorientierten Differenzierungsspielraum weniger von einer preisempfindlichen Nachfrage abhängig", erklärte Hüther.

Ähnlich äußerte sich Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer. "Die aus dem Eurokurs resultierenden Gefahren werden meist übertrieben", sagte er "Euro am Sonntag". "Erstens ist der Euro nicht außergewöhnlich stark. Zweitens schiebt die für Deutschland viel zu expansive Geldpolitik die Wirtschaft so stark an, dass jegliche aus dem Eurokurs resultierende Belastung überkompensiert würde."

Hintergrund der immer wieder aufkommenden Debatte sind vor allem wirtschaftspolitische Weichenstellungen in der Vergangenheit: In der Zeit vor der Euro-Einführung haben viele andere nationale Währungen in Europa gegenüber der D-Mark abgewertet. Das half den Ländern damals, bei Exporten wettbewerbsfähig zu bleiben. Diese Möglichkeit besteht seit Einführung des Euro nicht mehr, was den kriselnden Länder im Süden Europas heute Probleme bereitet. Die Europäische Zentralbank hält den Leitzins seit Monaten auf dem Rekordtief von 0,25 Prozent.

Nach Ansicht von Bofinger sollte die Europäische Zentralbank (EZB) direkt am Devisenmarkt ansetzen: "Wechselkurse bewegen sich weitgehend losgelöst von makroökonomischen Fakten, deshalb ist es gerechtfertigt, wenn die Notenbanken da eingreifen." Der Wirtschaftsweise räumte aber ein, dass zum Beispiel ein Ankauf amerikanischer Staatsanleihen nur als abgestimmte Aktion mit anderen Notenbanken erfolgversprechend sei, um einen Währungskrieg zu vermeiden./fri/DP/zb

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