16.08.2013 11:22:32
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Deutsche Flugsicherung könnte in Großbritannien scheitern - Medien
Die Deutsche Flugsicherung hat ehrgeizige Expansionspläne. Das bundeseigene Unternehmen will einen Anteil im Wert von rund 200 Millionen Pfund an der britischen Flugsicherung NATS, kaufen. Obwohl die Deutschen das höchste Gebot abgegeben haben, könnte der Deal scheitern. Einige Airlines, die am britischen Flugsicherer beteiligt sind, lehnen einen Verkauf an die Deutsche Flugsicherung ab, berichtet der TV-Sender Sky News.
Die Lage scheint verstrickt. Die britische Flugsicherung ist bereits teilprivatisiert, eine Gruppe von Airlines will nun Anteile an der National Air Traffic Services (NATS) abstoßen. Die willigen Verkäufer, zu denen unter anderem die Deutsche Lufthansa gehört, sind Teil einer Gruppe unter dem Namen The Airline Group. Alle Airlines dieser Gruppe haben aber anscheinend noch ein Mitspracherecht bei dem Deal.
Die Deutsche Flugsicherung (DFS) muss sich zwar zunächst mit den Verkäufern der Beteiligung einigen. Dazu gehören neben der Lufthansa TUI, Thomas Cook und Virgin Atlantic. Hier scheint das Unternehmen mit Sitz im hessischen Langen freie Bahn zu haben, die vier Unternehmen wollen ihren Anteil fast komplett abgeben. Bei den drei anderen Fluggesellschaften, die ebenfalls Mitglied der Airlines Group sind, gibt es aber wohl heftigen Gegenwind.
Mindestens eine dieser Airlines von British Airways, easyjet und Monarch, habe am Donnerstag formal Widerstand gegen einen Verkauf an die DFS eingelegt. Die Ausgestaltung der Aktionärsvereinbarung der Airline Group sei zwar unklar. Informanten zufolge könnten aber einzelne Mitglieder bei einer Veränderung der NATS-Eigentümerstruktur ein Veto einlegen, schreibt Sky News. Das gelte unabhängig davon, ob sie ihre Anteile verkaufen oder nicht.
Die Hintergründe dieser Entwicklung sind brisant. Die DFS hat dem Bericht zufolge das mit Abstand höchste Gebot für den NATS-Anteil abgegeben. Dennoch fordere mindestens eine der drei Airlines einen Verkauf an den Universities Superannuation Scheme, dem zweitgrößten britischen Pensionsfonds in Privatbesitz. Gerüchten zufolge könnte der Fonds sogar kurzfristig den Status als bevorzugter Bieter erhalten. Ein Informant betonte aber, dass bisher noch nichts festgelegt wurde.
Die Offerte des Pensionsfonds liege deutlich unter der aus Deutschland. Allerdings unterscheide sie sich in einem wichtigen Punkt: Der Fonds stelle wesentlich weniger Bedingungen hinsichtlich der künftigen NATS-Eigentümerstruktur und Änderungen der Unternehmensführung. Der britische Staat ist bisher noch der größte Anteilseigner der Flugsicherung, die Airline-Vereinigung kommt insgesamt auf eine Beteiligung von 42 Prozent an der NATS.
In der Vergangenheit hatten sich Mitglieder der Airline Group zurückhaltend zu einem Verkauf eines Anteils an eine Flugsicherung geäußert. Der Grund: Sie befürchten, dass der neue Inhaber die Gebühren erhöht.
NATS und easyJet wollten sich Sky News zufolge nicht zu den Informationen äußern. British Airways war nicht für eine Stellungnahme zu erreichen. Eine Sprecher des britischen Verkehrsministeriums sagte, dass man die Situation zwar verfolge. Ein Deal sei aber Sache der Airlines und zu den beteiligten Parteien äußere sich das Ministerium nicht.
DFS-Sprecher Axel Raab sagte Dow Jones Newswires, dass die Flugsicherung schon vor geraumer Zeit Interesse an der britischen Flugsicherung bekundet hatte. "Wir nennen aber keine Details und kommentieren Spekulationen nicht", ergänzte der Sprecher. Eine Lufthansa-Sprecherin wollte sich nicht zu den Informationen äußern. Der Lufthansa war der NATS-Anteil im Zuge der Übernahme vom BMI zugefallen. Seit einiger Zeit bemüht sich die Frankfurter Airline, Randgeschäfte zu verkaufen, wozu der NATS-Anteil zählen dürfte. Bei TUI und Thomas Cook war kurzfristig niemand für einen Kommentar zu erreichen.
Trotz des Gegenwinds könnte ein Anteilskauf der DFS möglicherweise aber doch zügig über die Bühne gehen. Das Handelsblatt schreibt, dass ein Einstieg der Deutschen in greifbarer Nähe sei. Das Geschäft könnte noch diesen Monat über die Bühne gehen, heißt es.
Die DFS würde sich mit einem Zukauf an die Spitze einer absehbaren Neuordnung des europäischen Luftraums stellen und künftig noch stärker am Markt für Atlantikflüge teilhaben, so die Zeitung. Nach der Liberalisierung der Airlines und Flughäfen hat sich die EU-Kommission schon seit längerem die Flugsicherungen vorgenommen, die hoheitliche Aufgaben wahrnehmen. Noch immer gibt es in Europa Dutzende Luftraumblöcke, die jeweils durch die nationalen Flugsicherungen überwacht werden: Teure und klimaschädliche Umwege für Airlines sind die Folge.
Großbritannien ist eine Ausnahme in der europäischen Flugsicherung: Die NATS ist im Unterschied zu anderen Flugsicherungen in Europa bereits teilprivatisiert. Die Deutschen hätten sich mit einer Beteiligung eine aussichtsreiche Position gesichert, falls die britische Regierung doch noch Ernst machen würde mit einem Ausstieg aus der NATS, so das Handelsblatt.
2009 waren Aufgaben der staatlichen DFS neu definiert worden. Seitdem darf das Unternehmen, das dem Bund gehört, aber privatrechtlich organisiert ist, auch im Ausland aktiv werden. Der Luftraum über Großbritannien zählt zu den wichtigsten Regionen in Europa. Die britischen Fluglotsen kontrollieren dem Blatt zufolge allein ein Drittel des europäischen Luftverkehrs.
Mitarbeit: Kirsten Bienk
Kontakt zum Autor: unternehmen.de@dowjones.com
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August 16, 2013 04:51 ET (08:51 GMT)
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