24.10.2014 08:20:35

Deutsche Banken atmen nach Stresstest durch

   Von Madeleine Nissen und Isabel Gomez

   Ein Kraftakt ist bald zu Ende. Bei deutschen Bankern und Aufsehern war am Donnerstag in Frankfurt noch deutlich die Anstrengung der vergangenen Monate zu spüren. Seit einem Jahr bereiten europaweit die Aufseher die Übergabe der Bankenaufsicht an die Europäische Zentralbank (EZB) vor. Am 4. November ist es soweit. Bis dahin will die EZB ein klares Bild über den Zustand der Banken haben. Dieser ist nicht glamourös, aber von Katastrophen war am Donnerstag zumindest in Deutschland nichts zu hören.

   Faule Kredite und dünne Kapitaldecken hatten zuvor manch deutschen Bankenvorstand beunruhigt. Mit dem Ergebnis, dass viele die Flucht nach vorn ergriffen und kräftig Kapital aufnahmen. Das Tempo beim Abbau der faulen Kredite nahm ebenfalls an Fahrt auf.

   Bei der Commerzbank hatten Analysten von der UBS zuletzt die unterdurchschnittliche Kernkapitalquote als Risiko gewertet. Die Commerzbank konnte Ende des ersten Halbjahres nach den Übergangsregeln 11,7 Prozent vorweisen. Im Schnitt haben die Banken in der Eurozone das harte Kernkapital von 12,4 Prozent im Vorjahr auf 13 Prozent erhöht.

   Das Abbauportfolio im Volumen von 92 Milliarden Euro zum Ende des ersten Halbjahres ist für die Commerzbank ebenfalls ein Problem. Allerdings kommt sie mit dem Abbau gut voran. Ende vergangenen Jahres waren noch 116 Milliarden Euro im Abbauportfolio. Die faulen Kredite in der Schiffsfinanzierung betrugen zum Endes des ersten Halbjahres 3,5 Milliarden Euro und in der gewerblichen Immobilienfinanzierung 3,7 Milliarden Euro.

   Auch die Deutsche Bank kämpft mit faulen Krediten, den so genannten Non-Performing-Loans. Diese hätten mit einem Volumen von 18,1 Milliarden Euro zum Ende des zweiten Quartals ein für den Stresstest relevantes Ausmaß, wie die UBS-Analysten erläutern. Auch die Level 3 Assets, also Vermögenswerte, für die es nur Schätzungen gibt, seien mit 28,5 Milliarden Euro möglicherweise ein Problem.

   Commerzbank und Deutsche Bank sollten bestanden haben, Münchener Hypothekenbank fällt mit Ankündigung durch

   Trotz dieser Schwierigkeiten rechnet kaum ein Analyst damit, dass die Commerzbank oder die Deutsche Bank durchgefallen sind. Viele Banken, allen voran die Deutsche Bank, hatten mit teils massiven Kapitalmaßnahmen vorgesorgt. Mit einer Kapitalerhöhung von 8,5 Milliarden Euro dürfte die Deutsche Bank Zweifel an der Kapitalausstattung ausgeräumt haben. Selbst wenn die Aufseher in der Bilanz des Vorjahres Lücken entdeckt haben sollten, sind diese mit der Kapitalerhöhung wohl kein Thema mehr.

   Auch die Commerzbank ist ihre größten Probleme rechtzeitig angegangen. Zwischen Ende 2013 und September 2014 hat die Bank kräftig aus dem Abbauportfolio verkauft: Im Februar spanische Immobilienkredite im Volumen von 710 Millionen Euro, im Juni gewerbliche Immobilienkredite aus Spanien, Portugal und Japan in Höhe von insgesamt 5,1 Milliarden Euro und im August schließlich neun Containerschiffe, deren Verkaufserlöse zur Rückführung von Krediten von rund 160 Millionen Euro verwendet wurden.

   Ende des ersten Halbjahrs war das Abbauportfolio noch 92 Milliarden Euro schwer. Das zwischenzeitlich ausgegebene Ziel, das Portfolio bis Ende 2016 auf 75 Milliarden Euro zu trimmen, hat die Commerzbank weiter nach unten angepasst. Nun sollen Ende 2016 die Portfolios in den Bereichen Gewerbliche Immobilienfinanzierung und Schiffsfinanzierung durch wertschonenden Abbau auf rund 20 Milliarden Euro reduziert werden und die Public-Finance-Portfolios auf 47 Milliarden Euro.

   Unter den Landesbanken galt insbesondere die HSH Nordbank wegen der faulen Kredite im Schiffsportfolio als Wackelkandidat. Die Milliardengarantien der Länder dürften hier die Rettung gewesen sein. Vorerst.

   Die Münchener Hypothekenbank hatte bereits im Juli mitgeteilt, dass sie formell durch den Stresstest fallen wird. Der Grund liegt in der harten Kernkapitalquote von 6,3 Prozent zum Ende des vergangenen Jahres. Diese liegt deutlich unter den geforderten 8 Prozent. Insgesamt lag die Kapitalquote zwar bei mehr als 16 Prozent. Da aber stille Beteiligungen der Eigentümer nicht berücksichtigt wurden, fiel die harte Quote niedriger aus.

   Was kommt nach dem Test?

   Große Erleichterung also bei den allermeisten. Was passiert nun nach dem Stresstest? Jene Banken, bei denen ein Problem aufgetreten ist, müssen handeln. Auch dafür haben die Aufseher klare Regeln vorgegeben. Für alle Problemfälle - egal ob sich Kapitallücken bereits bei der Bilanzprüfung oder erst beim Stresstest ergeben haben - gilt: Binnen zwei Wochen erwartet die EZB einen Plan, wie diese Lücken geschlossen werden. Bei Privatbanken liegen Kapitalerhöhungen nahe. Bei den Landesbanken müssten die Länder bereitstehen.

   Ergeben sich die Lücken bei der Bilanzprüfung oder im Stresstestszenario, müssen die Kapitalmaßnahmen binnen eines halben Jahres umgesetzt werden. Weil das so genannte Adverse Szenario extreme Konjunktur- und Marktentwicklungen simuliert, haben Banken, die in diesem Szenario zu wenig Eigenkapital vorweisen, neun Monate Zeit, um Maßnahmen umzusetzen.

   Dass es nach dem Stresstest zu Engpässen am Markt oder zu heftigen Schwankungen kommt, erwarten Beobachter indes nicht. Zum einen haben viele Banken bereits im laufenden Jahr die Märkte angezapft. Zum anderen haben sich Analysten vor den Stresstests die Finger wund geschrieben und die unterschiedlichsten Durchfall- und Durchkomm-Szenarien entworfen. Die werden Investoren genau studiert und sich ein Bild gemacht haben. Auch die Vorstände haben laut Insidern die Investoren so gut es geht vorbereitet.

   Kontakt zu den Autorinnen: madeleine.nissen@wsj.com und isabel.gomez@wsj.com

   DJG/mln/igo/smh

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   October 24, 2014 02:05 ET (06:05 GMT)

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