Ein Gewinnsprung im zweiten Quartal versüßt John Cryan den Start als Vorstandschef der Deutschen Bank; doch der Brite sieht keinen Grund zu jubeln.
Die Bank müsse effizienter werden, sagte er. Die Kosten seien "inakzeptabel" hoch. Alle Länder, Geschäftsfelder, Produkte und Geschäftsbeziehungen, die sich nicht rechneten, stehen laut Cryan auf dem Prüfstand. Sein Motto: Weg von "verschwenderisch hohen Kosten" und hin zu "attraktiven Erträgen für die Aktionäre."
Cryan ist frisch im Amt und versucht, die Probleme der Vergangenheit in den Griff zu bekommen. Dazu zählen in erster Linie die vielen Prozesse. Auch in den Vorstandsetagen anderer europäischen Banken weht ein frischer Wind. Im Juli wurden neben der Deutschen Bank auch bei Credit Suisse und Barclays neue Vorstandschefs ernannt.
Im zweiten Quartal hat die Deutsche Bank den Nettogewinn von 237 Millionen auf 796 Millionen Euro mehr als verdreifacht. Allerdings hatten Analysten mit 842 Millionen Euro etwas mehr erwartet. Der Gewinnsprung kam neben einem starken operativen Geschäft auch dank einer niedrigeren Steuerabgabe zustande. Im Vorjahr war die Steuerabgabe höher ausgefallen, weil die sehr hohen Rechtskosten nicht steuerabzugsfähig waren. Im zweiten Quartal betrugen die Aufwendungen für Rechtsstreitigkeiten 1,2 Milliarden Euro. Die Rückstellungen für Rechtsstreitereien betrugen zum Quartalsende 3,8 Milliarden Euro.
Bankbilanzen im 2. Quartal 2015
JPMorgan
Die US-Großbank
JPMorgan hat dank Kostensenkungen zu Jahresbeginn mehr verdient. Der Überschuss stieg im zweiten Quartal um 5,2 Prozent auf 6,29 Milliarden Dollar. Im wichtigen Handel mit festverzinslichen Wertpapieren fielen die Einnahmen allerdings um 21 Prozent.
Wells Fargo
Der Gewinn von
Wells Fargo sank im zweiten Quartal im Jahresvergleich von 5,73 auf 5,72 Milliarden Dollar. Die Erlöse stiegen hingegen um ein Prozent auf 21,3 Milliarden Dollar.
Bank of America
Die
Bank of America hat ihren Gewinn im zweiten Quartal dank deutlich gesunkener Sonderlasten mehr als verdoppelt. Der Überschuss summierte sich auf 4,99 Milliarden Dollar.
Goldman Sachs
Neue Rückstellungen wegen zweifelhafter Geschäfte aus der Zeit der Finanzkrise haben den Gewinn der US-Investmentbank
Goldman Sachs im zweiten Quartal schwer belastet. Der Überschuss halbierte sich nahezu verglichen mit dem Vorjahreswert auf 1,05 Milliarden Dollar.
Citigroup
Die US-Großbank
Citigroup bleibt im Aufwärtstrend: Im zweiten Quartal verdiente das Institut 4,8 Milliarden Dollar. Citigroup profitierte erneut von deutlich gesunkenen Kosten. Unter anderem musste die Bank weniger für Rechtsrisiken zurücklegen.
Morgan Stanley
Die US-Investmentbank
Morgan Stanley hat wegen höherer Kosten und Steuerbelastungen im zweiten Quartal weniger verdient. Der Nettogewinn im fortgeführten Geschäft fiel um knapp neun Prozent auf 1,67 Milliarden Dollar. Im Vorjahreszeitraum hatten noch positive Steuereffekte das Ergebnis nach oben getrieben.
Credit Suisse
Die Schweizer Großbank
Credit Suisse hat im zweiten Quartal von einem guten Geschäft in Asien und von reichen Kunden profitiert. Der Gewinn vor Steuern im fortgeführten Geschäft sei um zwei Prozent auf 1,81 Milliarden Schweizer Franken (rund 1,72 Milliarden Euro) gestiegen. Unter dem Strich stand ein Überschuss von 1,05 Milliarden Franken.
UBS
Die Schweizer Großbank
UBS konnte ihren Gewinn deutlich steigern. Vor allem dank eines starken Ergebnisses in der Vermögensverwaltung stand unter dem Strich ein Plus von 1,21 Milliarden Schweizer Franken (1,14 Milliarden Euro) - 53 Prozent mehr als vor einem Jahr. Vor Steuern kletterte der Gewinn um 44 Prozent auf knapp 1,8 Milliarden Franken.
Vontobel
Vontobel konnte seinen Gewinn im ersten Halbjahr 2015 um 33 Prozent auf 97,4 Millionen Franken steigern. Die betreuten Kundenvermögen stiegen um 15 Prozent auf den Rekordstand von 142,2 Milliarden Franken.
Royal Bank of Scotland (RBS)
Die in der Finanzkrise großteils verstaatlichte
Royal Bank of Scotland (RBS) hat im zweiten Quartal überraschend einen Gewinn erzielt. Der Überschuss betrug trotz hoher Kosten für den tiefgreifenden Konzernumbau und Rechtsstreitigkeiten 293 Millionen Pfund (417 Millionen Euro). Experten hatten erneut mit einem Minus gerechnet.
Barclays
Die vor neuen Einschnitten stehende britische Großbank
Barclays hat dank eines stärkeren Investmentbankings ihren operativen Gewinn im zweiten Quartal gesteigert. Der um Sondereffekte bereinigte Vorsteuergewinn legte um knapp zwölf Prozent auf 1,85 Milliarden Pfund (2,6 Mrd. Euro) zu. Damit traf die Bank die Erwartungen von Analysten. Im Investmentbanking verdiente man 35 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Unter dem Strich stand sogar mehr als eine Verdreifachung des Gewinns auf knapp 1,4 Milliarden Pfund.
Santander
Die spanische Großbank
Santander bleibt im Aufwärtstrend. Im ersten Halbjahr kletterte der Überschuss verglichen mit dem Vorjahreszeitraum um mehr als die Hälfte auf knapp 4,3 Milliarden Euro. Damit erfüllte die Bank die Erwartungen von Analysten.
Oberbank
Die
Oberbank meldete im ersten Halbjahr 2015 Gewinnzuwächse: Der Nettogewinn (Überschuss nach Steuern) legte um 13,7 Prozent auf 83,7 Mio. Euro zu. Die Kreditrisikovorsorgen sanken um fast ein Viertel.
Deutsche Bank
Die
Deutsche Bank hat im zweiten Quartal trotz hoher Kosten den Nettogewinn von 237 Millionen auf 796 Millionen Euro mehr als verdreifacht. Allerdings hatten Analysten mit 842 Millionen Euro etwas mehr erwartet. Der Gewinnsprung kam neben einem starken operativen Geschäft auch dank einer niedrigeren Steuerabgabe zustande.
BNP Paribas
Starke Geschäfte im Auslands- und im Investmentbanking haben der französischen Großbank a href="/aktien/BNP_Paribas-Aktie">BNP Paribas den höchsten Quartalsgewinn seit 2012 beschert. Der Überschuss betrug 2,6 Milliarden Euro. Die Erträge stiegen um 16 Prozent auf 11,1 Milliarden Euro.
Lloyds Banking Group
Die
Lloyds Banking Group konnte ihren Überschuss im ersten Halbjahr um ein Drittel auf 1,32 Milliarden Euro steigern. Der Vorsteuergewinn legte um 38 Prozent auf 1,2 Milliarden Pfund zu.
UniCredit
Im zweiten Quartal stieg der Überschuss verglichen mit dem Vorjahreszeitraum um 30 Prozent auf 522 Millionen Euro, wie das Institut am Mittwoch in Mailand mitteilte. Die Erträge gingen leicht auf 5,7 Milliarden Euro zurück. Das war besser als von Analysten erwartet. Dabei profitierte die
UniCredit auch von der ultralockeren Geldpolitik, mit der die Europäische Zentralbank (EZB) die Konjunktur gerade auch in Südeuropa ankurbelt.
Société Générale
Unter dem Strich verdiente
Société Générale im zweiten Jahresviertel 1,35 Milliarden Euro, 25 Prozent mehr als vor einem Jahr. Die Bank kündigte zudem ein neues Programm an, mit dem bis 2017 weitere rund 850 Millionen Euro eingespart werden sollen. Derzeit läuft bereits eine Sparrunde, die die Kosten um rund 900 Millionen Euro drücken soll. Zudem setzte der Vorstand sich höhere Ziele für seine Kapitalpuffer.
Im Investmentbanking stiegen die Erträge dank der hohen Marktschwankungen und günstigen Wechselkursentwicklungen um 23 Prozent. Im Privatkundengeschäft trat die Bank mit einem Ertragsanstieg um 0,2 Prozent auf der Stelle. Im Global Transaction Banking verbuchte die Bank ein Ertragsplus von 11 Prozent und in der Vermögensverwaltung von 25 Prozent.
Die Leverage Ratio verbesserte sich um 20 Basispunkte auf 3,6 Prozent und ist damit noch ein gutes Stück von der Zielmarke bei 5 Prozent entfernt. Die Verschuldungsquote ist für Banken sehr wichtig geworden, da Regulierer hierauf ein besonderes Augenmerk haben. Je stärker eine Bank ihre Bilanz hebelt, um auf Pump Geschäfte zu machen, desto anfälliger ist sie für eine Schieflage. Das harte Kernkapital (CET1) verbesserte sich um 30 Basispunkte auf 11,4 Prozent und ist damit auf einem guten Niveau.
Im Vergleich zu den Wettbewerbern schneidet die Deutsche Bank gut ab. Die US-amerikanische Bank J.P. Morgan hatte den Gewinn dank Kostensenkungen und eines starken Übernahmegeschäfts leicht erhöht. Allerdings waren die Einnahmen im Handel gesunken. Die britische Barclays hatte die Erwartungen übertroffen.
Die Resonanz am Aktienmarkt war positiv. Bei den Kosten für Rechtsstreitigkeiten habe der Markt mit mehr als dem Doppelten gerechnet, sagte ein Händler. Die Gewinnqualität sei daher wesentlich höher als auf den ersten Blick ersichtlich. Händler lobten auch die erhöhte Eigenkapitalrendite und das angekündigte Sparprogramm. Die Eigenkapitalrendite nach Steuern war von 2,1 Prozent auf 5,7 Prozent gestiegen. Die Aktie steigt zu Handelsbeginn um 3,1 Prozent.
DJG/mln/brb
Dow Jones Newswires
Von Madeleine Nissen
FRANKFURT (Dow Jones)